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Die Reise ins Licht

Die Reise ins Licht

Titel: Die Reise ins Licht
Autoren: Andrej Djakow
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vernichtende Waffe schlug mächtig gegen seine Schulter, und der
Kannibale im Steuerhaus des Schleppers wurde mit einem Loch in der Brust nach hinten geschleudert.
    Die verbliebenen Verfolger hatten dem Steuermann noch Warnungen zugeschrien, doch der hatte sie nicht mehr gehört. Der Schlepper raste unter Volldampf auf das Schiff der Flüchtenden zu. Taran warf sein Gewehr zu Boden, packte die Pernatsch und lief das Deck entlang. Gleichzeitig hob er die Pistole und schoss, fast ohne zu zielen. Der Kannibale am Maschinengewehr stürzte mit durchschossenem Kopf zu Boden. Dann stieß der Schlepper mit einem ohrenbetäubenden Krachen in das ausgefranste Heck der Barkasse. Taran hatte inzwischen genügend Anlauf genommen, stieß sich im Moment des Aufpralls ab und sprang auf das Schiff der Verfolger. Er rollte übers Deck, rutschte auf dem Rücken weiter und legte die nächst stehenden Kannibalen noch im Liegen um.
    Ringsumher knarrten die zerberstenden Schotts. Beide Schiffe zitterten in einer Art Todeskampf, Unmengen von Wasser strömten durch die hässlichen Lecks ins Heck der Barkasse. Taran glitt über das nasse Eisen und feuerte den Rest des Magazins auf die Halunken ab, die aus dem Schiffsraum heraufkamen. Auf den letzten Kannibalen schleuderte er sein Messer, doch gelang es diesem trotz seiner beeindruckenden Größe, geschickt auszuweichen. Die Klinge klirrte gegen die Bordwand und verschwand im Wasser. Der Kannibale stürzte sich mit Gebrüll auf seinen Gegner, einen riesigen Fischspeer in der Hand. Taran warf sich zur Seite. Von dem gewaltigen Stoß durchstieß der scharfe Haken das eiserne Deck gefährlich nah bei Tarans Kopf. Im selben Moment schnellte Taran hoch wie eine
gespannte Feder und stieß dem Kraftprotz gegen die Beine. Der knickte ein und stürzte auf das nasse Deck. Fast zeitgleich erhoben sie sich wieder und stürzten aufeinander zu. Taran tauchte unter den Pranken seines Gegners hindurch und umklammerte von hinten dessen Hals. Der Kannibale begann zu zappeln, wälzte sich über das Deck, aber der Stalker hatte ihn fest im Würgegriff und ließ ihn nicht los. Nach einer Weile erschlaffte dessen Körper. Der Stalker stieß den toten Kannibalen von sich, stand langsam auf und musterte das von Leichen übersäte Deck.
    Der Junge holte tief Luft. Die ganze Zeit über hatte er still dagestanden, den furchtbaren Kampf seines Meisters verfolgt und es nicht gewagt, das Steuer der Barkasse zu verlassen. Doch das Schiff hatte bereits zu sinken begonnen, und so packte Gleb den Türpfosten und schwang sich nach draußen. Die Barkasse erlebte ihre letzten Minuten. Ein Großteil des Hecks stand schon unter Wasser. Der Junge hangelte sich die Bordwand hinab und kletterte auf das Deck des feindlichen Schleppers hinüber.
    Trotz des Aufpralls hielt sich das Schiff noch immer über Wasser, auch wenn der Motor ausgefallen war. An den Bordwänden des Schleppers hatten sich ungleichmäßige, längliche Risse gebildet. Irgendwo an einer Fuge war die Außenwand aufgebrochen.
    »Lange werden wir uns nicht halten«, schlussfolgerte Taran, während er die Leichen ins Wasser stieß. »Die Strömung ist stark. Such die Rettungswesten … na ja, oder irgendwas, das schwimmt!«
    Der Junge stürzte in den Laderaum, warf verkrampft einige Lumpen auseinander, Rollen aus feucht gewordenen
Tauseilen und sonstigen Plunder. Doch es war wie verflixt: Er konnte einfach nichts Taugliches finden. Der Boden des Laderaums stand bereits unter Wasser – am Kiel schoss eine richtige Fontäne in den Raum. Gleb blickte sich ein letztes Mal um und kletterte dann verzweifelt wieder an Deck.
    »Da ist nichts!«
    Taran fluchte: »Dieser Waschtrog fährt nirgends mehr hin. Die Maschine ist hinüber.«
    Eine Pause trat ein. Schweigend standen sie da und sahen zu, wie die Barkasse im Wasser versank. Beiden war klar, dass dieses Schicksal auch das zweite Schiff bald ereilen würde.
    »Werden wir sterben?«, fragte Gleb schließlich. Er rechnete nicht mit einer tröstenden Antwort, auch wenn er alles dafür gegeben hätte.
    »Natürlich werden wir sterben.« Taran begann seine Marschweste auszuziehen. »Irgendwann mal, aber nicht jetzt. Zieh deine Stiefel aus und leg die Ausrüstung ab.«
    Nur zu gern hätte Gleb den Worten seines Meisters geglaubt, aber die Situation war hoffnungslos. Sie konnten nirgends hin, und es war keine Zeit mehr, sich irgendetwas auszudenken. Der Junge zog seinen Schutzanzug und die Schuhe aus und steckte sich die sorgfältig
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