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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)
Autoren: Philippa Ballantine
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gutheißen, was wir mit seiner Abtei machen?« Sie sagte es im Scherz und im Bemühen, seine grimmige Laune zu bessern, aber der alte Diakon zuckte bloß die Achseln.
    »Sie haben zu wenige Unterlagen hinterlassen, um das zu beurteilen, sollen hier aber so lange von aller Welt abgeschnitten gewesen sein, dass sie etwas wunderlich geworden sind.«
    Während ihrer Ausbildung war Geschichte der Fluch in Sorchas Leben gewesen, aber jetzt war ihr Interesse doch ein klein wenig entfacht. Die hoch aufragenden Statuen derer, die vor ihr gewesen waren, erschienen ihr inzwischen nicht mehr nur als bloßer Fels. Sie wusste, dass der Heilige Cristin in den dunklen Zeitaltern in einem winzigen Boot auf dem neuen Kontinent gelandet war und den hiesigen Orden gegründet hatte, aber das war es auch schon. Garil hatte alles studiert, was er über die Gründungsdiakone in Erfahrung bringen konnte, doch nicht einmal er besaß alle Antworten.
    Das Gespräch hatte sich auf unangenehmes Gebiet verlagert. »Wenn unser Orden sechshundert Jahre hierbleibt, hält man uns eines Tages vielleicht auch für merkwürdig«, meinte sie.
    Garils buschige Augenbrauen rückten zusammen, und er wandte den Blick ab. »Vielleicht sind wir das bereits.« Seine Stimme war ein leises Brummen, und Sorcha verkniff sich ein unpassendes Lächeln. Ihrem alten Partner bekam der Ruhestand überhaupt nicht.
    »Du hast dir zumindest etwas Ruhe verdient, Garil.«
    »Mag sein«, murmelte er und blickte zu seinen Arbeitern auf. »Aber daheim in Delmaire … nun, dort gibt es mehr graue Umhänge. Hier …« Der Rest blieb unausgesprochen. Hier gab es nur sehr wenige alte Mitglieder des Ordens.
    Garil trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, und ihr wurde klar, dass die Schmerzen in seinen schlecht verheilten Knochen größer waren, als es den Anschein hatte. Die winterliche Luft, die sie angenehm erfrischend fand, war sicher absolut nichts für ihn. Sie verspürte wachsenden Ärger über den Bürokraten, der geglaubt hatte, dieses Projekt täte einem alten Mann gut.
    »Gewiss brauchen sie dich nicht, damit du zusiehst, wie Fensterscheiben eingesetzt werden.« Sie schob ihm die Hand in die Armbeuge. »Begleitest du mich zur Krankenstube?«
    Er warf einen Blick auf die Künstler, dann lachte er. »Diese jungen Leute wissen, was sie tun, und ich könnte noch etwas Tinktur für meine alte Haut brauchen. Sie wird nämlich furchtbar dünn.«
    In Wirklichkeit konnte er etwas gegen den Schmerz brauchen, aber das zuzugeben ließe sein Stolz nicht zu. Sorcha wusste genau, wie Garil war. Gemeinsam schlenderten sie aus dem Andachtssaal zu dem flachen Steinhaus, das die Krankenstube beherbergte. Eine niedrige Lavendelhecke umgab einen Garten mit Heilkräutern, in dem Laienarbeiter emsig damit beschäftigt waren, die letzten Herbstpflanzen zu ernten. Rechter Hand befanden sich die Trockenräume und die Apotheke, wo Tränke, Tinkturen und Salben zubereitet wurden. Der Duft, der durch die offenen Türen wehte, war so beruhigend, dass Sorcha beinah vergaß, warum sie dorthin ging.
    Garil tätschelte ihr den Arm. »Geh du jetzt zu deinem Mann, und grüß ihn schön von mir.«
    Er wollte schon davonschlendern, aber sie hielt ihn kurz fest. Ein Anflug von Sorge nagte an ihrem Gewissen. »Ist alles in Ordnung, Garil?«
    Bildete sie es sich nur ein, oder zuckte ein winziger Muskel in der Nähe seines Auges? »So gut wie man erwarten kann … du weißt schon, bei diesem Wetter.« Er rieb sich das Bein und blickte auf, als erwartete er Regen. »Gut, ich muss jetzt rein.« Garil drehte sich um und humpelte weg.
    Sorcha sah ihm eine Weile nach. Sie wusste, dass dem älteren Mann etwas zu schaffen machte. Doch wenn er darüber hätte reden wollen, hätte er es getan; dafür waren sie gut genug befreundet. Sobald diese törichte Mission für den Erzabt vorüber war, würde sie mit Garil sprechen und feststellen, was an ihm nagte.
    Im Hospital war es glücklicherweise wärmer, doch es roch nach Salbeirauch und Seife, Aromen, die ihr nicht zusagten. Das Gebäude mochte ein Ort der Heilung sein, aber sie hatte sich dort nie wohlgefühlt – was nicht nur am Geruch lag. Hier war das Reich der Laienbrüder, die in ihren braunen Roben stumm und effizient umherhuschten. Diakone mochten ein wenig von Heilung verstehen, aber dank der Bibliothek und der sorgfältigen Anwendung sanktionierter Wehrsteine war das Hospital der Abtei das beste im ganzen Kaiserreich.
    Sogar der Adel kam hierher.
    Sorcha
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