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Die Rettung Raphael Santiagos: Die Chroniken des Magnus Bane (6) (German Edition)

Die Rettung Raphael Santiagos: Die Chroniken des Magnus Bane (6) (German Edition)

Titel: Die Rettung Raphael Santiagos: Die Chroniken des Magnus Bane (6) (German Edition)
Autoren: Cassandra Clare , Sarah Rees Brennan
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können«, erwiderte Magnus. »Regelmäßig.«
    »Mein Vater hat mich mal geschlagen, als wir noch in Zacatecas gewohnt haben«, antwortete Raphael beiläufig.
    Raphael hatte seinen Vater bisher nie erwähnt. Auch bei Guadalupe war von einem Ehemann nie die Rede gewesen, obwohl Magnus wusste, dass Raphael noch mehrere Brüder hatte.
    »Ach ja?« Magnus versuchte, gleichzeitig neutral und ermunternd zu klingen, für den Fall, dass Raphael sich ihm anvertrauen wollte.
    Raphael, der nicht der Typ für derlei Geständnisse war, wirkte amüsiert. »Er hat mich kein zweites Mal geschlagen.«
    Der Friedhof war klein und lag abgeschieden weit draußen in Queens. Links und rechts davon standen zwei große, finstere Gebäude: eine Lagerhalle und ein verlassenes Wohnhaus im viktorianischen Stil.
    Magnus hatte dafür gesorgt, dass das Friedhofsareal mit Weihwasser besprenkelt und gesegnet worden war, sodass sie nun vor geweihtem Boden standen. Kirchen waren geweiht, Friedhöfe nicht. Schließlich mussten auch Vampire irgendwo begraben werden, bevor sie erwachen konnten.
    Der Effekt war hier nicht annähernd so stark wie beispielsweise im Institut der Schattenjäger, aber Raphael würde auch so genügend Probleme haben, den Boden zu betreten.
    Es war ein weiterer Test. Raphael hatte versprochen, den Boden nur kurz mit dem Fuß zu berühren.
    Er hatte es versprochen.
    Als Raphael entschlossen das Kinn hob und schnurstracks auf den geweihten Boden marschierte, wo er prompt anfing zu qualmen, fragte sich Magnus ernsthaft, wie er so blöd hatte sein können, ihm zu glauben. Raphael raste indes schreiend über den Friedhof.
    »Raphael!« Magnus rannte hinter ihm her über den dunklen Weihgrund.
    Raphael sprang auf einen Grabstein und landete in perfektem Gleichgewicht. Der Wind blies ihm die schwarzen Locken aus dem schmalen Gesicht, während er vor Schmerzen gekrümmt auf dem Stein hockte und die Finger in den Marmor krallte. Er fletschte die Zähne, sodass sie in voller schrecklicher Pracht zum Vorschein kamen. Seine Augen waren schwarz und leblos. Er sah aus wie ein Wiedergänger, ein Albtraum, der aus einem Grab emporstieg. Unmenschlicher und seelenloser als ein wildes Raubtier.
    Dann stürzte er in riesigen Sätzen davon. Nicht auf Magnus zu, sondern zum anderen Ende des Friedhofs, wo er durch die Pforte verschwand.
    Magnus folgte ihm im Laufschritt. Raphael lehnte schwankend an dem niedrigen Mäuerchen und konnte sich anscheinend kaum noch auf den Beinen halten. Die Haut auf seinen Armen warf sichtbar Blasen. Er erweckte den Anschein, als wollte er sich die Überreste seiner Haut am liebsten vom Körper reißen, nur um den Qualen ein Ende zu bereiten – wenn er nur die Kraft dazu gehabt hätte.
    »Glückwunsch, du hast es geschafft«, schnaufte Magnus. »Damit meine ich, dass du mir fast einen Herzinfarkt beschert hättest. Du solltest jetzt auf keinen Fall aufhören. Die Nacht ist noch jung. Womit willst du mich als Nächstes malträtieren?«
    Raphael sah auf und grinste. Es war kein schöner Anblick.
    »Ich mach noch mal dasselbe.«
    Dumme Frage, dumme Antwort, dachte Magnus schicksalsergeben.
    Als Raphael weitere zehn Mal über den geweihten Grund gerannt war, lehnte er sich abgekämpft gegen das Mäuerchen. Dass er zu schwach war, um weiterzurennen, hielt ihn aber nicht davon ab, etwas in sich hineinzumurmeln. Zuerst erstickte er fast daran, bis er schließlich den Namen Gottes hervorwürgte. Blut quoll aus seinem Mund, als er ihn aussprach, doch er hustete bloß und murmelte immer weiter: »Dios.«
    Magnus sah eine Weile zu, wie der Junge sich immer weiter quälte, obwohl er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Schließlich hielt er es nicht mehr aus.
    »Raphael, meinst du nicht, dass es für heute genug ist?«
    Wie zu erwarten, blickte Raphael ihn finster an. »Nein.«
    »Du hast alle Zeit der Welt, um das zu üben und um zu lernen, wie du mit deinen Kräften umgehen …«
    »Aber sie nicht!«, platzte Raphael heraus. »Dios, kapierst du denn gar nichts? Das Einzige, was mir noch geblieben ist, ist die Hoffnung, sie wiederzusehen. Ich will meiner Mutter nicht das Herz brechen. Ich muss absolut überzeugend sein. Deshalb muss ich das alles perfekt beherrschen, und zwar bald, solange sie noch daran glaubt, dass ich am Leben bin.«
    Diesmal war er bei »Dios« kaum noch zusammengezuckt.
    »Du bist ein guter Junge.«
    »Gut zu sein, ist für mich keine Option mehr«, antwortete Raphael. Seine Stimme klang hart wie
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