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Die Reise ins Licht

Die Reise ins Licht

Titel: Die Reise ins Licht
Autoren: Andrej Djakow
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sauber?«
    »Natürlich! Das ist unser Gelobtes Land!«
    Gleb machte einen Satz vor Freude und umklammerte das Geländer, bis die Hände schmerzten. Es schien, als
würde sein sehnlichster Traum doch noch in Erfüllung gehen.
    »Für einen Finnen sprichst du aber ziemlich gut Russisch«, bemerkte Taran.
    »Ich lebe ja auch schon seit meiner Kindheit auf der Insel! Russisch ist meine zweite Sprache.«
    »Und du arbeitest auf der Plattform, also …«
    »Genau!«, bestätigte Roine begeistert. »Diese Plattform hier versorgt die Insel sowohl mit Nahrung als auch mit Holz und Brennstoff. Mal pumpen wir Erdöl, mal fahren wir zum Festland, um Holz zu besorgen, der wirtschaftliche Bedarf ist schließlich nicht gering. Auch gestern waren wir wieder mal unterwegs, da haben wir den Scheinwerfer aus Kronstadt entdeckt. Also sind wir näher herangefahren, um herauszubekommen, was das ist. Na, und da sind wir auf euch gestoßen. Übrigens habe ich euch als Erster gesehen.« Der Finne lächelte.
    »Nach Kronstadt dürft ihr nicht, dort …«
    »Wissen wir schon. Taran hat es uns in aller Kürze erzählt. Der Obrigkeit aber, denke ich mal, ausführlich?« Roine blickte den Stalker an.
    »Warum habt ihr in all dieser Zeit Petersburg kein einziges Mal angelaufen?«, fragte Gleb.
    Roines Gesicht verfinsterte sich. »Es kamen keine Signale von dort. Kein einziges Mal in all der Zeit. Wir wollten kein Risiko eingehen. Dazu noch ohne Seehandbuch in den Finnischen Meerbusen hineinfahren – das wäre doch reinster Selbstmord. Zumal für so ein Ungetüm. Von der Newabucht ganz zu schweigen. Da gibt es Sandbänke, dass …«

    Gleb hörte nicht mehr weiter zu. Es war, als ob in seinem Gehirn ein Schalter umgelegt worden wäre. Irgendwoher kannte er dieses Wort …
    »Wo sind die Sachen, die ich bei mir hatte?«, fragte er Taran.
    »Hier, in dem Rucksack.« Der Stalker reichte dem Jungen ein Bündel mit seinen Habseligkeiten.
    Gleb begann darin herumzukramen und zog schließlich das falsche Buch des »Exodus« heraus. Ungeduldig öffnete er es.
    Der Finne warf einen neugierigen Blick über die Schulter des Jungen und erstarrte. Erst nach einigen Sekunden rief er verblüfft: »Das kann nicht sein! Ist es das? Das Ostsee-Handbuch? Aber woher?«
    »Das ist eine lange Geschichte …« Gleb reichte dem Finnen mit gespielter Lässigkeit das Buch. Doch der trat hastig nah an den Jungen heran und schaute sich um: »Verbirg es! Steck es weg!«
    »Was ist denn los?« Gleb legte das Buch wieder an seinen alten Platz.
    »Ihr habt ja keine Ahnung, was für einen Schatz ihr da mitgebracht habt!«, flüsterte Roine aufgeregt. »Über dieses Büchlein solltet ihr euch besser mit dem Kapitän unterhalten. Es enthält unschätzbare Informationen.«
    Der Finne schaute sich erneut um und führte sie zu der Kapitänskajüte. Auf dem Weg dahin blickte sich Gleb mit offenem Mund nach allen Seiten um. Auf der Plattform wimmelte es von Menschen wie in einem riesigen Ameisenhaufen. Bei genauerer Betrachtung war jedoch zu erkennen, dass sämtliche Abläufe genau aufeinander abgestimmt
und straff organisiert waren. Die Menschen hier waren so sehr mit ihren eigenen Angelegenheiten befasst, dass sie die Gäste gar nicht zu bemerken schienen. Einige kräftig gebaute Männer kippten frisch gefangenen Fisch durch eine Öffnung in den Laderaum; man konnte hören, wie sie einander dabei träge beschimpften. Ein paar Frauen in abgetragenen Wattejacken besserten geschwätzig einige Taue aus. Etwas weiter rührte ein großer, beleibter Kerl in weißer Mütze mit einer Schöpfkelle in einem riesigen Kessel herum – der hiesige Schiffskoch. Von oben ertönten rhythmische Schläge auf Eisen – dort werkelten Monteure an den Flaschenzügen eines Aufzugs herum.
    Am Eingang zur Kajüte hielt sie ein strenger Kerl mit vorgestrecktem Scharfschützengewehr auf. Der Wachposten sprach kurz mit dem Finnen, wies sie an zu warten und verschwand hinter der Tür.
    »Verkauft es nur nicht zu billig«, flüsterte ihnen Roine zu. »Feilscht ruhig noch etwas. Ein sicherer Weg nach Petersburg kostet viel!«
    »Wir feilschen nicht«, entgegnete Taran scharf. »In der Metro sterben die Menschen wie die Fliegen. Der Hunger, die Strahlung, die Mutanten … Sie müssen gerettet werden.«
    In diesem Augenblick ging die Tür auf, und die Gefährten betraten die Kajüte, die einen recht behaglichen Eindruck machte: ein Sofa, das allerdings schon bessere Zeiten gesehen hatte, Regale mit See- und
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