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Die Reise nach Uruk

Die Reise nach Uruk

Titel: Die Reise nach Uruk
Autoren: Vampira VA
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deren Dienerkreaturen. Die Zeitmagie vermochte Körpern, die selbst das Alter betrogen, keine Lebenszeit zu stehlen - warum, wußte sie nicht. Aber sie hatte in der Vergangenheit diesbezügliche, leidvolle Erfahrungen sammeln müssen.
    Sie ging das kurze Stück, das sie den Fußspuren gefolgt war, wieder zurück, fieberte dem Morgen und der endgültigen Freilegung des Tores entgegen.
    Wer auch immer Karim getötet hatte - sein Motiv lag völlig im dunkeln. Warum hatte er sich mit ihm begnügt? Weil er zurückkehren wollte? Weil er für diese Nacht gesättigt gewesen war und sich die anderen für kommende Nächte aufheben wollte .?
    Elisabeth wußte, daß sie keine Antwort finden würde. Sie trauerte ein wenig um Karim. Ansonsten dachte sie nur noch daran, für immer von hier zu verschwinden.
    *
    Knirschend versank das Tor in der liefe. Elisabeth hörte das staunende Gemurmel der Männer, die bei ihr standen. Als das Tor schließlich offenlag, bildete sein oberes, etwa handspannenbreites Ende die Schwelle, über die der Korridor erreichbar war.
    Nicht hell und nicht dunkel, sondern in diffusem Licht glomm er Elisabeth entgegen. Er war breit wie ein Eisenbahntunnel. Das Material, aus dem er beschaffen war, wirkte wie geschmolzenes und wiedererstarrtes, milchiges Glas.
    Elisabeth sagte: »Geht jetzt! Fangt an, die Treppe zuzuschütten, und hört nicht auf, bis die letzte Stufe verborgen ist!«
    Mit diesen Worten wollte sie die Schwelle übertreten und den Mechanismus auslösen, der das Tor wieder nach oben gleiten ließ.
    Doch bevor sie dies tun konnten, hörte sie ein dreifaches, hartes »Nein!« aus den Kehlen von Mos Iranshars Männern.
    »Nein ...?«
    Sie blickte sie an, bereit, einen von ihnen erneut zu opfern, um die anderen gefügig zu halten.
    Da warfen sie sich auf sie. Packten zu und wollten sie überwältigen!
    Elisabeth schrie erstickt auf - heiser und überrascht. Sie begriff, daß es nicht damit getan war, ein weiteres Exempel zu statuieren. Blinde Wut schlug ihr entgegen. Diese Männer schienen zu wissen, daß sie ihr Wort ohnehin nicht halten würde. Was hätten sie also zu verlieren?
    Alles!
    Dann bleibt das Tor eben zugänglich, dachte Elisabeth. Ich kann es
    nicht ändern.
    Statt daß die drei Männer ihr den Schädel einschlugen, um dem Schicksal zu entrinnen, das Elisabeth ihnen zugedacht hatte, versuchten sie nur, sie nach oben, weg vom Tor zu zerren.
    Elisabeth ließ sie für ihre Dummheit bezahlen.
    Wie eine Sense schnitt das Alter durch ihre Körper, verheerte sie. Binnen weniger Augenblicke löste sich die Umklammerung, die Männer sanken schlapp zu Boden.
    »Ihr Narren!« Mit diesen Worten wollte sich Elisabeth wieder dem Korridor zuwenden, aus dem ihr jetzt - - eine Frau zulächelte!
    Eine Frau, schön und unwirklich wie eine Fata Morgana!
    Der Mund der Erscheinung teilte sich und sagte: »Bist du die Erlöserin?«
    Ehe Elisabeth sich von ihrer Verblüffung erholen konnte, lenkte Bewegung am Ende der Treppe sie ab. Aus den Augenwinkeln sah sie . einen Toten!
    Der Mann, den sie als Ersten umgebracht hatte, um Karim zum Gehen zu verleiten, stieg die Stufen herab. Als sie seine Zähne und sein blutverschmiertes Maul sah, begriff Elisabeth, daß er die Dienerkreatur war, die Karims Leben ausgelöscht hatte!
    Ohne die Zusammenhänge zu begreifen, wollte sie in den Korridor fliehen.
    Hände hielten sie fest.
    Hände, die sich um ihre Knöchel schlossen wie eiserne Klammern!
    Auch die tot und besiegt Geglaubten zu ihren Füßen richteten sich wieder auf, rissen und zerrten an Elisabeth und brachten sie zu Fall!
    Zufällig erhaschte sie einen Blick hinter den verschobenen Kragen von einem der Drei. Auch er hatte Vampirmale am Hals!
    Elisabeth blieb keine Zeit, ihre Gedanken zu ordnen. Hart schlug sie mit dem Kopf gegen Stein und blieb benommen liegen. Schleier senkten sich über ihren Blick. Sie glaubte noch einmal die Stimme der Frau im Korridor zu hören - dem so nahen und doch unerreichbar fern gewordenen Korridor. »Ich bin die Wächterin dieses Tores. Ich wache und warte seit Äonen ...«
    Seit Äonen.
    Elisabeths Bewußtsein erlosch. Sie merkte nicht mehr, wie sie fortgetragen wurde. Das Tor blieb offen hinter ihr zurück.
    Offen für jedermann .
    *
    Gegenwart
    Der Sturm wehte von Uruk her. Er wirbelte Unmengen von feinem Wüstensand auf, Sand, der die Sicht wie eine flächendeckende Bank aus schmutzigem Nebel einschränkte. Lilith hatte das Gefühl, sich mit dem Schlag ihrer Schwingen durch
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