Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht
Autoren: Susan Peterson
Vom Netzwerk:
vom Paradies. Also habe ich ihr eigentlich einen Gefallen getan, indem ich sie etwas schneller dorthin befördert habe.«
    Dorothea kämpfte den Drang nieder, aufzuspringen und an die Tür zu hämmern, um die Schwester zu rufen, damit sie sie hinausließe. Sie war hier, um die Wahrheit zu erfahren.
    » Du hast also versucht, Ian zu vergiften?«
    » Hmm. Allerdings musste ich aufpassen, nicht zu rasch vorzugehen. Mehrere Morde in London sind nur deshalb entdeckt worden, weil die Frauen zu ungeduldig waren. Man muss hübsch langsam steigern, damit alle die Beschwerden gewöhnt sind. Dann wundert sich beim letzten Mal niemand.«
    » Warum in Adelaide?«
    Catriona zuckte mit den Achseln. » Mir war danach. Dieses Dinner der Viehbarone schrie förmlich nach einem dramatischen Zwischenspiel. Also stieß ich sein Glas um und gab ihm meines, in dem ich vorher meinen ganzen Rest von dem Arsenik aufgelöst hatte. Aber ich fürchte, dieser miese, kleine Gauner in Bristol hat mich betrogen und mir gestrecktes Arsenik angedreht.– Wenn ich denke, dass ich dafür meine Amethystohrhänger versetzt habe!«
    » Für jeden anderen wäre es vermutlich tödlich gewesen«, stieß Dorothea zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Es war fast nicht zu ertragen, wie leichtfertig diese Person über ihre Mordversuche sprach. » Ian ist, dem Himmel sei Dank, nur von einer besonders kräftigen Konstitution.«
    » Das kann man wohl sagen.– Es tut mir übrigens leid, dass du so hineingezogen wurdest. Ich wäre nicht im Traum auf den Gedanken gekommen, dass dieser lächerliche kleine Doktor dich verdächtigen könnte!« Catriona schmunzelte. » Aber du musst zugeben, es war ein tolles Schauspiel. Dieser Apparat. Wie die beiden darum herumzappelten. Und wie dieser schmucke Anwalt den Doktor zurechtstutzte. Köstlich! Ich habe mich selten so gut unterhalten.«
    Dorothea betrachtete sie befremdet. Es war ihr Ernst. Was für eine sonderbare Art von Humor.
    » Wenn Ian tatsächlich… gestorben wäre, wäre ich als Gattenmörderin gehängt worden!«
    » Ist er aber nicht.«
    » Und wenn doch? Was hättest du getan?«, beharrte Dorothea.
    » Irgendwas wäre mir schon eingefallen.« Catriona lächelte, als sie Dorotheas skeptischen Blick sah. » Du glaubst mir nicht? Dabei habe ich mir immer so große Mühe gegeben, den Verdacht nicht auf dich fallen zu lassen. Ich mag dich nämlich wirklich, weißt du?«
    Das verschlug Dorothea die Sprache. Nur mühsam besann sie sich auf ihr eigentliches Anliegen.
    » Dann war der Unfall mit der Pistole auch kein Unfall?«
    » In gewisser Weise schon. Der gute Percy. Er ist ein solcher Tollpatsch. Ich werde ihn damit aufziehen, wenn er das nächste Mal kommt.«
    Dorothea öffnete schon den Mund, um ihr zu sagen, dass Percy tot sei, als sie sich gerade noch rechtzeitig daran erinnerte, dass ihr Gegenüber ja nicht umsonst im Spital für Geisteskranke untergebracht war. Sicher war es besser, sie in dem Glauben zu lassen, dass Percy gesund und munter war. Nur zu gut erinnerte sie sich an Catrionas überbordende Verzweiflung. Wenn eine solche wieder von ihr Besitz ergriff, würde sie keine weiteren Antworten erwarten können.
    » Hattest du ihm aufgetragen, Ian zu erschießen?«
    » Es war eine wunderbare Gelegenheit. Eigentlich sollte er es im Eingeborenenlager tun. Dann hätte er sagen können, die Lage wäre eskaliert und Ian versehentlich in die Schusslinie geraten. Dummerweise hatte er zu viel Angst, es vor den Schwarzen zu tun. Und im Boot– ich hätte ihm sagen können, dass ein schwankender Kahn bei einem so miserablen Schützen wie ihm nicht die richtige Wahl war.«
    » Vielleicht hat er es auch einfach nicht gewollt?«
    » Natürlich nicht.« Catriona seufzte. Ein Seufzer der Resignation. » Percy war immer schon zu weich.«
    » Unterschätzt du ihn nicht?« Dorothea dachte an den Mut, mit dem er sich in das brennende Haus gestürzt hatte.
    » Nein, ich kenne meinen Bruder. Wenn es darum geht, entschieden zu handeln, versagt er. Hätte er sich ein bisschen geschickter angestellt, wäre Ian im Murray River längst so weit abgetrieben gewesen, dass sie ihn nicht mehr hätten retten können.«
    Wie kaltblütig sie über Ians möglichen Tod sprach! Dorothea bohrte die Fingernägel in die Handflächen.
    Am liebsten hätte sie ihr ins Gesicht geschleudert, dass ihr geliebter Percy nur noch Asche war. Später. Noch nicht.
    » Wusste Percy von Lady Chatwick?«
    » Natürlich nicht.« Catriona lächelte hämisch.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher