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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)
Autoren: Philippa Ballantine
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versuchte aber keine Sekunde lang, sie aufzuhalten. Sorcha wusste, dass sie den Jungen auch deshalb mochte.

Kapitel 3
Die Bande der Pflicht
    Als ein betrunkener Seemann die Quartiermeisterin am Hinterteil packte und auf seinen Schoß zog, wusste Raed sofort, dass es Ärger geben würde. Laython war eine freundliche Frau, aber sie ließ sich nur von denen grob behandeln, die sie kannte.
    Sie griff mit der vernarbten Hand nach dem nächstbesten Gegenstand, einem vollen Bierkrug, und schlug ihn dem Matrosen auf den Kopf. Die übrige Besatzung der
Herrschaft
sprang von ihren Stühlen und eilte ihrer Kameradin zu Hilfe.
    Raed, der schon lange keine anständige Rauferei mehr erlebt hatte, schloss sich ihnen an. Mochte er auch der Junge Thronprätendent sein und seine königliche Ahnentafel bis in die Zeit vor dem Bruch zurückreichen: Er war keiner, der sich über seine Mannschaft stellte.
    Die Hafentaverne war brechend voll, und seit Einbruch der Nacht hatten die meisten Seeleute nur darauf gewartet, es ordentlich krachen zu lassen. Ehe er wusste, wie ihm geschah, steckte Raed inmitten der prügelnden und fluchenden Menge und teilte so gut aus, wie er einsteckte. Dass er eine Ladung Bier abbekam, ließ ihn nur grinsen.
    Mit beinahe hochmütiger Miene zog sein baumlanger Erster Maat einen rotgesichtigen Mann von Raed weg. Es war dem Jungen Prätendenten mehr als einmal durch den Kopf gegangen, dass Aachon als Prinz hätte geboren werden sollen – nicht er.
    »Ist das nicht doch ein unpassender Zeitvertreib für Euch, mein …« – der Erste Maat konnte sich das Wort »Prinz« gerade noch verkneifen – »… mein Kapitän?«
    Raed ergriff die ausgestreckte Hand und ließ sich auf die Füße ziehen. »Wir sind in einer kleinen, rauen, abgelegenen Hafenstadt – was soll man hier sonst tun?«
    Er sah noch, wie Aachons dunkle Brauen sich zu einer düsteren Miene zusammenzogen, doch schon wirbelte ihn ein anderer Gegner herum. Raed rang mit ihm und landete ein paar gute Treffer, bevor der größere Mann ihn durch das Fenster der Taverne warf.
    Glücklicherweise war das Lokal nicht vornehm genug, sich Glas leisten zu können, und Raeds Schulter streifte nur die Fensterläden. Er schlug so hart auf dem Boden auf, dass es ihm die Luft aus den Lungen trieb, und blieb kurz liegen. Leicht benommen grübelte er darüber nach, wann er sich zuletzt so frei gefühlt hatte.
    Bevor er den Diakonen Sorcha Faris und Merrick Chambers begegnet war, hatte er nur sehr wenig Zeit an Land verbracht. Die Nähe anderer Geister weckte die Bestie in ihm, und so hatte er sein Leben auf dem offenen Meer verbracht. Bis ihm auch diese Sicherheit verwehrt worden war. Also war es wirklich sehr lange her.
    Als auch Aachon durchs Fenster geflogen kam und beinahe auf ihm landete, brach Raed unwillkürlich in Lachen aus. Es mussten mindestens drei Männer nötig gewesen sein, um den Ersten Maat so durch die Luft zu schleudern. Als Raed ihn sich von der Brust schob, bemerkte er einmal mehr das beträchtliche Gewicht seines Freundes.
    Er wollte Aachon gerade sein Mitgefühl aussprechen, als er zwei schöne Stiefel bemerkte, die dicht vor ihren Köpfen standen. Vorsichtig rollte er sich auf die Seite und schaute zu deren Besitzerin empor.
    Es war Tang. Kapitänin Tangyre Greene blickte mit einem seltsamen Lächeln um die Mundwinkel auf ihn herab. Sie wirkte älter als bei ihrem letzten Gespräch, obwohl ihr Haar immer grau gewesen war; auch die lange Narbe auf ihrer rechten Gesichtshälfte, die sie sich im Dienst des Unbesungenen zugezogen hatte, war so tief wie eh und je.
    »Tang!« Raed sprang auf. »Ihr erinnert Euch an meinen Ersten Maat, Aachon?«
    Die Schlägerei in der Taverne erreichte eine Art Höhepunkt, und wieder kam jemand durchs Fenster geflogen. Laython landete neben ihnen und fluchte mit aufgeplatzter Lippe.
    »Oh, und an meine Quartiermeisterin.«
    »Immer noch derselbe alte Raed.« Tangyre klopfte ihm die Schultern ab. »Aber Ihr überrascht mich, Aachon – wie könnt Ihr zulassen, dass Euer Kapitän in so eine Schlägerei gerät?«
    »Nicht mal ich kann Wunder wirken, Kapitänin Greene.« Der Erste Maat erhob sich. Hinter ihnen war der Lärm verstummt und nur noch der Jubel von Raeds Besatzung zu hören
.
Jetzt würde die Crew der
Herrschaft
den Gegnern von ihrem sauer verdienten Geld Getränke spendieren. Laython blickte zwischen ihrem Kapitän und dem Neuankömmling hin und her und ging dann mit langen Schritten zurück in die Taverne.
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