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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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kleine Rebellenschar gebildet hatte. Sif hatte an ihnen eine harte Nuss zu knacken, schlichtweg, weil er sie nie aufspüren konnte. Es war gefährlich, hier auf der Straße herumzustehen und zu zeigen, dass er gesehen hatte, was geschehen war. Damit würde Adamo nur ungebetene Aufmerksamkeit auf sich ziehen und damit auch auf Kierans kleine Gruppe – Angharas einzige Chance auf Rettung. Deshalb zog er die Schultern hoch, senkte die Augen und eilte weiter. Er brauchte den Häschern nicht zu folgen, die Anghara entführt hatten. Es gab nur einen Ort, an den sie sie bringen konnten.
    Der Mietstall um die Ecke schien ihm der wahrscheinlichste Ort, von dem sie gekommen war. Nach kurzem Zögern trat Adamo ein. »Jemand hier?«
    Der Stallbesitzer schaute aus einer Box und wischte sich die Hände an den bereits schmutzigen Hosen ab. »Kann ich Euch helfen, junger Master?«
    »Mein Lord braucht ein Pferd«, sagte Adamo und benahm sich ganz wie ein arroganter junger Aristokrat. »Ein ruhiges Tier. Es ist für seine Lady. Ihres lahmt, und sie müssen dringend heimreiten. Hast du eines zu mieten oder zu verkaufen?«
    »Naja, eigentlich habe ich keine Reittiere für Ladys«, sagte der Stallbesitzer und kratzte sich den Kopf. »Vielleicht der Graue dort drüben?«
    Adamo betrachtete den Wallach mit kritischem Blick. »Der Rücken ist krumm. Er sieht aus, als würde er die Knochen meiner Lady ordentlich durchschütteln«, beschwerte er sich. Er schaute sich um. Es konnte nur einen Grund geben, weshalb Anghara in diesem Stall gewesen war: sich ein Reittier zu verschaffen. Aber welches? ... »Was ist mit dem Braunen?«
    »Die ist gerade verkauft worden. Ist kaum ein paar Minuten her«, erklärte der Stallbesitzer nicht ohne Reue. Wahrscheinlich hätte er von diesem arroganten grünen Jungen einen noch besseren Preis erzielen können, als bei dem leicht zerstreuten Mädchen, das gerade fortgegangen war.
    »Der jungen Lady, die ich gerade aus dem Stall habe kommen sehen?«
    »Genau dieser.« Der Stallbesitzer nickte. »Die Stute soll ihr ins King’s Inn gebracht werden, sobald ich den Schmied dazu bringen kann, ihr ein neues Eisen zu verpassen.«
    Adamo schnalzte ungeduldig mit der Zunge. »Aber nichts, was ich hier sehe, kommt auch nur annähernd in Frage ... das King’s Inn, sagst du? Mein Lord ist sehr ungeduldig und in Eile. Vielleicht könnte ich mit der jungen Lady sprechen ...«
    »Das ist nicht meine Sache.« Der Stallbesitzer zuckte mit den Schultern. »Das Pferd wird an sie geliefert. Sie hat mich nach Fug und Recht bezahlt, und wenn du das Pferd haben willst, musst du mit ihr reden. Aber sie schien mir wegen des Tieres recht sicher zu sein. Ich bezweifle, dass sie es verkauft ...«
    »Sind noch andere Ställe in der Nähe?«, fragte Adamo der Form halber und hörte sich ungeduldig die Litanei von Antworten an, die seine Frage auslöste. Sobald er sich verdrücken konnte, eilte er den Weg zurück, den er gekommen war. Neugierig lugte er in die Nische, wohin die beiden Männer Anghara verschleppt hatten, und in welche die vier Häscher gefolgt waren, wie Adamo mit eigenen Augen gesehen hatte. Es war ein Torbogen, der zu einem Hof mit Kopfsteinpflaster führte, aber sowohl der Hof als auch der Eingang waren leer. Adamo suchte alles mit den Augen ab, aber es gab keine weiteren Spuren. Sifs Männer mussten mit ihrer Beute hinter einer der geschlossenen Türen verschwunden sein. Leise fluchend machte er kehrt und eilte die Straße hinab zum Hafen und zum King’s Inn. Welcher Teufel hatte Anghara nur geritten, eine Herberge mit einem derart unheilvollen Namen zu wählen, dachte er wütend und völlig irrational. Und wo hatte sie die ganze Zeit über gesteckt? Es war ein Schock gewesen, das vertraute Gesicht so unerwartet zu sehen, nachdem er – wie viele andere – schon beinahe die Hoffnung aufgegeben hatte, Anghara jemals wiederzufinden. Einen kostbaren Moment lang war er wie gelähmt gewesen. Diesen hatten Sifs Männer zu ihrem Vorteil genutzt. Wenn er nur ... wenn er nur ...
    Die Möglichkeiten, was er hätte tun können, schwirrten in seinem Kopf wie zornige Bienen. Noch als er zum King’s Inn lief, verfluchte er sich, weil er die Entführer nicht verfolgt hatte. Vielleicht würden sie noch einen Tag in ihrem Versteck in der Stadt bleiben, und einige von Kierans Männern hätten hier in Calabra eine Befreiung versuchen können. Aber es wäre schwierig, Sifs Soldaten zu überraschen, und wenn schon sechs an dieser Aufgabe
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