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Die Reise

Die Reise

Titel: Die Reise
Autoren: David Gregory
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retten.«
Der Satz ließ mich einfach nicht los.
Ich kann das Schicksal seinen Lauf nehmen lassen oder ich kann die Initiative übernehmen und einen Versuch machen, zu verstehen, was in Nick vorgeht und wie ich mich damit arrangieren kann. Oder vielleicht nicht arrangieren, aber jedenfalls verstehen. Wenn ich es verstehe, kann ich vielleicht etwas unternehmen
.
    Ich spürte, wie eine plötzliche Entschlossenheit in mir aufkeimte.
Die Lage mag hoffnungslos sein, aber kampflos zuschauen, wie meine Ehe kaputtgeht, das muss ich nicht. Ich muss kämpfen. Das schulde ich mir selbst. Und Sara
.
    Dass ich es auch Nick schuldete, den Gedanken brachte ich nicht über mich.
Er
schuldete
mir
tausend Sachen. Aber das war im Augenblick nicht das Problem.
    Warum hat Nick es auf einmal so mit der Religion? Er ist doch ein intelligenter Mensch. Warum liest er plötzlich in der Bibel? Und warum scheint er das plötzlich zu brauchen? Er ist doch nicht jemand, der dauernd nach der nächsten Krücke sucht
.
    Wie war das gewesen in unserer Beziehung? Hatte es je Anzeichen dafür gegeben, dass Nick in diese Richtung marschieren würde? Gut, als Kind war er manchmal zur Kirche gegangen, aber nur, weil seine Mutter ihn gezwungen hatte. Er hatte die Gottesdienste unerträglich gefunden und dem Pastor kein Wort geglaubt. Gut möglich, dass er an ein höheres Wesen glaubte, aber dieser Glaube war minimal und hatte ihm nie viel bedeutet. Ich erinnerte mich, wie ein, zwei Mal die Zeugen Jehovas zu unserem Haus gekommen waren. Er hatte ihnen die Tür fast vor der Nase zugeknallt. Für die Kirche weiter unten in der Straße und ihre durchsichtigen Versuche, die Nachbarschaft auf die sanfte Tour zu missionieren, hatte er bisher nur Spott übriggehabt. Er hatte auch nie irgendein Interesse an dem esoterischen Zeug gezeigt, auf das einige unserer Freunde abfuhren, außer dass er sich hin und wieder mit mir darüber lustig gemacht hatte.
    Nick war so unfromm wie ein Mensch nur sein konnte. Er arbeitete. Und arbeitete. Und arbeitete. Wenn er ausnahmsweise nicht arbeitete, spielte er Golf, schaute sich Football-Spiele im Fernsehen an oder hörte die Sportsendung im Radio. Gott tauchte auf seinem Radarschirm nirgends auf.
    Und dann … wachte ich eines Morgens auf und am Frühstückstisch saß ein anderer Mann. So ungefähr war es gewesen. War Nick zu dem Schluss gekommen, dass das Arbeiten doch nicht der große Lebenssinn war? In der letzten Zeit hatte er ja etwas weniger Überstunden gemacht. Aber warum musste er es gleich mit Jesus haben? Dass er öfter auf den Golfplatz gegangen wäre, das hätte ich eher erwartet.
    Tatsache war: Der »neue Mann«, den ich seit ein paar Wochen hatte, war mir ein absolutes Rätsel. Seine Verwandlung war wie der berühmte Blitz aus heiterem Himmel gekommen. Sie war einfach … unerklärlich.
    Halt, eine Erklärung gab es ja vielleicht.
Vielleicht hat er wirklich etwas erlebt. … Nein, das kann nicht sein. Aber andererseits ist er buchstäblich über Nacht von einem totalen Skeptiker zu einem Jesus-Verrückten geworden. Dass er das einfach so gemacht hat, aus eigenem Antrieb … das passt nicht zu ihm
.
    Was ist da nur passiert? Kann es sein, dass er tatsächlich Gott oder wem auch immer begegnet ist? Aber was würde das bedeuten?

    Ich hörte das bekannte Glockensignal und schaute kurz nach oben. Aha, die »Anschnallen«-Anzeige leuchtete. Da kam auch schon die Stimme der Flugbegleitung, die uns verkündete, dass wir den Anflug auf Dallas begonnen hatten. Der Mann am Fenster wachte auf. Ich schaute zu der Stadt hinunter. Um Dallas gab es viel mehr Wasser, als ich gedacht hatte. Und eine bräunliche Dunstglocke.
    »Ziemliche Luftverschmutzung da unten«, murmelte ich, mehr zu mir selbst.
    »Die Luft hier wird immer schlechter«, antwortete der Fenstermann.
    Mein Vordermann stellte seinen Sitz wieder aufrecht. Endlich konnte ich wieder meine Beine bewegen. Der Kopf seines Sohnes war nicht mehr zu sehen. Ich schaute zu meinem Nachbarn auf dem Gangplatz hin.
    »Es war schön, mit Ihnen zu reden«, sagte ich. »Sie haben mir etwas Futter für die grauen Zellen gegeben.«
    Er lächelte. »Das freut mich. Ich habe unser Gespräch auch genossen.«
    Das Flugzeug landete und begann zum Flugsteig zu rollen. Ich spürte, wie der Mann am Fenster sich zu mir hin beugte. »Ich hab einen Teil von Ihrem Gespräch über die Religion eben mitbekommen«, sagte er zu uns beiden.
    Auch das noch

    Er fuhr fort. »Zum Teil sehe ich das
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