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Die Schatzinsel: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Die Schatzinsel: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Die Schatzinsel: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
Autoren: Robert Louis Stevenson
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bei den Booten angekommen. Der Doktor schlug mit der Pickaxt das eine in Stücke; dann bestiegen wir alle das andere und fuhren los, um auf dem Seewege die Nordbucht zu erreichen.
    Es war eine Fahrt von acht oder neun Meilen. Silver mußte, wie die anderen alle, ein Ruder nehmen, obgleich er vor Müdigkeit halbtot war, und bald flogen wir schnell über eine glatte See dahin. Binnen kurzem waren wir aus dem engen Sund heraus und um die Südostspitze der Insel herum, um die die Boote vor vier Tagen die Hispaniola am Tau geschleppt hatten.
    Als wir an dem zweigipfeligen Berg vorüberfuhren, konnten wir die schwarze Mündung von Ben Gunns Höhle sehen und neben dieser eine menschliche Gestalt, die sich auf eine Muskete lehnte. Es war der Squire, und wir winkten mit einem Taschentuch und brachten ein dreifaches Hurra aus, in welches Silver so herzhaft wie alle anderen einstimmte.
    Als wir drei Meilen weiter gerade in die Mündung der Nordbucht einfuhren, wem begegneten wir da? Der Hispaniola, die auf eigene Hand sich auf die Fahrt begeben hatte!
    Die letzte Flut hatte sie flott gemacht, und wäre ein kräftiger Wind geweht oder wäre die Strömung so stark gewesen wie an dem südlichen Ankergrund, so hätten wir das Schiff überhaupt nicht mehr oder jedenfalls als hoffnungslos gestrandetes Wrack gefunden. So war der Schaden nicht groß, abgesehen davon, daß das Hauptsegel etwas gelitten hatte. Ein anderer Anker wurde fertig gemacht und in anderthalb Faden tiefem Wasser ausgeworfen. Dann ruderten wir wieder nach der Rumbucht zurück, der nächsten Landungsstelle bei Ben Gunns Schatzhaus; und dann kehrte Gray allein mit dem Gig nach der Hispaniola zurück, auf der er die Nacht über wachen sollte.
    Eine sanfte Steigung führte vom Strande bis zum Eingang der Höhle hinauf. Oben trat der Squire uns entgegen. Zu mir war er herzlich und freundlich; von meinem Durchbrennen sagte er kein Wort, weder des Lobes noch des Tadels. Als Silver ihn höflich mit einer Verbeugung begrüßte, wurde der Squire etwas rot und sagte:
    »John Silver, Ihr seid ein überlebensgroßer Schurke und Betrüger – ein fürchterlicher Betrüger, Herr! Mir ist gesagt worden, ich soll Euch nicht verfolgen. Nun gut, ich tu’s auch nicht. Aber die Toten, Herr, hängen an Eurem Halse wie Mühlsteine!«
    »Danke Ihnen freundlichst, Herr!« antwortete Long John mit einer abermaligen Verbeugung.
    »Verschont mich mit Eurem Dank!« rief der Squire. »Es ist eine schwere Pflichtverletzung von mir, daß ich Euch begnadige. Abtreten!«
    Hierauf betraten wir alle die Höhle. Es war ein großer, luftiger Raum, mit einer kleinen Quelle, die ein von Gebüschen eingefaßter Weiher gedeckt hatte. Der Boden bestand aus reinem Sand.
    Vor einem großen Feuer lag Kapitän Smollett, und in einer entfernten Ecke, die von der Glut des Feuers nur ab und zu erleuchtet wurde, erblickte ich große Haufen von Münzen und würfelförmig aufgeschichteten Goldbarren. Das war Flints Schatz, den zu suchen wir die weite Reise gemacht hatten, und der bereits siebzehn Menschen von der Hispaniola das Leben gekostet hatte. Wieviele Menschenleben es gekostet hatte, ihn aufzuhäufen, wieviel Blut und Tränen, wieviele gute Schiffe in das tiefe Meer versenkt waren, wieviel brave Menschen mit verbundenen Augen über die Planke geschickt worden waren, wieviele Kanonenschüsse abgefeuert, wieviel Schande und Lüge und Grausamkeit mit ihm verbunden war – das konnte vielleicht kein lebender Mensch sagen. Doch waren noch drei auf dieser Insel, Silver und der alte Morgan und Ben Gunn – die jeder ihren Anteil an diesen Verbrechen hatten, wie auch jeder von ihnen vergeblich gehofft hatte, einen Anteil von der Beute zu bekommen.
    »Komm her, Jim,« sagte der Kapitän, »du bist ein guter Junge auf deine Art, Jim; aber ich glaube nicht, daß du und ich noch einmal miteinander zur See gehen werden. Du bist ein geborener Günstling, und solche Leute kann ich nicht vertragen. Seid Ihr das, John Silver? Was wollt Ihr hier, Mann?«
    »Melde mich wieder zu meinem Dienst, Herr,« antwortete Silver.
    »Ah!« sagte der Kapitän; und das war alles, was er sagte.
    Wie schmeckte mir das Abendessen heute, da alle meine Freunde um mich herumsaßen! Und was für eine köstliche Mahlzeit war das: Ben Gunns gepökeltes Ziegenfleisch und dazu einige Leckereien und ein paar Flaschen alten Weines von der Hispaniola. Niemals waren Menschen lustiger oder glücklicher, davon bin ich überzeugt.
    Und Silver war auch
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