Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten
Autoren: Gillian Bradshaw
Vom Netzwerk:
Kavallerie. Ich bejahte es.
    »Wir gehören zum Zweiten Numerus der Konsularwachen«, sagte ihr Sprecher, »und wir haben den Auftrag, Euch zum Hauptquartier zu bringen, wo der Statthalter zu Gericht sitzt. Euer Fall wird als nächster aufgerufen.«
    Ich sah zu Boden, rieb mir das Knie und versuchte, mich zu sammeln. Ich war sehr nervös, und meine Selbstsicherheit war stark erschüttert. Ich glaubte zwar nicht, daß die Römer sonderlich erpicht darauf waren, mich für die Tötung Arshaks zu bestrafen, nachdem er als Eidbrecher entlarvt worden war. Andererseits waren Duelle zwischen Kommandeuren ein schwerer Verstoß gegen die Disziplin, die zu tolerieren der römische Staat nicht bereit war. Vielleicht würde man mich mit Degradierung bestrafen, um in Anbetracht der in Britannien erwarteten acht zusätzlichen Drachen ein Exempel zu statuieren. Es war sogar vorstellbar, daß man mich zum Tode verurteilte. Ich war froh, daß meine Leibwache in Cilurnum zurückgeblieben war, aber ich wünschte, ich hätte jetzt wenigstens einen Freund bei mir.
    »Möchtet Ihr Euch vielleicht umkleiden?« fragte der Sprecher des Trupps, der mein Zögern mißverstand. »Wenn Ihr römische Kleidung besitzt, werden wir Euch Zeit geben, sie anzuziehen.«
    Ich hatte meine eigene Kleidung mitgebracht, und meine Freunde hatten dafür gesorgt, daß sie in ordentlichem Zustand war. Ich zog mein bestes Hemd an, hängte den Mantel lose über die Schultern und befestigte ihn mit der goldenen Drachenfibel. Ich hatte einen neuen Hut – schwarz mit goldener Stickerei –, aber keine einzige Waffe, nicht einmal einen Dolch, und ich fühlte mich erniedrigt und wehrlos. Noch schlimmer wurde es, als die Männer ihre Sänfte bereitstellten.
    »Ich werde zu Fuß gehen«, erklärte ich.
    »Man hat uns gesagt, das könntet Ihr nicht«, erklärte der Sprecher. »Setzt Euch nur hinein, Kommandeur. Ich will keinen Ärger mit den Ärzten bekommen. Der Statthalter muß inzwischen den ersten Fall abgeschlossen haben, und wir sollten ihn nicht warten lassen.«
    Ich setzte mich in die Sänfte. Ich kam mir äußerst lächerlich vor.
    Der Statthalter saß auf dem erhöhten Tribunal in der großen Halle des Hauptquartiers der Sechsten Legion. Im Hof draußen war seine Leibgarde versammelt, und die Halle selbst war so gedrängt voll – mit seinem Stab, mit den Offizieren der Legion, mit den Präfekten aller im Norden stationierten Auxiliareinheiten –, daß es kaum möglich war, unter den vielen Gesichtern ein bekanntes zu erkennen. Ich bemerkte jedoch Julius Priscus, der hinter dem Tribunal stand. Er sah gealtert aus, das Gesicht eingefallen, die Schultern gebeugt. Unsere Augen begegneten sich, als ich hereingetragen wurde; sein Mund zuckte, und er schaute weg. Alle anderen, die in der Halle versammelt waren, schienen mich anzustarren.
    Die Träger setzten die Sänfte ab, und ich stieg aus. Der Statthalter sah, die Hände auf den Knien, zu mir herunter. Er war ein Numider mittleren Alters mit leicht angegrautem braunen Haar und dunklen Augen. Wegen des militärischen Charakters der Gerichtssitzung trug er die vergoldete Rüstung unter dem goldgesäumten karminroten Umhang.
    Ich grüßte den Statthalter mit einer Verbeugung.
    Er räusperte sich. »Ihr seid Ariantes, Sohn des Arifarnas, Kommandeur des Sechsten Numerus der Sarmatischen Kavallerie?«
    »Ja.«
    »Ihr werdet angeklagt, den Kommandeur des Zweiten Numerus, Arsacus, Sohn des Sauromates, ermordet zu haben.«
    »Ich habe ihn im fairen Kampf getötet, edler Herr«, stellte ich klar.
    Ein Angehöriger des Stabes des Statthalters fragte mich: »Hattet Ihr Kenntnis davon, daß er in eine Verschwörung verwickelt war und eine Meuterei plante?«
    »Das hatte ich.«
    »Stand der Kampf vielleicht in irgendeiner Weise in Zusammenhang mit der geplanten Meuterei?« fragte er weiter.
    Ich zuckte die Achseln. »Wir hatten uns für verschiedene Seiten entschieden. Er wollte mit mir kämpfen und unternahm Schritte, um mich zu provozieren.«
    »Ihr hättet Schritte unternehmen können, um Euren römischen Verbindungsoffizier oder den Lagerkommandanten zu informieren«, warf ein anderer Mann, ein mir unbekannter Armeeoffizier, ein, den der rote Umhang mit der Schärpe als Präfekt einer Kohorte auswies.
    Ich wollte eine Diskussion über Comittus und seine druidischen Verbindungen nach Möglichkeit vermeiden. »Ich hatte«, erwiderte ich höflich, »diese beiden Offiziere sowie den Legaten der Sechsten Legion, Euch, edler
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher