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Die Scheune (German Edition)

Die Scheune (German Edition)

Titel: Die Scheune (German Edition)
Autoren: Marion Schreiner
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Gelegenheit, alles zu erklären.“
    Irgendwie war an der Sache was dran. Sarahs Exmann hatte tatsächlich die verfahrene Situation noch verfahrener gemacht, als sie schon war. Aber es hätte nichts an Danes Zusammenbruch geändert, höchstens den Zeitpunkt. Irgendwie war ich gerührt und entsetzt zugleich. Warum hat Sarah ihm nicht die Gelegenheit gegeben, sich weiterhin an einen Psychologen zu wenden? Die Antwort lag plötzlich klar auf der Hand, und ich sagte: „Vielleicht ist sie deine Erklärungen leid.“
    Dane nickte. „Sie hat sich so entschieden. Ich kann es nicht mehr ändern.“
    Das hörte sich so einsichtig wie alarmierend an. Im Laufe dieses Gespräches, was sich über eine lange Zeit hingezogen haben muss, habe ich nicht an die Gefahr gedacht, in die ich mich begab. Dane hatte sich so aufrichtig all meinen Fragen gestellt, das es mir nicht in den Sinn kam, mir damit mein eigenes Todesurteil zu schaffen. Er würde mich nie mit diesem Wissen je wieder in die Freiheit lassen!!!
     
    „Was hast du jetzt vor?“, fragte ich und wusste, dass es nun wirklich gefährlich wurde. Ich sah angewidert zu der Leiche des Polizeibeamten an der Tür, die inzwischen von einer großen Blutlache umgeben war. Ich hörte Dane sagen: „Jetzt muss ich auch dieses Spiel beenden. Es heißt überleben, Jim. Um jeden Preis.“
    Meine Anspannung, mit der ich ihm die ganze Zeit gegenüberstand, wechselte in große Unruhe, und ich schrie plötzlich wutentbrannt: „Sarah hat dich durchschaut! Von Anfang an!“
    Das war die Sprache, die er sprach, und unsere Aggressionen peitschten sich wieder hoch. Er antwortete mir: „Zu früh! Sie gab mir keine Chance, mit dem Entzug alleine fertig zu werden! Sie mischte sich in alles ein! Immer versuchte sie, mich zu bevormunden!“
    „Sie war besorgt! Sie liebte dich! Dein Verhalten hat sie sehr durcheinander gebracht!“
    Sein Ton wurde ruhiger. „Vorbei, Jim.“
    „Verstehst du sie?“, fragte ich.
    „Vorbei.“
    „Okay.“ Ich gab mich geschlagen. Ich hatte alles gehört, was ich wollte.
    Dane drehte sich erbost zur Seite. „Herrgott!“, rief er, „es ist vorbei!“ Dann sah er nach oben, als würde er mit Gott sprechen.
    Ich wurde aufmerksam, doch ehe sich mir die Möglichkeit zu einer Handlung bot, hielt Dane die gespannte Waffe wieder unmittelbar vor meine Stirn. „So nicht, Jim. Gib Acht, was du tust. Es könnte dich das Leben kosten.“
    Meine Blase drängte immer mehr; zwei Tassen Kaffee wollten zur Toilette gebracht werden. Ich sah jedoch keine Möglichkeit, dies zu tun. Wie klein war meine Hoffnung, die Gelegenheit zu bekommen, dies alles der Polizei zu erzählen; es überhaupt jemandem erzählen zu können. Es wurde zu einer unerträglichen Qual in meiner Seele. Ich fühlte mich dreckig, ausgenutzt und missbraucht.
    Mir fiel plötzlich etwas ein: „Was war mit den Tagebüchern deiner Mutter?“
    Dane stockte und sah wie gelähmt zu mir herüber. „Woher weißt du das?“
    „Sarah hat es mir vor ein paar Tagen erzählt. Was war das für eine Geschichte in der Scheune mit deinem Vater? Noch ein Clou von dir?“
    „Was hat sie dir erzählt?“
    „Sarah hat dich zweimal beobachtet. Du hast in der Scheune gesessen und mit jemanden geredet, der nicht da war. Es hat sie sehr beunruhigt.“
    „Dieses Biest!!“, entfuhr es ihm.
    "Dane, was ist da in der Scheune mit dir passiert?“
    „Nichts!“
    „Es war nicht Nichts! Eine Lüge oder eine neue Inszenierung?“
    Ja, was war da in der Scheune passiert? Dane stellte bestürzt fest, wie alles durcheinanderkam. Was war noch real, was nicht? Sein Erinnerungsvermögen lief Amok.
    „Hast du dir die Geschichte nur eingebildet? Eine Halluzination?“
    „Ich habe keine Halluzinationen!“
    „Aber das war doch total verrückt! Du sitzt da, redest mit dir selbst und erfährst von dir ein Geheimnis, das du gar nicht wissen konntest. Wie das?“
    „Du machst mich ganz konfus! Ich weiß nicht, wovon du redest.“
    „Wer hat dir wirklich von den Tagebüchern erzählt?“
    Dane konnte sich absolut nicht an die Szene in der Scheune erinnern. An die Tagebücher wohl, aber nicht an die Gespräche mit seinem Vater. Er hatte alles vergessen.
    Ich vermute mal, dass es die letzten Worte seiner Mutter waren, als er sie damals halb erstickt in das Krankenhaus von Kansas City gebracht hatte. Ihr Geflüster, was keiner verstanden hatte, weil es so leise und unscheinbar den Weg über ihre Lippen gefunden hatte, dass nicht einer auf den
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