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Die Schatzinsel: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Die Schatzinsel: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Die Schatzinsel: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
Autoren: Robert Louis Stevenson
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angeheuerte Besatzung mehrheitlich aus Piraten besteht und dass ausgerechnet der einbeinige Koch Long John Silver, den Jim für ein Muster an Verlässlichkeit gehalten hat, ihr Anführer ist. Es folgt eine langwierige Auseinandersetzung zwischen den beiden Parteien, die viele Menschenleben fordert und schließlich von der Gruppe um Trelawney gewonnen wird.
    In seinen Essays profilierte sich Stevenson als Kritiker naturalistischer Nachahmungstheorien und als Fürsprecher nichtrealistischer Gattungen. Ein Abenteuerroman wie Treasure Island , so Stevenson in einem dieser Essays, sei mit der Ausmalung eines Tagtraums zu vergleichen. Dabei seien moralische Probleme oder komplizierte Persönlichkeiten fehl am Platz: Für einen Jungen bestehe ein Pirat aus einem Bart, weiten Hosen und einer Anzahl von Pistolen. Stevensons erzählerische Praxis ist jedoch komplexer, als solche Äußerungen vermuten lassen.
    Der Autor, der in Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1886) die in sich widersprüchliche Figur schlechthin erschaffen sollte, entwirft auch in Treasure Island einige ›gemischte Charaktere‹, allen voran den leutseligen und vertrauenerweckenden, doch absolut skrupellosen Long John Silver, der den jungen Jim gleichermaßen anzieht und abstößt. Bezeichnenderweise verzichtet Stevenson darauf, Long John Silver seiner gerechten Strafe zuzuführen. Auf der Heimfahrt des Schiffs, an deren Ende eigentlich ein Galgen auf ihn wartet, entkommt er mit einem Teil des Schatzes.
    Auch Jim, der Protagonist und Erzähler des Romans, ist alles andere als eine unkomplizierte, geradlinige Figur. Zweimal verlässt er die Gruppe um Trelawney und agiert auf eigene Faust. Einerseits verschaffen gerade diese eigenwilligen Aktionen Trelawneys Leuten entscheidende Vorteile; andererseits rücken sie Jim in die Nähe der Piraten. Er riskiert, von der eigenen Gruppe als abtrünnig oder gar als Überläufer betrachtet zu werden. Die daraus resultierenden Ambivalenzen und eine eindringliche Darstellung physischer Gewalt lassen den Tagtraum, den Stevenson in seinen Essays zum Prinzip des Abenteuerromans erklärt, häufig genug zu einem Albtraum werden. Vielleicht sind es gerade die dunklen und beklemmenden Züge, die die bleibende Faszination dieses Jugendbuchklassikers ausmachen, der immer wieder übersetzt, adaptiert und verfilmt wurde.
Burkhard Niederhoff
Aus: Kindlers Literatur Lexikon. 3., völlig neu bearbeitete Auflage.
Herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold (ISBN 9783-47604000-8). – © der deutschsprachigen Originalausgabe 2009 J. B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag, Stuttgart (in Lizenz der Kindler Verlag GmbH).

Aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur:
    Robert Louis Stevenson
Geb. 13.11.1850 in Edinburgh;
gest. 3.12.1894 auf Upolu, Samoa
    In seiner Jugend gerierte sich Robert Louis Stevenson gern als Bohemien und Bürgerschreck. Auch später hatte er für das Respektable und Konventionelle nur wenig übrig. 1880 heiratete St. gegen den Willen seiner Eltern und Freunde eine Amerikanerin, die geschieden, Mutter zweier Kinder und zehn Jahre älter als er selbst war. Während seiner letzten Lebensjahre auf Samoa protestierte er unerschrocken gegen die Politik der dort herrschenden Kolonialmächte, sehr zum Missfallen des britischen Außenministeriums. – Vom puritanischen Christentum seiner tiefgläubigen Eltern blieb bei St. nur die Ethik übrig. Der Agnostiker blieb zeit seines Lebens ein Gewissensmensch, der sein Tun und Lassen einer rigorosen moralischen Prüfung unterzog – wobei er allerdings die Normen seiner Moral neu definierte. Er verwarf die puritanische Fixierung auf Negationen und Verbote, insbesondere die Ächtung der Sexualität: Die wahre Ethik stelle das Handeln, nicht das Vermeiden in den Vordergrund. Auch die Erzählungen St.s behandeln häufig ethische Probleme: einen Loyalitätskonflikt, ein moralisches Dilemma, eine kasuistische Rechtfertigung. Selbst in dem für jugendliche Leser bestimmten Abenteuerroman Treasure Island (1883; Die Schatzinsel , 1897) tauchen solche Probleme auf. In einer charakteristischen Szene durchsuchen Jim Hawkins und seine Mutter die Seemannstruhe eines Piraten, der ihnen Geld schuldet. Währenddessen befinden sich die Gefährten des Piraten im Anmarsch, die es ebenfalls auf die Truhe abgesehen haben. In dieser lebensgefährlichen Situation zeigt Jims Mutter einen dubiosen moralischen Ehrgeiz. Obwohl die Zeit drängt, beharrt sie darauf, den ihr zustehenden Betrag auf
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