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Die Schoene im Schnee

Die Schoene im Schnee

Titel: Die Schoene im Schnee
Autoren: Raeanne Thayne
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Kopf. Er sah sie in einem kaum vorhandenen, verführerisch roten Kleid. Sie schüttelte ihre dunklen Locken und sah ihn aus halb geöffneten Augen mit ihrem Schlafzimmerblick an.
    Verrückt. Er konnte schwören, der Frau noch nie in seinem Leben begegnet zu sein.
    Er zog ihre Jeans aus und verachtete sich selbst für das leise erwachende Interesse, mit dem sein Blick auf ihr hochgeschnittenes, pinkfarbenes Seidenhöschen fiel.
    Er schluckte schwer. „Ich … sehe bloß nach, ob Sie sich etwas gebrochen haben. Danach können Sie die Hose anziehen, die ich hier habe. Okay?“
    Sie nickte und beobachtete aus halb geschlossenen Augen misstrauisch, wie er ihr Bein abtastete und dabei so tat, als sei sie nur einer seiner Kameraden. Allerdings hatten Soldaten normalerweise weder solche samtweiche Haut noch sinnliche Kurven. Und hochgeschnittene rosa Seidenhöschen trugen sie auch nicht.
    „Soweit ich feststellen kann, ist nichts gebrochen“, sagte er schließlich und war sichtlich erleichtert, als er ihr endlich die verwaschenen, voluminösen Shorts anziehen und ihre aufreizende Haut damit verhüllen konnte.
    „Sind Sie Arzt?“, murmelte sie undeutlich.
    „Nein. Ich bin beim Militär, Ma’am. Major Brant Western, Kompanie A, 1. Bataillon, 75. Ranger Regiment.“
    Sie schien ihn kaum zu verstehen, dennoch nickte sie und schloss wieder die Augen, während er die Sofadecke über ihr ausbreitete.
    Ohne medizinische Erfahrung hätte ihn ihr Dämmerzustand wahrscheinlich alarmiert. Er hatte jedoch genügend Soldaten gesehen, die nach einem plötzlichen Schock genauso reagiert hatten. Es war so, als würde der Geist eine kurze Auszeit nehmen, um das Geschehene zu verarbeiten.
    Jetzt würde er sich erst einmal um Tag kümmern, und wenn sie dann noch immer so neben der Spur war, würde er Jake Dalton um Rat fragen, den einzigen Hausarzt im Ort.
    „Ma’am.“ Er sprach laut und monoton, was damit belohnt wurde, dass sich ihre Augen wieder ein kleines Stück öffneten. Es interessierte ihn, welche Farbe sie wohl hatten. „Ich muss mein Pferd in den Stall bringen und noch mehr Brennholz holen – für den Fall, dass der Strom ausfällt. Ich habe das Gefühl, dass uns eine ungemütliche Nacht bevorsteht. Sie und Ihr Wattebausch ruhen sich jetzt einfach hier aus und wärmen sich auf, ja?“
    Nach einer gefühlten unendlich langen Pause nickte sie und schloss wieder die Augen.
    Irgendwoher kannte Brant sie. Dass er nicht wusste, woher, ärgerte ihn. Nicht zuletzt deshalb, weil er immer stolz auf sein gutes Gedächtnis gewesen war.
    Er beobachtete, wie der Hund sie umkreiste und sich dann auf ihre Füße legte.
    Wer immer diese Frau war – wenn sie sich in einer solchen Nacht nach auf die Straße wagte, hatte sie nicht mehr Verstand als dieser Hund.
    Wahrscheinlich machte sich bereits jemand Sorgen um sie. Brant musste sich erst um Tag kümmern. Dann würde er herausfinden, ob es jemanden gab, den er verständigen musste.
    Er setzte sich den Stetson wieder auf und wagte sich erneut in die Klauen des Sturms.
    Schnell versorgte er Tag, und dann nahm er so viel Feuerholz, wie er nur tragen konnte, und ging damit zurück ins Haus.
    Allerdings hatte er das Gefühl, dass er in dieser Nacht noch einige Male Nachschub holen musste, und war dankbar, dass seine Mieterin und Hausverwalterin Gwen Bianca so gewissenhaft war und für den Winter gut vorgesorgt hatte.
    Was hätte er ohne sie nur getan? Plötzlich quälte ihn eine weitere Sorge.
    Seit sie ihm erzählt hatte, dass sie ein Haus in der Nähe von Jackson Hole kaufen wollte, wo sie regelmäßig ihre Töpferarbeiten ausstellte, überlegte er, was er in Zukunft tun sollte.
    Zurück im Haus, sah er nach seinem unerwarteten Besuch und fand die Frau immer noch schlafend vor. Allerdings zitterte sie nicht mehr, und als er ihre Stirn berührte, deutete nichts auf ein Fieber hin.
    Der Hund begrüßte ihn mit einem leisen Kläffen, ohne dabei seinen Platz auf den Füßen der Frau zu verlassen.
    Brant nahm Hut und Mantel ab, hängte beides im Windfang auf und ging ins Wohnzimmer zurück. Als er ihre Stirn berührt hatte, war sie offenbar aufgewacht. Vielleicht hatte sie auch das Kläffen des Hundes geweckt. Jedenfalls saß sie jetzt aufrecht und hatte die Augen geöffnet.
    Sie waren von einem sinnlich-zarten Grün. Jener Farbe, von der er während der harschen und trostlosen afghanischen Winter geträumt hatte. Die Farbe von Frühlingswiesen, die die Berge bedeckten. Von Hoffnung, von
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