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Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel
Autoren: Terry Pratchett
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fleißig an der Arbeit. Masklin sah viele Dinge, die er nicht kannte. Zunächst wollte er seine Unwissenheit verbergen, aber schließlich gab er der Neugier nach.
    »Was ist das da?« fragte er und deutete in die entsprechende Richtung.
    »Eine Salami«, sagte Angalo. »Hast du so etwas schon einmal gegessen?«
    »Kann mich nicht daran erinnern«, erwiderte Masklin wahrheitsgemäß.
    »Und das sind Datteln«, fuhr Angalo fort. »Und hier haben wir eine Banane. Vermutlich hast du noch nie eine Banane gesehen, oder?« Masklin öffnete den Mund, aber Oma Morkie kam ihm zuvor.
    »Erscheint mir recht klein«, behauptete sie und schnaubte leise. »Ist geradezu winzig, wenn man sie mit denen vergleicht, die wir zu Hause hatten.«
    »Tatsächlich?« entgegnete Angalo mißtrauisch.
    »O ja«, bestätigte Oma und kam allmählich in Fahrt.
    »Ein mickriges
Ding.
Die Exemplare daheim…« Sie zögerte und beäugte die Banane, die wie ein Kanu auf zwei Böcken ruhte. Oma Morkies Lippen bewegten sich lautlos, als sie rasch überlegte. »Nun«, fügte sie triumphierend hinzu, »wir konnten sie kaum aus dem Boden graben.« Siegesbewußt sah sie Angalo an, der vergeblich versuchte, ihrem Blick standzuhalten.
    »Was auch immer«, murmelte er unbestimmt und senkte kurz den Kopf. »Bedient euch. Sagt den zuständigen Leuten, es geht alles auf die Rechnung der Kurzwaren. Aber verratet niemandem, daß ihr aus dem Draußen kommt, in Ordnung? Es soll eine Überraschung sein.«
    Ein allgemeines Gedränge in Richtung der Nahrung fand statt. Selbst Oma Morkie schritt rein zufällig zu den hohen Stapeln und wirkte überrascht, als ein Kuchen ihr den Weg versperrte.
    Nur Masklin blieb stehen und überhörte die bitteren Klagen seines Magens. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie es im Kaufhaus zuging, aber irgendeine mahnende Stimme teilte ihm mit:
Wer hier seine Würde verliert, läßt sich vielleicht zu Handlungen hinreißen, die er später bedauert.
    »Hast du keinen Hunger?« fragte Angalo.
    »Ich
bin
hungrig«, gestand Masklin ein. »Ich esse nur nicht.
    Woher
stammt
diese Nahrung?«
    »Oh, wir nehmen sie den Menschen weg«, erläuterte Angalo wie beiläufig. »Sie sind ziemlich dumm, weißt du.«
    »Und sie haben nichts dagegen, daß man ihre Lebensmittel stibitzt?«
    »Sie glauben, es liegt an den Ratten.« Angalo lachte leise.
    »Wir lassen Ratten-Dingsbums zurück. Damit meine ich die Speisesaal-Familien«, korrigierte er sich. »Manchmal dürfen andere Leute sie nach oben begleiten. Tja, und wenn die Menschen Dingsbums auf dem Boden finden, glauben sie an Ratten.« Masklin furchte die Stirn.
    »Dingsbums?« wiederholte er.
    »Du weißt schon«, sagte Angalo. »Kot.«
    Masklin nickte. »Und darauf fallen die Menschen herein?«
    Seine Stimme klang skeptisch.
    »Ja, weil sie sehr dumm sind.« Der Junge ging an Masklin vorbei. »Du mußt meinen Vater kennenlernen. Ich bin ziemlich sicher, daß du zum Stamm der Kurzwaren gehören wirst.«
    Masklin beobachtete seine Gruppe. Ihre Aufmerksamkeit galt allein der Nahrung. Torrit hielt einen Käsebrocken in den Händen, so groß wie sein Kopf, und Oma Morkie betrachtete argwöhnisch eine Banane, schien mit einer Explosion zu rechnen. Selbst Grimma achtete nicht darauf, was um sie herum geschah. Masklin war völlig ratlos. Er verstand sich darauf, eine Ratte über mehrere Felder hinweg zu verfolgen, sie mit einem einzelnen Speerwurf zu erlegen und nach Hause zu bringen. In dieser Hinsicht zweifelte er nicht an seinen Fähigkeiten. Zufrieden erinnerte er sich daran, daß man ihn mit Bemerkungen wie ›Gut gemacht‹ gelobt hatte.
    Aber vielleicht war es auch gar nicht nötig, Bananen zu verfolgen und mit Speeren gegen sie zu kämpfen.
    »Ich muß deinen Vater kennenlernen?« Masklin fragte sich, warum das unbedingt erforderlich sein sollte.
    »Den Herzog von Kurzwaren«, sagte Angalo stolz.
    »Den Verteidiger des Zwischenstocks, den Autokraten der Kantine.«
    »Dein Vater ist drei Personen?« erwiderte Masklin erstaunt.
    »Es sind seine Titel. Einige davon. Im ganzen Kaufhaus gibt es nur wenige Nomen, die mächtiger sind als er. Habt ihr auch im Draußen Väter?«
    Komisch,
dachte Masklin,
die meiste Zeit über verhält sich dieser Junge wie ein eingebildeter Hohlkopf. Es sei denn, er spricht übers Draußen. Dann wird er zu einem aufgeregten Kind.
    »Ich hatte einmal einen«, sagte er. Dieses Thema gefiel ihm nicht sehr.
    »Bestimmt habt ihr viele Abenteuer erlebt!«
    Masklin entsann sich an
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