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Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Titel: Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5
Autoren: Arena
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Leib erkannte, gab einen verhaltenen Summlaut von sich, der in Elinn instinktive Abwehr auslöste, obwohl sie nicht verstanden hatte, was der Falaner von ihr wollte. Erst als der Laut sich wiederholte, begriff sie: Sie solle den Helm abnehmen, damit ihre Artgenossen erkannten, wer sie war.
    Elinn zögerte. Der Gedanke, sich ohne Raumhelm unter freiem Himmel aufzuhalten, war ihr fremd. Gewiss, dies war die Erde, umgeben von einer Atmosphäre, die man einfach so atmen konnte … Nun gut. Es musste wohl sein. Sie löste den Verschluss, nahm den Helm ab und schüttelte ihre Lockenmähne frei.
    Hitze und eine verwirrende Vielzahl an Gerüchen. Scharfe, beißende, liebliche – die meisten konnte sie nicht einordnen. Etwas roch, wie es in den Tiefen der Siedlung bei den Fischtanks roch. Sie erkannte einen Erdgeruch, wie in den Treibhäusern, wenn die Beete frisch umgegraben waren. Außerdem roch es nach Metall und Schmieröl und Steinstaub und Klebstoff …
    Und es herrschte Lärm. In der Ferne knatterten Hubschrauber, die meisten davon bunt bemalt: Reporter der Nachrichtennetzwerke. Hinter einem hohen Metallzaun, der das gesamte Gelände umschloss, standen unglaublich viele Leute versammelt, riefen, winkten, schwenkten Fahnen und Spruchbänder und hier und da leuchteten über ihnen Schriftzüge auf wie »Willkommen auf der Erde, Besucher aus dem All!« oder »Weg mit allen Barrieren!« .
    So standen Elinn und die Aliens da – und weiter geschah erst einmal nichts. Die Falaner schwiegen. Sie rührten sich nicht von der Stelle, aber irgendwie hatte Elinn den Eindruck, dass sie doch irgendetwas taten. Sie verstand es nur nicht. Sie schwenkten ihre Oberkörper mal in diese, mal in jene Richtung und bewegten ihre vielen großen und kleinen Gliedmaßen auf eine Art und Weise, die fast wie die Beschwörungen von Medizinmännern wirkte. Zumindest hatte Elinn irgendwann einmal einen alten Film gesehen, in dem eine solche Szene vorgekommen war.
    Doch, die Falaner machten irgendetwas. Es sah richtiggehend nach Arbeit aus.
    Ein Mann in Uniform erklomm die gewaltige Betonscheibe und kam eiligen Schrittes auf sie zu, sich unablässig über die dürren, krausen Haare streichend. In einiger Entfernung blieb er stehen, schlug die Hacken zusammen und rief, an Elinn gewandt: »Präsident Nayanar ist unterwegs hierher und wird in wenigen Augenblicken eintreffen. Er wünscht, die … die Besucher offiziell willkommen zu heißen.«
    Elinn nickte verblüfft. »Okay«, sagte sie.
    »Danke«, erwiderte der Mann, auf dessen Brust zahlreiche bunte Metallschildchen prangten, machte kehrt und ging wieder davon.
    Rätselhafterweise wirkten die Falaner höchst zufrieden. Elinn wurde allerdings den Eindruck nicht los, dass ihre Zufriedenheit einen ganz anderen Grund hatte als den, vom Präsidenten der Förderation der Staaten der Erde begrüßt zu werden.
    Zur selben Stunde ereignete sich im Labor 101 des Instituts für Materialkunde an der Universität Brasilia etwas, das man erst lange Zeit danach mit den Ereignissen am blauen Turm in Ostafrika in Verbindung bringen sollte.
    In Brasilia war es kurz nach elf Uhr. Professor Manuel Ramirez brütete mit seinem Doktoranden Juan Silva (der sehnsüchtig darauf wartete, dass das Gespräch zu Ende war und er in die Mensa gehen konnte) über den Datenprotokollen der letzten Tage, als die kleine KI, die die Messgeräte des Labors überwachte, sich mit einem sanften Gongton meldete und sagte: »Ungewöhnliche Veränderung auf Tisch 1.«
    Auf Tisch 1 lag, eingespannt in allerlei Haltevorrichtungen und umgeben von zahllosen Messinstrumenten, der von einer hauchdünnen Schicht blauen Glases umschlossene Körper des außerirdischen Wesens, das auf den ersten Blick stark an einen Teddybären erinnerte und auf den zweiten – sobald man die Krallen an seinen Gliedmaßen bemerkte – an ein Raubtier.
    »Na so was«, meinte Professor Ramirez und spähte über den oberen Rand seiner Brille hinweg auf das Fundstück, das sie nun seit Wochen untersuchten, ohne so recht daraus schlau zu werden. »Sehen Sie mal nach, was sich da tut, Juan?«
    Juan Silva erhob sich, bequemte sich zu dem Labortisch und beugte sich über die Anzeigen der verschiedenen Instrumente. »KI«, sagte er in das dort angebrachte Mikrofon, »geht es ein bisschen genauer?«
    »Die Temperatur steigt«, erklärte die KI.
    Die Temperatur stieg in der Tat. Bis jetzt hatte das berührungslose Thermometer immer mehr oder weniger Zimmertemperatur angezeigt,
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