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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Sabine Martin
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zumindest in Schach halten.
    »Aber keine Tricks, Judenhure, oder ich steche dich ab wie ein Schwein«, rief Mosbach in ihrem Rücken, als sie das Tor erreichte.
    Rebekkas Beine fühlten sich an wie Hirsebrei. Wenn sie es nicht schaffte, ihn abzuwehren, würde er ihr die Hölle auf Erden bereiten. Sie trat über die Schwelle, riss die Gabel von der Wand, drehte sich und hielt ihm die eisernen Zinken entgegen. »Verschwinde! Oder ich steche zu!«
    »Du Drecksstück!« Er wich einen Schritt zurück, das Gesicht wutverzerrt. »Wenn du glaubst, mich mit diesem lächerlichen Gäbelchen beeindrucken zu können, hast du dich geirrt. Ich werde es dir mit dem Griff besorgen, wenn ich deiner überdrüssig bin.«
    Rebekka bekämpfte die aufsteigende Übelkeit, ihre Finger umkrampften die Heugabel.
    Mosbach schob sich immer näher, Rebekka wich zurück, weiter und weiter, bis sie die Bretter der hinteren Wand im Rücken spürte.
    Mosbach lachte kurz auf, dann machte er einen Satz auf sie zu, den Dolch in der hoch erhobenen Faust.
    Rebekka rutschte an der Wand hinunter, um dem Hieb auszuweichen, hielt jedoch die Heugabel weiter auf ihren Angreifer gerichtet. Mosbach flog auf sie zu, die Wucht seines Aufpralls riss ihr die Waffe aus der Hand.
    Rasch rollte sich Rebekka zur Seite weg. Adonai, sei mir gnädig! Sie musste Mosbach mit der Gabel erwischt haben, doch sie hatte keine Ahnung, wie schwer er verletzt war. Auf allen vieren hastete sie auf das Scheunentor zu. Hinter sich hörte sie den Kaufmann röcheln. Ängstlich drehte sie sich um.
    Mosbach lag auf dem Rücken, die Heugabel ragte aus seinem Bauch, er hatte beide Hände an den Stiel gelegt und versuchte, sie herauszuziehen. Vergeblich. Blut sickerte aus seinem Wams hervor, dort, wo die beiden Zinken sich in seinen Leib gebohrt hatten.
    Rebekka konnte den Blick nicht abwenden. Immer wieder zog Mosbach an der Heugabel, aber er wurde mit jedem Mal schwächer. Das Röcheln wurde leiser, plötzlich fielen seine Arme rechts und links neben seinen Körper. Noch einmal entwich seinem Hals ein kehliger Laut, dann schloss er die Augen, und der Gestank seiner Exkremente stach Rebekka in die Nase.
    Sie starrte auf den Toten. Sie hatte einen Menschen umgebracht, obwohl es nicht ihre Absicht gewesen war. Er sollte sie doch nur in Ruhe lassen! Die Übelkeit wurde übermächtig, sie beugte sich vor und erbrach sich. Als sie sich wieder zurücklehnte, spürte sie etwas Feuchtes ihren Arm hinunterlaufen. Blut! Mosbach hatte sie mit dem Dolch erwischt.
    Langsam setzte ihr Verstand wieder ein. Sie musste weg. Sofort. Sie hatte einen Rothenburger Bürger getötet. Man würde ihr den Prozess machen, ihr, der Jüdin, die einen braven Christen abgestochen hatte.
    Sie erhob sich, wandte sich zur Tür und erschrak zu Tode, als ein Schatten über sie fiel. Für einen Moment setzte ihr Herz aus, aber dann erkannte sie Johann.
    »Rebekka, um Gottes willen, was ist geschehen? Du blutest!« Er hob ihren Arm an, zerriss den Stoff und betrachtete die Wunde. »Gott sei Dank! Es ist nichts Schlimmes.« Er warf einen Blick auf den Toten. »Mosbach. Oh Gott! Wie hat er dich gefunden? Hat er versucht, dir etwas anzutun?«
    Rebekka nickte.
    »Hat er dir ein Leid zugefügt?«
    »Nein.« Rebekka rieb sich die schweißnasse Stirn und merkte, dass ihre Hände zitterten. »Er hat es schon einmal versucht. In der Nacht, als ich aus Rothenburg floh.«
    Johann nickte bitter. »Das dachte ich mir.«
    Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. »Er hat dich verfolgt, und so ist er auf mich gestoßen.«
    »Ich Trottel!« Johann schlug sich vor die Stirn. »Da will ich dich beschützen und bringe dich erneut in Gefahr!« Er betrachtete den Leichnam mit zusammengepressten Lippen. »Niemand darf erfahren, was wirklich geschehen ist. Ich werde sagen, dass ich ihn getötet habe, weil ich ihn für einen Einbrecher hielt. Immerhin ist er in eine fremde Scheue eingedrungen.«
    »Aber dann wirst du vor Gericht gestellt!«, wandte Rebekka ein.
    »Mir wird nichts geschehen«, beruhigte Johann sie. »Mein Vater sitzt im Rat. Ich sage, dass es in der Scheune dämmrig war und er sich von hinten auf mich stürzte und mit einem Messer angriff, wohl, weil er mich für einen Einbrecher hielt. Jeder wird glauben, dass es ein tragisches Missverständnis war. Mach dir keine Sorgen!«
    »Bist du sicher, dass du das für mich tun willst?«, flüsterte Rebekka.
    »Absolut. Und jetzt beeil dich. Du musst aufbrechen, bevor dich jemand sieht.«
    Sie traten
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