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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin
Autoren: Andrea Pickens
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Sir.«
    »Vielen Dank für den ausgezeichneten Tee und die Törtchen, Charlotte!« Lynsley schob sich eine große Ledertasche unter den Arm. »Und für die verschwenderische Portion Weisheit, die Sie mir außerdem noch serviert haben.«
    »Schöne Beine ... wohlgeformte Brust ... gutes Stehvermögen ... hält lange durch, meinst du nicht auch?«
    »Ein bisschen zu lange.« Osborne zuckte zusammen. »Puh, ich glaube, dass ihr Kreischen bis weit nach Kew Gardens zu hören gewesen ist.«
    »Ich spreche über das Pferd, Dev.« Lord Nicolas Harkness schnaubte leise. »Verdammt, versuch doch wenigstens, dich zu konzentrieren! Das Angebot wird dich einiges kosten.«
    »Colette auch«, witzelte er, »hat mich eine hübsche Stange Geld gekostet, der Affäre ein Ende zu setzen.«
    »Du kannst von Glück sagen, dass es dich nicht dein bestes Stück gekostet hat.« Harkness lachte leise, als er von dem Hengst zurücktrat und sich mit einem Fuß auf den Zaun stützte. »Nach deinen Worten zu urteilen, hatte sie es darauf abgesehen, dich um etwas ganz anderes zu erleichtern als nur um ein bisschen Geld.«
    »Bin ihr um ... um Haaresbreite entkommen.« Osborne grinste und zuckte wieder zusammen, als der mächtige Hengst ein scharfes Wiehern ausstieß. Sein Mund fühlte sich so trocken an wie Stroh, und der Missklang der stampfenden Hufe und schrillen Gebote, die quer über den Hof hallten, verschlimmerte noch das Pochen in seinem Kopf. Ganz zu schweigen von dem durchdringenden Gestank. Die Versteigerung erstklassiger Pferde bei Tattersall's zog immer zahlreiche Gentlemen an, die kaufen oder verkaufen wollten.
    Osborne nahm auf einem Heuballen Platz und massierte sich die Schläfen. »Tut mir leid, dass ich keine angenehme Gesellschaft bin, Nick. Gib mir ein paar Minuten, damit ich mich sammeln kann. Ich möchte gern einen genaueren Blick auf das Tier werfen.«
    »Es lohnt sich, sich ein wenig Zeit zu nehmen. Ich vertraue auf dein Urteil.« Harkness zündete sich eine Zigarre an. »Selbst wenn dein Hirn noch halb in Brandy getaucht ist.«
    In seiner gegenwärtigen Stimmung war Osborne nicht so hoffnungsvoll wie sein Freund. In letzter Zeit hatte sein Urteilsvermögen oft kläglich versagt. Die Szene mit seiner Geliebten war nicht mehr als der jüngste in einer ganzen Serie beschämender kleiner Vorfälle. Bei Lady Haversticks Hauskonzert hatte er die Limericks, die er über ein korpulentes Mitglied hochadliger Kreise verfasst hatte, ein wenig zu lautstark vorgetragen; zwar hatte er die Reime klug gewählt, und die Gäste hatten gelacht, aber er hatte eine Bekanntschaft öffentlich bloßgestellt und war am nächsten Morgen beschämt aufgewacht.
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, dass ich in der Verfassung bin, irgendeinen Makel an deinem Hengst zu entdecken, wenn ich bedenke, dass ich mich in der letzten Zeit benommen habe wie ein Esel.«
    Harkness zog die Stirn kraus. »Kann es sein, dass sich da eine düstere Wolke über dem Kopf unseres Lord Sunshine zusammenballt?«
    Osborne fluchte laut genug, um einen ältlichen Gentleman zu erschrecken, der in der Nähe ein Paar Zugpferde für die Kutsche begutachtete. »Wenn du mich noch einmal so nennst, kannst du deine Zähne aus einem Haufen Pferdedreck raussuchen.« Es lag an den blonden Haaren und an seinem überschäumenden Temperament, dass mehrere Ladys ihm diesen Spitznamen gegeben hatten. Gewöhnlich schob er den Spott anderer Männer mit Gelächter beiseite, aber im Moment war ihm überhaupt nicht nach Lachen zumute.
    »Schlechte Laune?«
    Osborne stieß einen unterdrückten Fluch aus.
    »Gibt es irgendeinen besonderen Grund dafür?« Sein Freund stieß einen blauen Rauchkringel aus. »Abgesehen davon, dass du deinen Platz in Colettes Bett verloren hast.«
    Osborne zuckte nur die Schultern. Mochte sein Freund nur denken, die schlechte Stimmung wäre auf Sex zurückzuführen - oder auf den drohenden Mangel daran.
    »Nicht dass es dir an eifrigen Anwärterinnen fehlen wird, den Verlust auszugleichen. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Lady Pierson gestern aus Yorkshire zurückgekehrt ist. Den alten Lord hat sie auf dem Land bei seinen Pferden und Hunden zurückgelassen.«
    »Die lüsterne Lucinda?« Osborne schauderte spöttisch. »Ich habe keine Lust, vom Regen in die Traufe zu geraten. Neben ihrer ausladenden körperlichen Ausstattung neigt sie zu gefühlsmäßigen Exzessen.«
    »Lady Wellton scheint schon immer ein Auge auf dich geworfen zu haben. Du bist ein Glückspilz!« Harkness
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