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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten
Autoren: Michael Connelly
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sich dort mit mir treffen?«
    »Aber sicher.«
    Er schien begeistert, und mir war klar, dass ich dem irgendwann einen Riegel würde vorschieben müssen. Aber vorerst wollte ich seine uneingeschränkte Kooperation.
    »Gut. Dann hätte ich noch ein paar weitere Fragen. Speziell zu diesem Charterkunden. Kannten Sie diesen Otto schon vorher?«
    »Na klar. Wir nehmen Otto jedes Jahr ein paarmal mit raus. Er lebt drüben auf der Insel. Das ist der einzige Grund, weshalb wir diesen Mehrtagecharter bekamen. Wissen Sie, das war das Problem mit unserer Firma. Aber Terror war das egal. Er war vollauf zufrieden, in dem kleinen Hafen dort drüben zu liegen und auf Halbtagsaufträge zu warten.«
    »Nicht so schnell bitte, Buddy. Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Ich rede davon, dass Terry das Boot drüben auf der Insel liegen hatte. Und was wir dort an Kunden bekamen, waren Leute, die einen Ausflug nach Catalina machten und ein paar Stunden zum Fischen rausfahren wollten. Große Charter bekamen wir so nicht. Keine Drei-, Vier-, Fünftagetouren, bei denen man ordentlich verdient. Otto war eine Ausnahme, weil er drüben auf der Insel wohnt. Er wollte ein paarmal im Jahr nach Mexiko runter, zum Fischen und auch sonst noch einen draufmachen, Sie wissen schon.«
    Lockridge gab mir mehr Informationen, als ich auf einmal verarbeiten konnte. Ich konzentrierte mich weiter auf McCaleb, aber ich würde auf jeden Fall auf Otto, ihren Charterkunden, zurückkommen.
    »Sie sagen also, Terry war zufrieden damit, kleine Brötchen zu backen.«
    »Genau. Ich lag ihm ständig in den Ohren: ›Bring das Boot hier rüber aufs Festland, schalte ein paar Anzeigen und bemühe dich um gescheite Aufträge.‹ Aber das wollte er nicht.«
    »Haben Sie ihn mal gefragt, warum?«
    »Klar. Er wollte auf der Insel bleiben. Er wollte nicht ständig von der Familie weg sein. Und er wollte Zeit haben, um sich mit seinen Akten zu beschäftigen.«
    »Sie meinen, mit seinen alten Fällen.«
    »Ja, mit denen und mit verschiedenen neuen.«
    »Welche neuen?«
    »Keine Ahnung. Er schnitt ständig Zeitungsartikel aus und legte Ordner an, telefonierte herum, Dinge in der Art.«
    »Auf dem Boot?«
    »Ja, auf dem Boot. Im Haus ließ es Graciela nicht zu. Das hat er mir erzählt. Sie wollte nicht, dass er das machte. Manchmal ging das so weit, dass er auf dem Boot übernachtete. Am Ende. Ich glaube, es war wegen der Akten. Er steigerte sich total in irgendwas rein, und irgendwann sagte sie ihm dann, er solle auf dem Boot bleiben, bis er darüber hinweg wäre.«
    »Das hat er Ihnen erzählt?«
    »Das musste er gar nicht.«
    »Erinnern Sie sich an irgendeinen Fall oder eine Akte, für die er sich am Schluss besonders interessierte?«
    »Nein, in so was hat er mich nicht mehr eingeweiht. Ich half ihm bei der Herzgeschichte, aber danach schloss er mich von diesem ganzen Kram aus.«
    »Hat Ihnen das etwas ausgemacht?«
    »An sich nicht. Ich meine, ich hätte ihm gern geholfen. Kriminelle zu fangen ist interessanter, als Fische zu fangen, aber mir war klar, dass das seine Welt war und nicht meine.«
    Das hörte sich zu sehr nach einer Standardantwort an, so, als wiederholte er eine Erklärung, die ihm McCaleb einmal gegeben hatte. Ich beschloss, es dabei zu belassen, aber auf diesen Punkt würde ich noch einmal zurückkommen.
    »Okay, dann wollen wir uns Otto zuwenden. Sie waren mit ihm wie oft fischen?«
    »Es war unser dritter – nein, vierter – Charter mit ihm.«
    »Immer nach Mexiko runter?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Was macht er beruflich, dass er sich das leisten kann?«
    »Er ist pensioniert. Hält sich für Zane Grey und ist ganz heiß aufs Fischen. Will unbedingt einen schwarzen Marlin fangen und bei sich zu Hause an die Wand hängen. Er kann es sich leisten. Er hat mir mal erzählt, er war Vertreter, aber für was, habe ich ihn nicht gefragt.«
    »Pensioniert? Wie alt ist er?«
    »Keine Ahnung. Mitte sechzig, würde ich sagen.«
    »Und wo hat er vorher gelebt?«
    »Gleich drüben auf dem Festland. In Long Beach, glaube ich.«
    »Was haben Sie vorhin gemeint, als Sie sagten, er wollte zum Fischen nach Mexiko runter und auch sonst einen draufmachen?«
    »Genau das was ich gesagt habe. Wir sind mit ihm fischen gefahren, und wenn wir in Cabo anlegten, ist er immer noch losgezogen, einen draufmachen.«
    »Auf der letzten Fahrt sind Sie also jeden Abend in einen Hafen eingelaufen, immer in Cabo.«
    »Die ersten zwei Abende legten wir in Cabo an und am dritten in San
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