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Die Schicksalsgabe

Die Schicksalsgabe

Titel: Die Schicksalsgabe
Autoren: Barbara Wood
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dir ein Angebot unterbreiten, Cäsar. Ich biete dir diesen Armreif zum Tausch gegen etwas anderes an.«
    »Und das wäre?«
    »Die Freiheit dieser Frau.«
    Eine Mischung aus Gelächter, hörbarem Atemholen und Raunen wogte durch die Menge.
    »Dieser Stern, der vom Himmel fiel, gehört dir, Cäsar, wenn du meiner Ehefrau freien Abzug gewährst.«
    »Was sollte mich daran hindern, ihn einfach an mich zu nehmen?«
    »Dieser Stein, Cäsar, ist ein Geschenk der Götter. Ihn sich ohne mein Einverständnis anzueignen, wäre den Göttern ein großes Ärgernis und würde dem Dieb viele unheilvolle Jahre bescheren.«
    Nero dachte darüber nach. »Wir werden prüfen, ob der Stein echt ist«, sagte er dann. »Wenn dein Armreif wirklich mit dem Fragment eines Sterns besetzt ist und du ihn mir aus freien Stücken überlässt, dann gehört diese Frau dir, und ihr könnt beide gehen.«
    Sebastianus gab sich noch nicht zufrieden. »Cäsar«, sagte er und deutete auf Rachel und Primo, »diese beiden haben dir nichts getan. Sie gehören zu denen, die dir wohlgesonnen sind. Wenn du sie freilässt und auch auf die sterblichen Reste des Ehemanns der Witwe keinen Anspruch erhebst, bestätigst du, was ganz Rom bereits weiß: dass du der Beschützer und Wohltäter aller bist.«
    Nero winkte ab. »Ihr könnt alle gehen. Was nützt ihr mir schon? Vorher aber muss mein Astronom den Stein noch untersuchen.«
    Der Oberste Astronom, seine drei Gehilfen sowie drei anerkannte Astrologen wurden gerufen. Sie verzogen sich mit dem Armreif hinter eine unauffällige Tür, kamen aber zwischendurch immer mal wieder mit einer Frage an: Wo genau ist der Stern zur Erde gefallen? An welchem Tag und zu welcher Stunde? Aus welcher Richtung kam der Sternenschauer, und wie lange dauerte er an?
    Zuversichtlich sah Sebastianus ihrer Beurteilung entgegen, wusste er doch, dass Nero den Armreif annehmen würde. Hatte die Chaldäerin nicht prophezeit, dass Sebastianus sich von etwas trennen würde, was ihm mehr bedeutete als alles andere?
    Endlich tauchten die Astronomen wieder auf und bestätigten die Echtheit des Steins. Aufzeichnungen hätten gezeigt, dass es tatsächlich am angegebenen Ort und zum angegebenen Zeitpunkt zu einem derartigen Sternenschauer gekommen sei. Auch über das Gewicht, die äußere Form und wie sich niedergegangene Sterne anfühlten, wussten sie Bescheid.
    »Ich möchte diesen Stein besitzen«, sagte Nero. »Ihm muss große Kraft innewohnen, die ihn, wie du sagst, unbezahlbarer macht als jedweden Edelstein in meinem Besitz.«
    »Dann bin ich bereit, ihn dir zu geben«, sagte Sebastianus.
    Nero schob den Armreif über sein Handgelenk, sah ihn bewundernd an, ehe er sagte: »Sebastianus Gallus, hiermit beschuldige ich dich des Verrats und ordne deine Hinrichtung in der Arena an.«
    »Aber … wir haben eine Vereinbarung getroffen!«
    »Du selbst sagtest, dass dieser Stein von den Göttern stammt, Gallus, und da ich jetzt ein Gott bin, nehme ich ihn im Namen meiner Mit-Gottheiten zurück. Ich werde mir ein amüsantes Schauspiel für die Massen ausdenken, bei denen ich, wie du sagst, so beliebt bin. Ja, das gewöhnliche Volk liebt mich. Ich habe die Steuern gesenkt und die Preise für Lebensmittel, ich biete ihm Brot und Spiele in der Arena – kostenlos. Und nichts lieben die Leute mehr als den Sturz von Mächtigen. Ein gestandener Mann von deinem Ruhm und Reichtum wird den Circus Maximus bis auf den letzten Platz füllen. Halb Rom wird sich auf den Rängen drängen, um deiner Hinrichtung beizuwohnen.«
    »Mächtiger Cäsar«, sagte Ulrika, noch ehe Sebastianus weiter Einspruch erheben konnte, »du hast mich um eine Demonstration meiner Befähigung gebeten. Du sollst sie bekommen. Vorausgesetzt, du lässt diesen Mann frei.«
    »Was soll das?«, spöttelte Nero. »Markttag? Plötzlich feilscht man mit mir wie mit einem Weinverkäufer.«
    Seine Berater lachten.
    Ulrika ließ sich nicht beirren. »Ich bin tatsächlich in der Lage, mit den Toten Verbindung aufzunehmen, Cäsar. Dir dies zu beweisen hat allerdings seinen Preis. Wenn dich meine Demonstration überzeugt, bin ich bereit, dir als Mittlerin zum Reich der Toten zu dienen. Aber nur, wenn du Sebastianus Gallus ziehen lässt.«
    »Du willst mir einen Toten für einen Lebenden geben?«, sagte Nero boshaft, und einer seiner Berater, ein korpulenter Senator in purpurn umrandeter Toga, gab zu bedenken: »Der Tote ist unsichtbar, Cäsar, wie kannst du dir sicher sein, dass der Tausch gleichwertig
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