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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien
Autoren: Iny Lorentz
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Paderborn in den Hassgau war nicht weit, verglichen mit der langen Reise von Spanien ins Sachsenland, und schon bald sah Konrad die Höhenzüge der Heimat vor sich. Er war nur zwei Jahre fort gewesen, und doch kam ihm die Landschaft seltsam fremd vor. Hatte sein Vater ebenso empfunden?, fragte er sich. Wenn ja, hatte er es sich nie anmerken lassen.
    Die Eichen und Buchen des Waldes zeigten bereits ihr erstes helles Grün, und er vernahm den Gesang der Vögel genauso durchdringend wie in jedem Frühjahr. Dennoch erschien es ihm wie ein ferner Traum, dass er hier einst mit anderen Dorfjungen umhergestreift war und Franke und Sachse gespielt hatte.
    Mit forschendem Blick musterte er Maite, um herauszufinden, was sie angesichts des für sie fremdartigen Landes empfinden mochte. Gleichzeitig fragte er sich beunruhigt, was seine Eltern zu dieser unverhofften Schwiegertochter sagen würden. Er wollte sie nicht aus ihrer Heimat weggeführt haben, um in Zukunft in Streit mit Vater und Mutter leben zu müssen. Bei diesem Gedanken nahm sein Gesicht einen entschlossenen Ausdruck an. Er würde nicht dulden, dass Maite geschmäht wurde. Sie war genau die Frau, die er brauchte, und er konnte sich nicht vorstellen, mit einer anderen ähnlich glücklich geworden zu sein. Sein Freund Philibert mochte zwar die Schönere der beiden Freundinnen für sich gewonnen haben, doch für diesen würde Ermengilda niemals die Gefährtin werden können, die Maite für ihn war.
    Konrad streckte die Hand aus und fasste nach ihrer Rechten. »Es wird alles gut!«, sagte er.
    Maite sah ihn an und begriff, dass er ihr die Furcht vor der Zukunft nehmen wollte. Seit sie sich Konrads Heimat näherten, hatte sie sich gefragt, ob seine Familie sie willkommen heißen oder als unerwünschten Eindringling ansehen würde. Daher erleichterte es sie, dass Konrad bereit war, zu ihr zu stehen. Er war ein guter Mann, dachte sie, und sie fragte sich, wie sie ihn früher für einen Ochsen hatte halten können. Natürlich war er nicht so wortgewandt wie Philibert von Roisel und auch nicht von edler Herkunft, aber er würde immer ein treuer Kamerad bleiben, und was die gemeinsamen Nächte betraf, konnte sie sehr zufrieden sein.
    »Ja, es wird alles gut«, wiederholte sie seine Worte und lächelte ihn an.
    Unterdessen wurde Ermo unruhig. »Dort vorne gabelt sich der Weg, Junge. Du wirst nun nach links reiten und ich noch ein Stück geradeaus. Ich freue mich, nach Hause zu kommen. Aber du musst mich spätestens morgen besuchen, sonst komme ich zum Birkenhof und hole dich. Und danke für alles!« Damit gab er seinem Pferd die Sporen und galoppierte davon. Konrad sah ihm kopfschüttelnd nach und fragte sich, warum er mit diesem Mann so nachsichtig verfahren war. Nicht nur, dass er ihn unterwegs wie einen Reisegefährten und nicht wie einen Knecht oder Sklaven behandelt hatte – er hatte ihm sogar die Stute belassen, auf die Ermo als Gefangener von Fadl gesetzt worden war.
    Maite stieß ihren in Gedanken versunkenen Ehemann vom Sattel aus an. »Dort sind Leute!«
    Konrad drehte den Kopf nach vorne. An der Stelle, an der der Weg zum Dorf abzweigte, standen mehrere Männer und sahen ihnen entgegen. Erst im Näherkommen erkannte er Lando und Ecke unter ihnen, die sich kurz vor seinem Aufbruchgeweigert hatten, mit ihm nach Spanien zu ziehen, und sich seinem Vater stattdessen als abhängige Bauern unterstellt hatten. Er dachte an die Übrigen, die mit ihm gezogen waren. Rado, der Beste unter ihnen, war tot, und zwei weitere waren während des langen Feldzugs an Krankheiten gestorben. Der Rest focht nun unter Graf Hassos Befehl gegen die Sachsen. Er ritt auf die Männer zu und hielt kurz vor ihnen sein Pferd an. An ihren fragenden Mienen merkte er, dass sie ihn nicht erkannten. Stattdessen zogen sie ihre Mützen und verbeugten sich vor ihm.
    »Ihr wollt wohl zu unserem Herrn Arnulf, edler Herr«, sagte einer.
    »Mach die Augen auf, Lando! Ich bin es, Konrad. Und jetzt macht Platz! Ich will meine Eltern begrüßen.« Konrad ritt an den Bauern vorbei, die ihnen verblüfft nachstarrten und dabei vor allem Maite im Auge behielten, die an seiner Seite blieb und dabei spielerisch nach einigen der jungen Blätter haschte, die auf den Bäumen am Wegrand wuchsen. Sie rieb sie und sog den Geruch nach Eichen und Buchen tief in die Lungen. In ihrer Heimat roch das frische Laub der Bäume ähnlich. Also war dieses Land nicht mehr ganz so fremd für sie.
    Schon bald erreichten sie das Dorf. Es
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