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Die Schmerzmacherin.

Die Schmerzmacherin.

Titel: Die Schmerzmacherin.
Autoren: Marlene Streeruwitz
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beschwert, weil es zu laut gewesen war. Wegen des Fickens hätten sie zum alten Eibensteiner gehen müssen, darüber hätte der sich auch aufgeregt. Aber am Ende blieben die Gäste weg, denen das nicht gefiel. Die blieben einfach weg. Und der junge Eibensteiner sagte einem ins Gesicht, dass er es selbstverständlich nicht richtig fände, wenn im pool diese Sache gemacht würde. Nein. Das wäre sicherlich nicht richtig, und man sei ein gepflegtes Haus. Aber man wolle auch nicht in die Freiheit der Gäste eingreifen, und man könne doch erwarten, dass die Gäste das Klima ihres Aufenthalts selber herstellten. So etwas könne man doch regeln. Aber es war ganz einfach. Die Ficker ließen mehr Geld zurück als die anderen. Das Personal wusste immer gleich, wer wiederkommen würde und wer nicht. Spätestens beim Abendessen. Wenn keine Flasche Wein bestellt wurde. Und kein Aperitif. Dann konnte man es gleich wissen. Und die machten Wetten darauf. Das Personal machte Wetten auf das Geschlechtsleben der Gäste.
    Oh, wie sie sich in diese heruntergekommene Wohnung an der Grenze wünschte. Sie seufzte. Alle Zimmer grellhellblau ausgemalt. Aber eine Aussicht in die Hügel hinein. In die Morgensonne und das Fenster der Küche in den Abend. Sie wäre da erfroren. Der Kanonenofen in der Küche hatte gerade noch sich selbst erwärmen können, und sie hatte überhaupt nicht mehr aus dem Bett steigen wollen.
    Sie steckte die Hände in die Taschen ihrer Vliesjacke. Gegen die Kälte in dem Schlafzimmer da, und jeder Atem eine Wolke vor dem Gesicht gewesen. Die Wolken am Himmel draußen blassorange. Die Schneehänge der Hügel schon längst hinter dem Licht der Poolhalle verschwunden, und der Dämmer draußen das Glas der geheizten Panoramascheibe in einen Spiegel verwandelte.
    Sie hörte Stimmen. Um die Ecke. Da, wo es zum Dampfbad ging. Sie fand ihre Hände zu Fäusten geballt in den Taschen der Vliesjacke. Sie war halb aufgerichtet. Im Aufstehen steckengeblieben. Eingefroren. Sie ließ sich zusammensinken und nahm die Hände aus den Taschen. Legte sie auf ihren Bauch. Hielt die linke Hand mit der rechten fest. Steckte die Hände dann wieder in die Taschen zurück. Zum Wärmen. Und sie fühlte ihren Bauch da. Fest und warm. Lebendig.
    Und warum. Warum war ihr kalt. Warum hätte sie gerne noch eines der ganz großen Badetücher haben wollen und sich einwickeln. Über die Adidashose und die ganze Thermounterwäsche, die sie anhatte. Warum eine Saunasitzung eine Verlockung. Ja. Sie sollte in die Sauna gehen. Diese Diskussion mit sich abbrechen und sich da aufwärmen und alles herausschwitzen. Es war ja klar. Sie brauchte nicht mit sich selbst zu diskutieren. Sie hatte zu viel getrunken. Sie hatte zu viel erwischt. Sie wusste nicht einmal genau, wie sie zurückgekommen war. Immerhin. Sie hatte keine Sauerei gemacht. Das Zimmer war in Ordnung gewesen. Vorhin. Beim Aufstehen. Keine Spuren im Badezimmer. Aber das hieß. Sie hatte noch alles in sich. Der Alkohol kreiste noch in ihr. Sie hätte im Zimmer bleiben sollen. Wenn da nicht diese deprimierende Aussicht das Liegen unmöglich machte. Die Bierkisten und der Müllcontainer trieben sie in die Poolhalle. Oder in die Bar.
    Jemand lief an den pool. Das klatschende Tapsen nackter Füße nass auf den Fliesen. Das Wassergeraschel. Jemand stieg ins Wasser. Sprang nicht. Stieg über die Leiter und ließ sich ins Wasser fallen. Und dann fragte Gregory auch gleich, warum sie grinse, und sie musste sich nach rechts drehen, ihn sehen zu können. Gregory schaute über den Poolrand zu ihr herüber. Hochrot. Sein Gesicht und sogar seine Schultern rot angelaufen. Seine Haare nass am Kopf anliegend. Sie sah ihn an. Hatte sie gegrinst. Und warum war er da. Hatten sie heute früher aufgehört, und er hatte eine Saunasitzung eingelegt. Alle im compound waren Saunafanatiker und kamen hierher. Wenn sie nicht in dieses Casinohotel nach Tschechien fuhren. Ein heißer Schreck durchfuhr sie. Hatte Gregory sie hierhergebracht. Sie starrte Gregory an. »Gut aufgelegt.« fragte Gregory noch einmal und stieß sich vom Poolrand ab. Er paddelte auf dem Rücken liegend im Wasser und schaute sie an. Sie grinse, sagte sie hastig, weil sie neuerdings den Befehlen einer Mülltonne folge. Gregory hörte zu paddeln auf und sah sie prüfend an. Mitleidig? Einen Augenblick lehnte er sich zurück und musterte sie. Dann begann er auf dem Rücken zu schwimmen. Seine Arme holten nach hinten aus, und er zog sie den Körper entlang
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