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Die Runde der Rächer

Die Runde der Rächer

Titel: Die Runde der Rächer
Autoren: Jason Dark
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des Verlierers.
    Ich hatte mich der Glaswand bis auf eine Winzigkeit genähert. Das Kreuz hielt ich in der linken Hand, streckte aber die rechte vor und achtete nicht mehr auf das grüne Flimmern an meinem Talisman.
    Jetzt kam es darauf an.
    Ich stieß die Hand vor – und hindurch!
    Ha, es gab die Wand nicht mehr. Mein Arm war bereits in der anderen Dimension verschwunden. Eine Sekunde später folgte das rechte Bein, und dann zog ich den Körper nach.
    Ich war da!
    Für einen Moment erwischte mich ein leichtes Gefühl des Schwindels und machte mich unsicher. Dann hatte ich mich wieder gefangen, saugte die Luft ein und wunderte mich darüber, wie frisch sie sich in dieser Höhle ausbreitete.
    Es war die Aibon-Frische. Obwohl ich nicht so recht glauben konnte, dass ich mich in dem Teil des Landes befand, das als Paradies der Druiden bezeichnet wurde und es auch war, denn in dieser Welt konnten Legenden und Sagen zur Wirklichkeit werden, die man sonst nur in den alten Überlieferungen fand.
    Ich hatte mich sehr schnell an die neue Umgebung gewöhnt und sah neben mir einen Schatten erscheinen. Der Blick nach links zeigte mir, dass es Suko war, der mir kurz zunickte und mir kundtat, dass bei ihm alles okay war.
    Weder König Justin noch Ethan hatten von uns Notiz genommen. Und auch die Monster interessierten sich nicht für uns. Wie startbereit hockten sie auf ihren Bänken.
    Allmählich gewöhnten wir uns an die Umgebung. Die Luft empfand ich nicht mehr als so angenehm, sondern als kalt. Sie strömte von allen Seiten auf mich ein, als bestünde sie zum größten Teil aus unsichtbaren, geflügelten Geistern. Der Hauch umgab uns ständig und verursachte auf der Haut ein leichtes Frösteln.
    Erst jetzt bewegte sich der König. Er schien auf uns gewartet zu haben. So kam es mir vor. Er ließ seine ausgestreckte Hand wieder sinken und stützte sich auf der Oberseite des langen Tisches ab, um dort den nötigen Halt zu finden. Mit dem Körper schob er noch den hochlehnigen Thronstuhl zurück und wandte sich dann nach rechts. Er bewegte sich sehr schwerfällig. Wie jemand, der jeden Augenblick einen Schwächeanfall bekommen und zusammenbrechen konnte. Er war anders nicht in der Lage, allein zu gehen. Die Schultern und die Rücken seiner Getreuen benutzte er als Stütze.
    Wir hatten ihn bisher nur sitzend erlebt. Zum ersten Mal sahen wir ihn in voller Größe, und das war keine Offenbarung. Er war fertig. Er war schlapp. Die Gestalt trug keine Rüstung, doch die anderen Klamotten schienen so schwer zu sein wie dieses Ding aus Eisen. Er ging gebeugt, benutzte jeden Körper als Stütze, aber er setzte seinen Weg bis zu seinem Ziel fort.
    Und das war Ethan Haycock!
    Um uns kümmerte sich niemand. Wir waren für die andere Seite gar nicht vorhanden und fühlten uns wie Statisten, die erst aufgerufen werden mussten, wenn sie ihren Auftritt hatten.
    In welcher Welt oder Dimension wir uns befanden, das war uns ebenfalls unklar. Es konnte Aibon sein, was aber nicht zwingend war. Dafür war die andere Seite einfach zu vielschichtig. Auch das Paradies der Druiden besaß Geheimnisse, an die wir bisher nicht mal im Traum gedacht hatten.
    »Läuft ja recht gut«, flüsterte Suko mir zu.
    »Für wen?«
    »Na, für uns.«
    Ich verzog die Lippen. Es stimmte, aber ich dachte weniger an uns, sondern an Ethan Haycock, und das sagte ich Suko auch. »Ich denke, dass Ethan die wichtigste Figur in diesem Spiel ist. Auf ihn kommt es an. Ich habe nicht vergessen, dass er sich als König gefühlt hat. Jetzt haben sie ihn geholt.«
    »Zu einem anderen König.«
    »Sehr richtig. Und genau das bereitet mir einige Probleme, wenn ich ehrlich sein will. Zwei Könige in einem Reich, Suko? Das hat noch nie geklappt.«
    »Zumindest wurde ihm in unserer Zeit das Leben gerettet. Wer weiß, was die vier Schläger mit ihm alles angestellt hätten. Für ihn hoffe ich nicht, dass er vom Regen in die Traufe gekommen ist.«
    Die Befürchtungen, die uns beherrschten, schienen jemand wie Ethan nicht zu stören. Er wartete. Und nicht nur das. Auf seinen Lippen lag ein Lächeln. So konnte nur ein Mensch reagieren, der sich auf etwas freute. Möglicherweise spürte oder wusste er mehr als wir.
    King Justin legte eine Pause ein. Das Gehen hatte ihn erschöpft. Aber er würde auch weiterhin auf den Menschen zugehen. Nur musste er jetzt den Kopf anheben, um ihn zu sehen. Er tat es mit einer schwerfälligen Bewegung, als läge die gesamte Last der Welt auf seinem Kopf und seinen
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