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Die Schafgäääng: Lamm über Bord! (German Edition)

Die Schafgäääng: Lamm über Bord! (German Edition)

Titel: Die Schafgäääng: Lamm über Bord! (German Edition)
Autoren: Christopher Russell , Christine Russell
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ganz und gar schafsuntypischen Angewohnheit, selbstständig zu denken. Und eben das tat er auch jetzt gerade, und das, während Sally eine Eingebung hatte.
    Linx quetschte sich in den kleinen Stall. Eine Windböe und das merkwürdige, beunruhigende Geräusch drangen hinter ihm durch das Tor. Sally drehte sich um, legte den Kopf schief und lauschte. Sie konnte die Verzweiflung heraushören. Jemand war eingeschlossen. Hilflos. Traurig. In Gefahr. Das Poch-Poch-Pochen in der verzweifelten Hoffnung auf Rettung … Sie wandte sich erneut an Will, der unbehaglich von einem Huf auf den anderen trat und den Blick beharrlich auf den Boden richtete.
    »Du magst ja möglicherweise recht haben«, sagte sie.
    Will schaute verblüfft auf.
    »Die Ballade vom Vlies allerdings hat immer recht!«
    Blitzartig richtete sie ihre eindringlichen gelben Augen auf die übrigen Schafe, die genervt aufgestöhnt hatten, und brachte sie zum Schweigen. »Hat sich die Ballade etwa bei Lambad dem Bösen geirrt?«, fragte sie. »Nein! Wir haben die Prophezeiung gehört und sind in den Norden gezogen, um Lambad zu bezwingen! Hat sich die Ballade etwa bei der Teufelszunge geirrt? Nein! Wieder haben wir ihre Prophezeiung vernommen und sind nach Westen gereist, um das grässliche Ungeheuer, die Teufelszunge, zu vernichten . Zweimal sind wir dem Ruf gefolgt, zweimal konnten wir die Schafheit vor Sklaverei und Untergang retten! Die Ballade vom Vlies hatte damals recht. Warum also sollte sie bei Tuftella irren?«
    »Tuftella?«, fragten die anderen Schafe im Chor.
    Sogar Will.
    Der Blick, den Sally ihnen zuwarf, zeigte deutlich, dass sie ihre Herde für einen hoffnungslosen Fall hielt. »Ja, Tuftella. Die Schönste im ganzen Land.«
    Jasmine verzog schmollend den Mund, sagte aber nichts.
    Sally schloss die Augen und erhob die Stimme:
    »Nach Tuftella, dem schönsten Schaf im Land,
    greift eines Tages des Schicksals drohende Hand.
    Sie, die auf den höchsten Weiden zu Hause ist,
    ihr feines Fell, mit dem sich keines unter der Sonne
    misst,
    ihre Ohren, ihre Hufe von so unvergleichlicher
    Zierlichkeit,
    stürzt jeden Widder in verzückte Schwindeligkeit.
    Doch an jenem noch unbestimmten, schicksalshaften
    Tag
    wird die Kunde widerhallen wie ein Paukenschlag.
    Die Schöne wird verschleppt in den finstersten hohen
    Turm weit und breit,
    bewacht von kriechenden Drachen mit spitzen Zähnen,
    zum Kampf bereit.
    Die Schafsjungfer ist in entsetzlichen Nöten …«
    »Was ist eine Jungfer?«, unterbrach Oxo. Seine Stimme war jetzt leise und ernst.
    »Eine junge Frau«, flüsterte Will, »wie Jasmine.«
    Oxo warf Jasmine einen kurzen Blick zu. »Ist sie also in Nöten?«
    »Nur wenn ihr Fell im Regen kraus wird«, murmelte Will glucksend. »In Nöten bedeutet in Schwierigkeiten sein.«
    »Habt ihr es dann?«, fragte Sally ohne die Augen zu öffnen. Sie wartete, bis wieder Ruhe eingekehrt war, und fuhr fort.
    »Die Schafsjungfer ist in entsetzlichen Nöten,
    und kühne Retter sind dringend vonnöten.
    Ihre klagenden Rufe wehen weit übers Meer,
    der Wind treibt sie an ferne Ufer vor sich her.
    Doch wer erhört die Klagen, wer bricht furchtlos auf
    und kämpft für Tuftella trotz Gefahren zuhauf?
    Wer wird dem letzten Donnerschlag widerstehen,
    um sie Down Under zu retten, ihr beizustehen?«
    Niemand sagte etwas.
    »Ähm. Wir?«, wagte Will schließlich einen Vorstoß.
    »Selbstverständlich sind wir gemeint!«, schrie Sally. »Es können nur wir gemeint sein! Immerhin sind wir die Kriegerschafe!«
    »Absolut, Mann«, stimmte Linx zu. »Los, gehen wir retten!«
    »Jep. Her mit den kriechenden Drachen!«, brüllte Oxo. Er scharrte mit den Hufen und beäugte finster den nächsten Türpfosten.
    Lediglich Jasmine wurde von der allgemeinen Woge des Tatendrangs nicht mitgerissen. Die Stelle mit dem »schönsten Schaf im Land« hatte ihr gar nicht gefallen. Und ebenso wenig die Bemerkungen über Tuftellas feines Fell oder die Zierlichkeit ihrer Ohren und Hufe. Die Ballade vom Vlies war einfach nicht auf dem neuesten Stand und erzählte völligen Unsinn. Wenn irgendwer in verzückte Schwindeligkeit stürzte – was auch immer das bedeuten sollte – dann würde jeder Widder mit guten Augen doch bitte sehr vor ihre, Jasmines Füße stürzen und nicht vor dieser tatteligen Tuftella. Was war das überhaupt für ein dummer Name?
    »Und wo liegt dieses Down Under eigentlich?«, erkundigte sie sich verschnupft. »Falls das weiter weg ist als der Norden oder der Westen, dann könnt
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