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Die Schlucht

Titel: Die Schlucht
Autoren: Colin Forbes
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waren alle im Einsatz. Er war der Einzige, der noch da war. Tweed, ich weiß, dass ich Sie in der Vergangenheit schon viel zu oft um Hilfe gebeten habe …«
    »… aber jetzt möchten Sie, dass ich diesen Fall für Sie aufkläre, stimmt's?«
    »Ich übertrage Ihnen hiermit die volle Verantwortung für die Untersuchung.« Buchanan machte eine kurze Pause. »Allerdings müssten Sie dabei mit Reedbeck zusammenarbeiten. Aber er hat Ihren Weisungen zu folgen. Das werde ich ihm auch klipp und klar so sagen.«
    »Und warum das?«, fragte Tweed mürrisch.
    »Er hat Beziehungen zu den höchsten Kreisen. Nur aus diesem Grund ist er überhaupt bei Scotland Yard. Früher war er Inspector auf einer Polizeiwache in Hobartshire …«
    »Hobartshire? Wo ist das?«, fragte Tweed, aber Paula hatte schon ihre Englandkarte aufgefaltet und zeigte ihm, wo Hobartshire lag.
    »Vergessen Sie's, Roy«, erklärte Tweed, als Buchanan zu einer umständlichen Erklärung ansetzte, »Paula hat es schon gefunden.«
    »In Hobartshire sagen sich Fuchs und Hase Gute Nacht«, fuhr Buchanan fort. »Sie kennen sich doch ganz gut in Geschichte aus, Tweed, oder? Dann wissen Sie bestimmt auch, dass früher viele Parlamentsabgeordnete eigene Grafschaften hatten, in denen sie schalten und walten konnten, wie es ihnen beliebte. Sie regierten wie kleine Könige. In Hobartshire ist das heute noch so ähnlich. Die Grafschaft gehört praktisch einem Lord Bullerton, der ein persönlicher Freund Reedbecks ist. Das hat Reedbeck seine Stelle bei Scotland Yard und die Beförderung zum Chief Inspector eingebracht, und ich konnte leider nichts dagegen tun. Als Leiter der Antiterrorabteilung habe ich keine Zeit, mich mit Personalangelegenheiten zu beschäftigen.«
    »In Ordnung, Roy«, erklärte Tweed grimmig. »Ich übernehme den Fall. Aber nur, wenn Sie dem Katastrophenbullen unmissverständlich klarmachen, dass ich das Sagen habe. Und sagen Sie ihm, dass er seinen Pathologen wieder abbestellen soll. Ich rufe jetzt Professor Saafeld an, der ist in einer Viertelstunde hier. Paula und ich fahren inzwischen zur Polizeiwache in die Pine Street und sehen uns an, wen Reedbeck ohne jegliche Beweise als Mörder festgenommen hat. Sie können mich auf Paulas Handy erreichen, die Nummer haben Sie ja. Einen schönen Tag noch.«
    Tweed beendete das Gespräch und rief Professor Saafeld an, der ihm zusicherte, in zehn Minuten mit seinem Team am Tatort zu sein.
    »Und lassen Sie sich von Chief Inspector Reedbeck nicht dreinreden«, sagte Tweed. »Der Mann ist nicht gerade eine Intelligenzbestie.«
    »Keine Sorge. Mit dem komme ich schon klar.«
    Tweed und Paula fuhren aus der stillen Bexford Street in den dichten Stadtverkehr. Als sie endlich in der Pine Street ankamen, wartete dort bereits ein Motorradkurier von Scotland Yard auf sie.
    »Der ist für Sie, Sir«, erklärte der Kurier, während er an den Audi trat und Tweed einen großen versiegelten Umschlag übergab. »Von Commander Buchanan.«
    »Muss ich Ihnen den Empfang quittieren?«, fragte Tweed.
    »Nicht nötig, ich weiß, wer Sie sind.«
    Tweed öffnete den Umschlag und zog zwei offiziell aussehende Dokumente daraus hervor, die er kurz überflog. Als er die Unterschriften auf beiden Dokumenten sah, runzelte er erstaunt die Stirn.
    »Wenn die uns hier Ärger machen, werden sie ihr blaues Wunder erleben«, sagte er zu Paula. »Weichen Sie nicht von meiner Seite.«
    Die Polizeiwache in der Pine Street war ein hässlicher, neuer Betonkomplex mit einer großen Antenne auf dem Flachdach. Tweed ging zur Pforte, wo hinter dickem Panzerglas ein finster dreinblickender Polizist saß.
    »Da werden Sie sich eine Weile gedulden müssen«, brummte der Mann, nachdem Tweed ihn um Einlass ersucht hatte. »Wir haben viel zu tun«, erklärte er mit rauer Stimme.
    »Nichts da«, erwiderte Tweed, der dem Mann seinen SIS-Ausweis und eines der Schreiben hinhielt, die er von Buchanan erhalten hatte. »Ich hoffe für Sie, dass Sie lesen können.«
    Der Mann schluckte und murmelte eine Entschuldigung.
    »Machen Sie sofort die Schranke auf, oder ich sorge dafür, dass Sie in die finsterste Provinz versetzt werden«, herrschte Tweed ihn an.
    »Wir … wir hatten hier noch nie jemanden, der direkt vom Assistant Commissioner kam«, stammelte der Polizist. »Ich schätze, Sie wollen zu dem Mörder, den wir heute eingesperrt haben.«
    »Sie haben's erfasst«, erwiderte Tweed. »Ich möchte den Mann zusammen mit Miss Grey vernehmen. Und zwar ungestört, ist
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