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Die Satojerin (German Edition)

Die Satojerin (German Edition)

Titel: Die Satojerin (German Edition)
Autoren: Lana Silny
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ihr
war nicht aufgefallen, wie männlich seine Züge waren. Und trotzdem schaffte er
es, in manchen Momenten etwas Jungenhaftes an sich zu haben. Ally lächelte. Sie
schaute auf seine Brust und spürte sofort einen schmerzhaften Stich in ihrem
Herzen. Carr war ab seiner Hüfte nur mit einem weißen Laken bedeckt. Sein
nackter Oberkörper war mit Wunden übersät. Einige waren nur oberflächlich. Zwei
davon waren aber so gravierend, dass sie ihr Carr unter Umständen für immer
entreißen konnten. Die eine Narbe zog sich von seinen rechten Rippen über seine
Taille und seinen Bauch hinunter bis zu seiner Leiste. Die andere war genau an
seinem Herzen. Juna wollte Carrs Wunden nicht verbinden, um sofort sehen zu
können, falls sich eine der beiden entzündete oder er erneut Blut verlor.
    Ally musterte ihn eine ganze Zeit lang. Dann hob sie ihre
zitternde rechte Hand und fuhr mit ihren Fingerspitzen über das gesunde, an
seine Wunden angrenzende, Gewebe. Seine Haut war zart, viel weicher, als sie es
sich vorgestellt hatte. Seine Muskeln waren hart und stählern, aber die Haut,
die sie überspannte, strahlte eine Wärme aus, die Ally so nicht kannte. Ally
zuckte zusammen, als ein Beben ihren Körper erfasste und ihre Haut zu kribbeln
begann. Schneller als sie überhaupt begreifen konnte, wurde sie von einer Welle
voll Emotionen erfasst. Alles um sie herum verschwamm und gleichzeitig wusste
sie, dass sie immer noch im Hier und Jetzt war. Vor ihrem inneren Auge sah sie
ihr erstes Aufeinandertreffen aus seinen Augen. Dann sah sie, wie sie zusammen
im Frühling durch ihren Schlossgarten liefen, wie er stehen blieb und sie
küsste, zwei kleine Kinder rannten um sie herum. Das Mädchen hatte ihr Gesicht,
jedoch Carrs Augen und Haare. Der Junge war so blond wie sie, hatte aber Carrs
markante Züge. Sie spürte unbändige Liebe und Freude – so intensiv, wie sie sie
selbst noch nie gespürt hatte. Im nächsten Moment allerdings ergriff sie eine
Welle von Verzweiflung und Traurigkeit, danach eine solche Leere, dass sie
drohte, sie niederzuschmettern. Vor Schreck zog sie ihre Hand zurück. Was
ist das? Sehe ich das, was er sieht, hofft und fühlt? Oder spüre ich meine
eigenen Gefühle? Nein, meine sind es nicht. Das kann nicht sein! Noch bevor
es ihr möglich war, ihre Gedanken zu ordnen, öffnete Carr seineAugen.
    „ Carr! “ Freude ergriff ihren K ö rper, die sogleich aber wieder abebbte, als sie ins eine Augen
sah. Pure Verzweiflung packte sie. Seine Augen waren fast erloschen. Das waren
nicht die Augen, die sie kannte. Carrs Augen waren voll Leben, funkelnd und
leuchtend. In diesen hier flackerte nur noch ein ganz kleines, zu ersticken
drohendes Flämmchen! „ Carr,
verlass mich nicht! Bitte verlass mich nicht! “ Ally schrie sich die Seele aus dem Leib. Carrs Lippen zuckten ein
wenig und Ally wusste, dass er versuchte, ihr ein L ä cheln zu senden, aber er schaffte es nicht.
Schlie ß lich schloss er wieder seine Augen. In diesem
Moment konnte Ally nicht mehr an sich halten. Sie fing erneut an zu weinen, sie
beugte sich über sein Ohr, flüsterte und schluchzte abwechselnd. „ Carr, bleib bei mir. Bitte bleib bei mir! Ich
brauche dich! H ö rst du? Ich
brauche dich! “ Dann lie ß sie sich von ihren Emotionen leiten. Sie
beugte sich über sein Gesicht, in der Hoffnung eine Regung zu erkennen, doch es
bewegte sich nichts. Sie küsste sein Gesicht. Zuerst die Augen und seine
Wangen, dann seine Stirn und schließlich seinen Mund. Sie küsste ihn sanft,
aber innig. Gerade so, als sei es die letzte Möglichkeit, ihn zu ihr zurückzuholen.
Als sie schon fast die Hoffnung verlor, zitterten Carrs Lippen erneut und
bewegten sich mit ihrem im Takt. Ally küsste ihn weiter, während ihre Tränen
über sein Gesicht liefen. Carrs ganzer Körper bebte und zuckte schließlich
zusammen, als wäre ein Blitz durch ihn gefahren. Während er schwer atmete, riss
er seine Augen auf. Aus Angst, eine kurze Unterbrechung würde ihn erneut in
seinen vorherigen Zustand zurückwerfen, küsste sie ihn weiter. Erleichtert
stellte sie fest, dass seine Augen wieder wie gewohnt türkis loderten. Carr
küsste sie zurück. Er schlang seinen Arm um Allys Hals und zog sie an sich.
Stolz flammte in Ally auf. Ihr tapferer Krieger besaß so viel Kraft, dass er
dies selbst in kranken Zustand noch immer schaffte. Sein Kuss fühlte sich so anders
an. Nicht vergleichbar mit den Küssen von Ari. Weniger fordernd und
leidenschaftlich, weniger begierig, dafür
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