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Die Rettung

Titel: Die Rettung
Autoren: Julianne Lee
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Schultern. Ihr Gesicht war zwar sauber, doch ihr Kleid starrte vor Schmutz und war teilweise zerrissen.
    Er trat einen Schritt auf sie zu und fuhr so sanft fort, wie es ihm möglich war: »Ich bin nur deinetwegen hier. Während ich in Glen Shiel war, musste ich ununterbrochen an dich denken. Und da wurde mir klar, dass ich dich liebe. Ich weiß nicht, warum ich das nicht schon viel früher begriffen habe. Vielleicht hatte ich Angst, Cait zu vergessen, vielleicht wollte ich mich auch selbst bestrafen, weil ich sie nicht retten konnte - ich kann es einfach nicht sagen. Aber ich hoffe, du verzeihst mir, was ich dir angetan habe. Wirst du mich heiraten, Sarah?«
    Sie wandte den Blick wieder ab. Eine Weile herrschte angespanntes Schweigen, während er auf ihre Antwort wartete, dann murmelte sie: »Du kannst es dir jetzt nicht mehr wünschen, dass ich deine Frau werde. Es ist zu spät. Viel zu spät.«
    Die Enttäuschung traf ihn wie ein Schlag. »Du liebst mich also nicht mehr?«
    Sarah schlug schluchzend die Hände vor das Gesicht. »Ich liebe dich mehr als mein Leben, und daran wird sich auch nie etwas ändern. Aber du bist zu spät zurückgekehrt.«
    Er trat so nah an den Pfeiler heran, dass er nur noch zu flüstern brauchte. »Was haben sie mit dir gemacht?«
    Sarah schüttelte den Kopf. »Nicht das, was du jetzt denkst. Zufällig fand ich dieses Stück eines alten Dolches dort drüben auf dem Boden.« Sie griff in eine Tasche unter ihrem Rock, förderte ein ungefähr einen Zoll langes dreieckiges Stück Stahl zutage und reichte es ihm. Es schimmerte im Dämmerlicht; die Kanten waren messerscharf.
    Dylan betrachtete es stirnrunzelnd. »Damit hast du dir diese Kerle vom Leib gehalten?«
    Der gereizte Ton in ihrer Stimme verschärfte sich noch. »Ich hätte mir denken können, dass du nichts verstehst.«
    »Was hast du denn dann getan?«
    »Ich habe mich geschnitten, hier, am Oberschenkel, und dann das Blut gründlich verrieben. Sie dachten, ich wäre ... unwohl, und deshalb hielten sie sich von mir fern.«
    Ein anerkennendes Lächeln huschte über Dylans Gesicht. »Du hast ihnen weisgemacht, du hättest... und das haben sie dir geglaubt?«
    Sie nickte. »Das Blut ist zwar schnell getrocknet, aber das machte nichts. Sie brauchten es nur einmal zu sehen, das reichte ihnen, um lieber die anderen zu belästigen. Viele Frauen hatten Angst davor, sich selbst zu verletzen, sie haben lieber in Kauf genommen, dass die Männer sich an ihnen vergriffen. Zum Glück für mich, denn mich haben sie in Ruhe gelassen.«
    Beinahe hätte Dylan laut aufgelacht, aber er beherrschte sich gerade noch rechtzeitig. »Wo liegt dann das Problem? Warum kannst du mich nicht heiraten?«
    Sarah öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, brachte jedoch keinen Ton heraus. Endlich flüsterte sie nahezu unhörbar: »Es kommt nicht darauf an, was geschehen ist, sondern darauf, was die Leute glauben werden.«
    »Ich glaube dir.«
    »Aber niemand wird meine Narben je zu Gesicht bekommen. Der Clan wird mich ächten. Es wird Gerüchte geben, schlimme Gerüchte. Der Laird von Ciorram kann unmöglich eine Frau von so zweifelhaftem Ruf heiraten.«
    Dylan zwinkerte verdutzt. »Woher weißt du ...«
    Sarah deutete auf seine Schwertscheide. »Du trägst das Schwert des Königs. Ich sah, wie Iain Mór starb. Es ist nicht schwer, daraus den richtigen Schluss zu ziehen. Und deshalb kann ich dich nicht heiraten. Der Clan würde dich dann nicht respektieren.«
    Dylan grunzte. Er wusste, dass ihre Befürchtungen hinsichtlich böser Gerüchte durchaus gerechtfertigt waren, doch sein im 20. Jahrhundert geschulter Menschenverstand riet ihm, sie nicht wegen solcher Nichtigkeiten aufzugeben. Sie war eine aufrichtige, treue Frau, eine hervorragende Köchin und gute Mutter, und sie liebte ihn über alles. Er wäre ein Narr, wenn er auf sie verzichten würde.
    Bedächtig erwiderte er: »Ich habe dir gesagt, dass ich dich liebe. Nichts kann daran etwas ändern.« Er legte zwei Finger unter ihr Kinn und hob es an, damit sie ihn ansah. »Nichts und niemand. Wo findet ein Mann schon einmal eine Frau, die es fertig bringt, sich auf eine so raffinierte Weise vor einer Vergewaltigung zu schützen?«
    Er griff in seinen sporran, holte den Opalring heraus und hielt ihn ins Licht. »Dieser Ring ist für dich bestimmt, ich trage ihn schon seit Wochen mit mir herum. Er ist für dich wie gemacht, Opale sind schließlich deine Glückssteine.«
    Tränen strömten über ihr Gesicht, während sie
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