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Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer

Titel: Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer
Autoren: Monika Felten
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Thronsaal betrat, hörte sie plötzlich Stimmen. Schwach und sehr leise, aber so unendlich traurig und verlassen, dass ihr Herz sich schmerzhaft zusammenkrampfte.
    Hilf uns , riefen sie voller Verzweiflung. Komm, komm her und erlöse uns aus unserer Qual!
    Sunnivah blickte sich um. Die Stimmen mussten vom Thron herrühren. Zögernd trat sie näher. Die Stimmen waren hier sehr viel lauter und besser zu verstehen. Komm, Schwertpriesterin, und gib uns endlich Frieden, flehten sie. Sunnivah zögerte. Was sollte sie tun?
    Der Stein, der Stein, die wispernden Stimmen bedrängten sie nun unablässig. Oh, gib ihn uns, wir brauchen seine Wärme.
    Eingehend betrachtete Sunnivah den Thron. Schwarz und glänzend stand er vor ihr, und wären da nicht die Abbildungen gequälter Menschen gewesen, hätte man ihn fast für einen aus gewöhnlichem schwarzen Felsen gehauenen Thron halten können. Seine dunkle, Furcht erregende Aura war fort, denn mit An-Rukhbar war auch die abgrundtiefe Bosheit, die dem schwarzen Stein innegewohnt hatte, verschwunden.
    Sunnivahs Blick wanderte weiter bis zu der Stelle, aus der sie vor vielen Sonnenläufen den grünen Schlangenkopf herausgebrochen hatte. Und plötzlich erkannte sie, dass der grüne Stein genau dieselbe Form besessen hatte wie der Stein ihres Amulettes. Andächtig hob sie ihre Hand, zog das Lederband des Amulettes über ihren Kopf und fügte den Talisman in die Mulde, die der grüne Stein hinterlassen hatte.
    Frei, frei, frei…
    Ein vielstimmiger Seufzer der Erleichterung ging wie ein Raunen durch den Thronsaal, als sich der schwarze Thron rund um das Amulett zu verändern begann. Ein schwacher oranger Schimmer breitete sich langsam über den ganzen Thron aus, und dort, wo er die erstarrten Körper der Menschen berührte, begannen sie sich zu verwandeln. Die Qual aus ihren Gesichtern verschwand und ihre Leiber zerfielen zu Staub. Jedes Mal verließ eine kleine weiße Rauchwolke den schwarzen Stein und verharrte schwebend über ihm. Am Ende war von dem riesigen Thron nur noch ein kleiner Haufen dunklen Staubes übrig, in dessen Mitte das erloschene Amulett funkelte.
    Über dem Amulett begann die Luft zu flimmern und die durchscheinende Gestalt des Druiden erschien. Er lächelte. »Du hast ihnen den Frieden gegeben.« Anthork deutete auf die zarten durchscheinenden Wölkchen, die noch immer regungslos in der Luft über dem zerstörten Thron verharrten. »Und du hast deine Aufgabe erfüllt!« Seine Stimme war voller Stolz. Auf ein Zeichen seiner Hand erhob sich das Amulett aus den Überresten des Throns und schwebte zu Sunnivah, die ihre Hand wie selbstverständlich danach ausstreckte. Sie presste den Stein fest an ihre Brust und der Druide lächelte. Seine Gestalt flackerte und begann zu verschwimmen. Dann breitete er seine Arme aus, sah zu dem zarten Schleier über dem Thron hinauf und sagte: »Es wird Zeit! Kommt zu mir, meine Kinder!« Die durchscheinenden Wölkchen setzten sich langsam in Bewegung und sammelten sich in den Armen des Druiden. Als auch das letzte von ihnen Anthork erreicht hatte, fiel ein breiter Sonnenstrahl durch eine der Maueröffnungen und hüllte den Druiden ein.
    Schweigend beobachtete Sunnivah, wie seine Gestalt in dem Strahl emporgetragen wurde und dabei immer mehr verblasste. Der letzte Druide von Thale hatte endlich seinen Frieden gefunden. »Danke für alles«, sagte sie leise.
    »Du musst nicht traurig sein!« Ohne ihn zu bemerken war Vhait Sunnivah gefolgt. Er hatte alles mit angesehen. Als der Sonnenstrahl erlosch, trat er zu ihr und Sunnivah spürte seinen Arm um ihre Schultern. »Sie haben so lange gelitten. Du hast sie erlöst.«
    »Ich bin nicht traurig«, entgegnete Sunnivah und wischte sich hastig eine Träne aus dem Augenwinkel. »Ich bin nur glücklich, dass es endlich vorbei ist. Ich habe nach dir gesucht, wo warst du?«
    »Eine Heilerin erzählte mir, dass An-Rukhbar meinen Vater vor wenigen Sonnenläufen in den Kerker werfen ließ«, berichtete Vhait. »Du warst so glücklich bei deinem Vater und ich wollte dich nicht stören. Deshalb habe ich mich allein auf die Suche nach ihm gemacht.«
    »Hast du ihn gefunden?«
    »Ja, es geht ihm gut.« Vhait lächelte, als er an das erstaunte Gesicht seines Vaters dachte, der es kaum hatte glauben können, dass sein eigener, von ihm verstoßener und längst tot geglaubter Sohn ihn aus der schäbigen Zelle befreite.
    »Das freut mich für dich.« Plötzlich schwankte Sunnivah und sie rieb sich die
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