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Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Titel: Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Anblick der leeren Augenhöhlen zu entgehen.
    »Und du bist…« platzte es aus ihm hervor.
    »Der Tod. Die Todin. Die Herrscherin von Serinda.«
     
     

3
     
    Im Arwat nahmen die Unsterblichen ihre Vergnügungen wieder auf und gönnten Sonds Leichnam allenfalls einen kühlen, beiläufigen Blick – oder eine verbitterte Musterung, weil er den ganzen Teppich besudelt hatte (so jedenfalls der Rabat-bashi).
    »Schafft ihn hier raus!« murrte der Besitzer zwei Mamelucken an, worauf diese sich vorbeugten, den toten Dschinn an den schlaffen Armen packten und sich anschickten, ihn würdelos aus der Tür zu schleppen.
    »Durch die Hintertür!« ergänzte der Rabat-bashi.
    »Niemand bringt Sond irgendwohin«, erklärte Pukah und zog einen Dolch aus der Schärpe, die seine schlanke Hüfte umgab. »Nicht bevor man mir nicht ein paar Dinge erklärt hat!«
    Die beiden Mamelucken ließen Sonds Arme fahren, die dann leblos auf den Boden des Arwats schlugen; dann zogen die beiden Unsterblichen in erwartungsvollem Grinsen ihre Dolche.
    »Pukah – nicht!« schrie Asrial und warf sich auf den jungen Dschinn.
    Er schob sie sanft beiseite, den Blick auf die messerschwingenden Sklaven geheftet, die ihn rechts und links umkreisten, in den Händen blitzender Stahl.
    »Du da!« rief der Besitzer zerstreut und zeigte auf einen weiteren Mamelucken, »roll den Teppich auf! Das ist das beste Stück im Haus. Ich kann es mir nicht leisten, den auch noch zuschanden machen zu lassen. Schnell! Schnell! Entschuldige mich, Herr«, dies an Pukah gewandt, »wenn du doch bitte nur für einen Augenblick den Fuß heben könntest? Danke! Es geht um das Blut, verstehst du, es läßt sich nicht auswaschen…«
    »Blut!« Asrial legte nachdenklich die Hände an den Kopf. »Das ist doch völlig unmöglich! Unsere Körper sind doch ätherisch. Sie können gar nicht bluten, sie können gar nicht sterben!« Sie ließ die Hände wieder sinken und sah die Todin an. »Ich glaube das nicht«, erklärte der Engel. »Sond ist nicht tot! Nicht einmal du kannst die Unsterblichen sterblich machen. Pukah, hör mit diesem Unfug auf!«
    Etwas erschrocken warf Pukah erst einen Blick auf sie, dann auf den am Boden liegenden Sond. Langsam senkte er den Dolch. »Das stimmt«, meinte er. »Sond kann gar nicht tot sein.«
    »Ihr seid beide noch jung«, sagte die Todin und richtete die leeren Augenhöhlen auf sie. »Und ihr habt auch noch nicht lange genug unter den Menschen gelebt – ganz besonders du«, sagte sie zu Asrial gewandt. »Du hast natürlich recht. Sond ist nicht wirklich tot – jedenfalls nicht so, wie es gewöhnliche Sterbliche verstehen. Aber er könnte es ebensogut sein. Wenn die Sonne morgen aufgeht, wird dieser Dschinn sein Leben zurückgewinnen – aber sonst auch nichts.«
    »Wie meinst du das?« Pukah funkelte die kalte und schöne Frau argwöhnisch an. »Was gibt es denn noch?«
    »Seine Persönlichkeit. Seine Erinnerung. Er wird kein Wissen mehr darum haben, wem er dient. Er wird gewissermaßen wie neugeboren sein und jede Persönlichkeit annehmen, die ihm gerade in den Sinn kommt. Er wird alles vergessen haben…«
    »Sogar die Tatsache, daß er unsterblich ist«, ergänzte Asrial schleppend.
    Die Todin lächelt. »Ja, Kind, das ist wahr. Er wird die sterbliche Gier haben, das Leben bis zur Neige auszukosten. Wie die Sterblichen wird auch er ein Getriebener sein – wird des Segens und des Fluchs teilhaftig werden, den das Wissen darum bedeutet, daß alles irgendwann einmal ein Ende finden muß.«
    »Deshalb sind die Unsterblichen auch für die Welt verloren«, begriff Pukah, während er auf Sond schaute. »Sie erinnern sich nicht mehr daran. Und deshalb erkannte Nedjma auch meinen armen Freund nicht wieder.«
    »Sie ist nicht mehr Nedjma, ist es schon eine ganze Weile nicht mehr. Erst vor wenigen Nächten ist sie von der Hand eines eifersüchtigen Liebhabers gestorben. Einige Tage zuvor kam sie durch einen Unfall bei einem Handgemenge auf der Straße um. Niemand in dieser Stadt«, die hohlen Augen richteten sich auf Asrial, »bleibt vom Morgengrauen bis zur Dämmerung am Leben.«
    Ein heiserer Schrei unterbrach ihr Gespräch. Der Dschinn, der Sond erstochen hatte, kam aus dem inneren Zimmer hervorgetaumelt; mit der einen Hand hielt er seine Kehle fest, in der anderen hatte er einen halb geleerten Kelch. Er stürzte zu Boden, wand sich einige Sekunden lang in Qualen, dann erstarrte er. Der Kelch fiel ihm aus der Hand, rollte über den Teppich und
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