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Die sanfte Entfuehrung des Potsdamer Strumpftraegers

Die sanfte Entfuehrung des Potsdamer Strumpftraegers

Titel: Die sanfte Entfuehrung des Potsdamer Strumpftraegers
Autoren: Christian Ritter
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1998 Ausrichter der Fußball-Weltmeisterschaft?«
    »Das war, Moment, 1990 Italien, 1994 die USA und 1998 – Frankreich!«
    »Was feierte Queen Elizabeth im Jahr 2012?«
    »Ihr sechzigstes Thronjubiläum. Und ihren sechsundachtzigsten Geburtstag.«
    »Entscheiden Sie sich bitte!«
    »Es ist beides richtig.«
    »Ich darf Ihnen nicht sagen, was richtig …«
    Okay, allzu viel Klugscheißerei kommt sicherlich nicht gut an. Ich habe recht, aber sie hat nur eine Antwort auf dem Zettel, schon verstanden.
    »Ich nehme das sechzigste Thronjubiläum.«
    »Wie viele Feldspieler hat eine Handballmannschaft?«
    »Mit Torwart?«
    »Ich darf keine Gegenfragen beantworten, tut mir leid.«
    Jetzt wird es aber albern.
    »Sechs Feldspieler.«
    »Wie lautete der bürgerliche Name von Loriot?«
    Ha!
    »Bernhard-Victor Christoph Carl von Bülow. Oder auch Vicco. Vicco von Bülow.«
    »Huch.«
    »Ich kenne mich gut mit Loriot aus.«
    »Mit wie vielen Ländern hat Kanada eine Landesgrenze?«
    »Mit einem.«
    »Wie nennt man die Variante des Billards, bei der fünfzehn rote und sechs andersfarbige …«
    »Snooker.«
    »Und noch eine Schätzfrage: Wie hoch ist das monatliche Passagieraufkommen des Frankfurter Flughafens?«
    »Hm, das müssten etwa, sagen wir mal grob, hundertfünfzigtausend am Tag, sollte hinkommen, hochgerechnet also, ähm, viereinhalb Millionen.«
    Nix da grob, habe ich kürzlich erst gelesen.
    »Das war die erste Runde. Ab jetzt streue ich Fragen locker ins Gespräch ein.«
    Die kommt hier mit Kreisligafragen an, wusste ich ’s doch. Kein Wunder, was da manchmal für Geschöpfe auf dem Stuhl landen. Ich glaube, ich habe gerade eine Spontanheilung hinter mir. Ich springe auf, öffne meine Balkontür und gehe nach draußen zu meinem Meerschwein, während sie weiterredet.
    »Erzählen Sie doch mal was von sich! Was tun Sie im täglichen Leben?«
    Die Luft ist herrlich, nicht zu kalt, nicht zu warm, T-Shirt-tauglich. Das Pochen in meinem Kopf ist verschwunden, mein Magen quasi nicht existent, völlig egal, ob was drin ist oder was raus möchte, ich spüre es nicht. Ich bin nur noch Gehirn.
    »Ich leite einen Supermarkt«, sage ich.
    »Oho! Da haben Sie ja viel Kontakt mit Menschen.«
    »Viel ist vielleicht übertrieben. Wir sind ein kleiner Dorfsupermarkt, die meisten Kunden kenne ich persönlich.«
    »Sind Sie verheiratet?«
    »Nein, ich bin, äh, auf Partnersuche. Und ich wohne in einer WG auf einem abgelegenen Bauernhof.«
    »Das klingt spannend, da könnten Sie mit dem Herrn Jauch in der Sendung drüber reden.«
    Auf meinem Rücken bildet sich augenblicklich ein Schweißsturzbach, den ich aber als ganz angenehm empfinde.
    »Haben Sie dort auch Tiere?«
    »Hühner und Kühe und ein Meerschwein.«
    Ich gehe in die Knie und streichle es. Vielleicht sollte ich ihm endlich einen Namen geben. Günther würde sich doch anbieten.
    »Können Sie mir alle Bundeskanzler in der Reihenfolge ihrer Amtszeiten nennen?«
    »Bundeskanzler von Deutschland?«
    »Wovon denn sonst?«
    »In Österreich gibt es auch Bundeskanzler.«
    »Von Deutschland.«
    Und wie freundlich sie trotz ihrer Eingeschränktheit immer noch ist. Ihr breites und unerschütterliches Lächeln schwingt in ihrer Stimme mit. Ihr Job muss ihr einen Riesenspaß machen.
    »Adenauer, Erhard, Kiesinger, Brandt, Schmidt, Kohl, Schröder, Merkel.«
    »Melken Sie die Kühe auch?«
    »Ja sicher, bei drei Kühen lohnt sich keine Melkmaschine. Die Melkmaschine bin ich.«
    »Haha! Was für Hobbys haben Sie denn?«
    »Mein größtes Hobby ist Wer wird Millionär . Und manchmal gehe ich joggen. Außerdem lese ich viel.«
    »Wie meinen Sie das, dass die Sendung Ihr Hobby ist?«
    »Ich habe seit der ersten Folge alle gesehen.«
    »Das ist ja unglaublich. An welchem Ozean liegt Kenia?«
    »Am Indischen.«
    »Welche Fremdsprachen sprechen Sie?«
    »Englisch, Spanisch und Esperanto.«
    »Esperanto?«
    »Eine sehr einfache Weltsprache. Die Grundzüge kann man an einem Wochenende lernen, aber man findet wenig Gesprächspartner auf der Straße.«
    »Hahaha! Sie sind ja ’ne Nummer!«
    Es läuft gut, es läuft gut! Sie ist beeindruckt.
    »Also, Herr Wildensorg, das sollte es fürs Erste schon gewesen sein.«
    »Ach, schon? Und wie stehen nun meine Chancen auf den Stuhl?«
    »Es läuft jetzt folgendermaßen: Wenn ich mich bis Donnerstag, achtzehn Uhr, nicht wieder bei Ihnen melde, sind Sie leider nicht weiter. Natürlich können Sie sich wieder bewerben. Ihre Antworten werden mit denen der
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