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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Sabine Martin
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herausholt, was auch immer darinsteckt.«
    Engelbert verneigte sich und verließ den Raum. Ein Jahr Aufschub. Genug Zeit. Aber nur, wenn er sich beeilte. Er musste sofort mit der Suche beginnen, bevor die Spur kalt wurde.
    Als er die Nürnberger Burg verließ, stiegen vier Raben in den Himmel, kreisten einmal über ihm und flogen in alle vier Himmelsrichtungen davon. Schlimmer konnte es nicht kommen. Egal, wohin er sich auch wandte, der Todesvogel geleitete ihn auf seinem Weg.
***
    Die Nacht war kühl gewesen, schon lange vor Sonnenaufgang war Rebekka aufgewacht. Aber nicht, weil sie gefroren hatte. Es drängte sie zum Aufbruch. Sie wollte endlich weg von hier, wollte alles Vergangene hinter sich lassen, ein neues Leben beginnen.
    Johann würde bald kommen, ihr das Geld bringen, Vorräte für mehrere Tage und ein Pferd. Zu schade, dass es nicht Vila war. Doch die Männer des Königs hatten alle überzähligen Pferde mitgenommen.
    Sie öffnete das Scheunentor, trat hinaus in die frische Morgenluft. Der Duft des feuchten Grases mischte sich mit dem kräftigen Harzgeruch der Tannen und Fichten. Ungeduldig hielt sie nach Johann Ausschau. Sie würde ihn ein letztes Mal sehen. Und dann hieß es, Abschied nehmen für immer.
    Ein Ast knackte. Johann, endlich. Sie drehte sich um und erstarrte. Nur ein paar Fuß von ihr entfernt stand der Mann, dem sie nie wieder hatte begegnen wollen: Hermo Mosbach. In der Hand hielt er einen Dolch.
    Rebekka wich zurück. Wo blieb Johann?
    Mosbach machte einen Schritt nach vorn. »Na, überrascht?« Er leckte sich über die Lippen. »Endlich habe ich die letzte Judenhure von Rothenburg gefunden. Ich wusste, dass du mir nicht entkommen würdest.«
    Seltsamerweise spürte Rebekka keine Angst, nur Abscheu. Sie musste Mosbach dazu bringen, weiterzureden. Solange er seine Überlegenheit auskostete, würde er nicht auf sie losgehen. Und sie brauchte irgendetwas, um ihn sich vom Leib zu halten, bis Johann kam. Die Scheune. Dort gab es Dreschflegel und Heugabeln und allerlei andere Dinge, die sich als Waffe benutzen ließen. Also musste sie ihn hineinlocken.
    Sie zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. »Nicht schlecht, Mosbach. Ihr seid wirklich hartnäckig. Wie habt Ihr mich gefunden?«
    Mosbach kniff die Augen zusammen. Mit dieser Reaktion hatte er offenbar nicht gerechnet. »Dein Freund Johann von Wallhausen hat mich darauf gebracht. Jeder in der Stadt weiß, dass er einen Narren an dir gefressen hat. Als er gestern Abend wieder in Rothenburg auftauchte, dachte ich mir gleich, dass du auch in der Nähe sein musst. Heute Morgen habe ich dann endlich herausgefunden, wo er dich versteckt hat.«
    Rebekka brauchte all ihre Kraft, um nicht loszuschreien. Hatte er Johann etwas angetan? »Ah!«, murmelte sie. »Ich verstehe.« Nicht an Johann denken! »Ja, der Bursche hängt ständig an meinem Rockzipfel. Wie ein tapsiger Welpe. Ihr hingegen seid ein gestandenes Mannsbild. Ihr bekommt immer, was Ihr wollt. Ist es nicht so?«
    »Verstell dich ruhig, Judenmetze«, bellte Mosbach. »Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du nicht mehr grinsen.«
    »Aber ich verstelle mich doch gar nicht! Ich habe viel gelernt in den letzten Monaten. Die Welt ist hart, vor allem für eine Frau, die auf sich allein gestellt ist.«
    »Was, verdammt, redest du da? Willst du mir erzählen, dass du eine Hübschlerin geworden bist?« Mosbach hob den Dolch und zielte auf ihre Kehle.
    »Nicht doch! Aber um die Gewogenheit der Männer zu erlangen, muss man manchmal aufmerksam zu ihnen sein. Ihr wisst schon, was ich meine.« Rebekka machte einen unauffälligen Schritt auf das Scheunentor zu. »Bin ich denn nicht mehr schön, nur weil ich mit anderen Männern das Lager geteilt habe?«
    Mosbach fielen fast die Augen aus dem Kopf. »Ihr seid schön wie die Sünde, noch schöner sogar als im vergangenen Herbst«, krächzte er.
    Mit einer lässigen Bewegung stemmte sie die Arme in die Hüften. »Es tut mir leid, dass ich Euch damals auf den Kopf geschlagen habe. Ich hoffe, es hat Eurer Manneskraft nicht geschadet. Kommt mit, ich werde es wiedergutmachen. Glaubt mir, Ihr werdet es nicht bereuen.«
    Mosbach ließ den Dolch sinken, seine Schweinsäuglein glänzten, Schweiß stand auf seiner Stirn.
    Rebekkas Herz raste. Sie winkte ihm, ging voran auf die Scheune zu. Er folgte ihr, den Dolch wieder drohend erhoben.
    Rechts neben dem Tor hing eine Heugabel. Es musste schnell gehen. Die Gabel von der Wand reißen, sich drehen, ihn verscheuchen oder
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