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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten
Autoren: Gillian Bradshaw
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römischer Bürger! Wie werdet Ihr Euch nennen?«
    Ich zuckte die Achseln. Pervica kam auf die linke Seite herüber und legte meinen Arm über ihre Schultern, um mir zu helfen, das Gleichgewicht zu bewahren. »Du willst kein römischer Bürger sein, nicht wahr?« fragte sie sanft.
    »Nein«, antwortete ich.
    »Ihr könnt das nicht ablehnen!« rief Longus aus, dem der Spott vergangen war.
    »Es würde den Statthalter beleidigen, wenn ich das täte«, erwiderte ich ruhig. »Ich weiß das, Longus. Und das Bürgerrecht wird mir … Vorrechte bringen, vermute ich, die nützlich sein könnten. Nein, ich kann nicht ablehnen.« Ich sah verdrießlich zum Lazarett hinüber. »Wenn ich nicht mehr unter Arrest stehe, brauche ich doch sicher nicht hierzubleiben, oder? Aber mein Wagen ist in Cilurnum.«
    »Ich bin sicher, sie werden ein Haus für dich finden«, sagte Pervica.
    Ich legte den Arm um ihre Taille und sah sie an. Ich spürte ihre Hüfte gegen meinen Arm und ihren straffen weichen Bauch unter meiner Hand. Plötzlich flammte heftiges Begehren in mir auf. Ich wußte, sie wohnte in einem Gasthof in der Stadt, und ich wollte nicht, daß sie dort blieb.
    »Wenn ich römischer Bürger bin«, sagte ich, »müßte das eine rechtsgültige Eheschließung doch viel problemloser machen. Ich schätze, ich könnte es ertragen, in einem Haus zu leben, wenn du es mit mir teilst.«
    Ihre Finger preßten sich hart in meine Schulter. »Immerhin wird es wahrscheinlich länger als einen Nachmittag dauern, alle Formalitäten zu erledigen«, sagte sie ruhig.
    »Laß es uns versuchen!« erwiderte ich. »Ein Hochzeitsfest können wir feiern, wenn wir wieder in Cilurnum sind. Vielleicht gelingt es uns heute noch, alle Hürden aus dem Weg zu schaffen.«
    Sie errötete heftig und küßte mich. »Ja!« rief sie, plötzlich ganz begeistert von der Idee. »Ja, gleich jetzt. Gajus und ich werden sehen, was wir tun können, nicht wahr, Gajus? Ich werde mich auf die Suche nach Eukairios machen, und Ihr, Gajus, werdet Marcus Flavius aufspüren. Die beiden werden wissen, was zu tun ist.«
    Ich blieb im Lazarettgarten, während sie sich auf die Suche machten, und setzte mich auf den Brunnenrand. Es war ein ungewöhnlich warmer Februartag. Die Sonne schien, und die ersten Krokusse schoben ihre Köpfe aus dem Boden. Das Wasser war dunkel und klar. Nach einiger Zeit erschien Facilis, er machte einen außerordentlich zufriedenen Eindruck.
    »Gratuliere«, sagte er. »Ehren über Ehren! Gajus sagt mir, Ihr möchtet heute heiraten.«
    Ich nickte. Aber zuerst hatte ich ihm etwas anderes zu sagen. »Wie ich höre, habt Ihr in meiner Sache mit dem Statthalter gesprochen und ihn gedrängt, mir für die Tötung Arshaks eine Auszeichnung zu verleihen.«
    Facilis brummte: »Ich habe ihnen klarzumachen versucht, daß Ihr ein sehr heikles Problem für uns gelöst habt.«
    »Gerissener Bastard«, sagte ich mit Gefühl.
    Er lachte dröhnend und setzte sich neben mich auf den Brunnenrand. »Wir müssen Euch noch ein gepflegtes Latein beibringen«, sagte er grinsend. »Was das Heiraten betrifft – ich kann das für Euch arrangieren, wenn Ihr wollt. Ich gehe sowieso heute nachmittag zum öffentlichen Archiv, wo diese Dinge beurkundet werden.«
    Ich sah ihn mißtrauisch an. »Darf ich den Grund erfahren?«
    Grinsend antwortete er: »Eine Freilassung und eine Adoption.«
    »Was?«
    Er brummte zufrieden und antwortete: »Ich habe Julius Priscus gestern abend gesagt, ich hätte Vilbia mit ihrem Baby in Corstopitum … hm, gefunden und sie … hm, festgenommen. Aber das Mädchen gefiele mir, und ich möchte sie kaufen. Er hatte nichts dagegen. Er will nichts um sich haben, was ihn an seine Frau erinnert. Den armen Mann hat diese ganze Sache krank gemacht, er ist ruiniert und entehrt. Seine militärische und administrative Karriere ist zu Ende, obwohl er selbst nichts getan hat, woraus man ihm einen Vorwurf machen könnte. Jedenfalls hat er mir Vilbia auf der Stelle gegeben, ich habe die Freilassungspapiere ausgefertigt, und heute nachmittag werde ich sie von Zeugen beglaubigen lassen und das Mädchen rechtsgültig adoptieren.«
    »Als Eure Tochter?« fragte ich verblüfft.
    Er lachte. »Ihr wollt eine Frau, aber das heißt nicht, daß jeder diesen Wunsch hat. Ich habe eine Frau gehabt, und das hat mir genügt. Aber ich hatte auch eine Tochter. Sie starb, als sie sieben war. Ich habe mich oft gefragt: Was würde aus ihr geworden sein, wenn sie am Leben geblieben wäre? Wie
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