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Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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also richtige Romane...«
    »Schwesterherz,
die hat er unter einem Pseudonym verfasst .« Hinter
einem Regal mit Harry-Potter-Servietten, — Klopapier, — Kondomen und anderen
Produkten, die nicht die Welt, aber der hartgesottene Zauberschülerfan
benötigte, tauchte die nächste Vettel auf. Musste die Zwillingsschwester sein,
denn sie glichen einander wie ein Ei dem anderen. Allerdings egalisierte sie
die Langsamkeit der Blutsverwandten durch übertriebene Hektik.
    In der
nächsten Sekunde drückte sie mir wortlos zappelnd zwei Schwarten in die Hand,
als würde sie sich sonst daran verbrennen.
    »Bitte, Heiße
Liebe im kalten Schnee und Die Liebe ist ein einzigartig Ding. Ich
kann Ihnen aber wirklich nur abraten. Seine Lyrik diskutieren wir gerne im
Literaturzirkel, aber diese seichte Effektschreiberei ist so gar nicht mein
Fall«, maulte die Langsame.
    »Weiß man
schon etwas über sein neuestes Werk ?« , interessierte
mich ihre Meinung über die Qualität der Grutz’schen Genüsse nicht die Bohne.
    »Tut mir
leid. Der Verlag macht ein großes Geheimnis daraus. Aber was bietet Grutz schon
Abenteuerliches? Ein Skilehrer verliebt sich in eine verheiratete Frau, ein
Arzt in eine schwangere Patientin. Immer das gleiche Strickmuster«, bewegten
beide die Finger zu den Worten, als würden sie Nadeln in Wollknäueln schwingen.
    Das einzigartig
Ding ließ ich mir nicht ausreden, der andere Schmöker durfte zurück ins
Regal. Die Nötigung, auch einen Gedichtband mitzunehmen, überhörte ich.
     
    In meinen vier Wänden öffnete ich ein
Bier und machte mich über das unterwegs erstandene Zigeunerschnitzel mit Pommes
her. Widerwillig griff ich mir den Grutz. Ein hübsches, einfaches Mädchen
namens Cindy hatte einfach kein Glück mit den Männern. Jeder betrog sie nach
kurzer Zeit, während sie als Putzfrau knechten musste. Ich wischte mir einige
Tränen von der Wange, als Hoffnung am Horizont auftauchte. Cindy beschloss, ihr
Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und am Casting für »Deutschland sucht
den Gigastar« teilzunehmen. Dort passierte es: Sie blieb zusammen mit Alfredo,
dem Sambakönig aus Rio, im Fahrstuhl stecken. Zwischen ihren Augen flogen die
Funken wie stählerne Glut in einer Kokerei. So eine große Liebe hätte ich mir auch
erträumt. Leider stürzte Alfredo bei einer Pirouette unglücklich und war fortan
querschnittsgelähmt. Daraufhin schaute ihn die dumme Liese nicht mal mehr mit
dem Allerwertesten an, da sie von Diddi Bollo entdeckt wurde und zum gefeierten
Schlagerstar avancierte. Doch dann kam der schicksalsträchtige
Weltsuperstargesangscontest. Um sein großes Herz zu beweisen, hatte Bollo den
im Rollstuhl sitzenden Alfredo eingeladen. Würde es ihm gelingen, erneut Cindys
Herz zu gewinnen?
    War ich ein
schlechter Mensch, dass ich mich fragte, wer sich mit solchem Müll die Seele
verquirlte. Kaum zu glauben, dass Grutz Anspruchsvolleres verfasst haben
sollte.
    Apropos
Verfasser: Schnell das Notizbuch hervorgekramt und die Adresse des Bulderner
Serapionsbruders rausgesucht. Er wohnte auf der Hauptstraße der Metropole, wenn
man das asphaltierte Etwas als solche bezeichnen konnte. Immerhin lagen auf
diesem Boulevard of Horse Apples der Tante-Emmas-Oma-Laden, der Dorffigaro und
die Pommesbude. Damit waren drei Viertel der Bulderner Geschäftswelt dort
ansässig, was wiederum die Bezeichnung Hauptstraße rechtfertigte. Einzig eine
winzige Metzgerei, die auch Back- und Kurzwaren für einen Euro anbot,
residierte in einer Seitenstraße.
    Franz Spodens
Dichterklause, oder wie sich so was heute schimpfte, war das letzte Haus auf
der heimischen Champs-Elysées. Wenn Spoden die Hand aus dem Fenster streckte,
konnte er das Ortsausgangsschild blankputzen. Das schmucke Fachwerkhaus war dem Lienen’schen Domizil nicht unähnlich. Die Steine
schimmerten rötlich braun, die wuchtigen Stützbalken prangten in tiefem
Schwarz. Er hatte sich sogar den Luxus kupferner Dachrinnen erlaubt. In dieser
wohnlichen Idylle mussten sich Verse geradezu aufdrängen.
    Auf mein
Klingeln begannen im Innern Hunde zu kläffen.
    »Vishnu und
Shiva, würdet ihr die Güte besitzen, eure göttlichen Stimmen zu dämpfen ?« , drang eine helle Stimme mit der beseelten Heiterkeit
einer Mozartsonate an mein Ohr, woraufhin die Tölen abrupt verstummten. Die
Pforte wurde geöffnet.
    »Ich bin
Bhagwan«, klimperte Spodens Sopran wie ein Glockenspiel. Das Outfit des
Serapionsbruders verschlug mir glatt die Stimme. Jeder hatte bei einem
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