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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona
Autoren: David Gerrold
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wird nicht funktionieren. Nichts, was Sie unternehmen, wird funktionieren. Ich habe Sie ausgetrickst. Ihr Menschen seid veraltet. Warum zeigt Ihr keinen guten Geschmack und sterbt leise aus?«
    »Warum zeigen Sie kein gutes Benehmen und halten die Schnauze?« erwiderte Korie ohne aufzublicken.
    »Sie sind ein schlechter Verlierer«, rügte Cinnabar.
    »Im Gegenteil. Sie wissen doch gar nicht, wie man gewinnt!«
    Wieder lachte Cinnabar brüllend. »Für jemanden, der nicht weiß, wie man gewinnt, stelle ich mich ganz gut an, oder nicht?«
    Korie schwenkte seinen Sitz herum und blickte weg.
    »Dort ist sie«, meldete Tor.
    Das Bild war jetzt klar und deutlich auf dem Hauptschirm zu sehen. Die Drachenfürst bezog eine Position oberhalb der Burke und sicherte das viel kleinere Allianzschiff mit einem Traktorstrahl. Während sie zusahen, begann das riesige feindliche Schiff, die Burke zu verschlingen.
    »Scheiße«, sagte Tor.
    »Aber einen Mundvoll«, stimmte Hodel zu.
    »Sie sollten feiern«, redete Cinnabar dazwischen. »Das ist das Ende des Krieges.« Er grinst verschlagen. »Ha! Vielleicht werden wir Ihnen ein Denkmal errichten – damit die Menschen überall wissen, wem sie ihre Befreiung zu verdanken haben.«
    »Befreiung?« warf Korie mit erhobener Augenbraue ein.
    »Aber natürlich!« Cinnabar machte einen Schritt um den Kommandantensessel herum und lehnte sich auf das Geländer der Brücke. »Nennen Sie das hier etwa Freiheit? Ich verspreche Ihnen, unter morthanischer Herrschaft wird es keinen sinnlosen Tod mehr geben. Die Menschen werden untereinander in Frieden leben und ihren rechtmäßigen Platz im Universum einnehmen…«
    »Als Sklaven?«
    »Als Diener«, korrigierte Cinnabar. »Dienen ist das höchste Stadium intelligenter Aktivität, das wissen Sie selbst. Ihre eigenen Lehren verkünden, daß Leben wertlos ist, wenn es nicht im Dienst einer höheren Sache steht. Nun, ich biete Ihnen eine Welt, wo Ihre Dienste nicht länger verschwendet sein werden. Nie wieder werden Sie Gelegenheit haben, aus reiner Gier oder Lust oder Boshaftigkeit zu handeln.«
    Korie und Brik tauschten skeptische Blicke.
    »Sie müssen wissen«, fuhr Cinnabar fort, »daß wir diesen Krieg nicht gewollt haben. Sie haben ihn vom Zaun gebrochen. Menschen haben uns diesen Krieg aufgezwungen. Sie haben uns keine Wahl gelassen. Und nun werden wir den Krieg zu Ihnen tragen – um uns vor Ihnen zu schützen. Wir werden ein Reich errichten, das frei ist von der verheerenden Vorherrschaft der Menschen, und wenn das die totale Unterwerfung der Menschheit bedeutet, dann muß es eben so sein.
    Stellen Sie sich nur vor – nie wieder Hunger, nie wieder Armut, keine Ungleichheit. Das können Sie nicht, oder?
    Weil Sie nie eine Welt gesehen haben, wo das funktioniert, nicht wahr? Eine Welt, deren Ressourcen effizient gemanagt werden, deren Bewohner einen Sinn in ihrem Leben finden, eine Welt voll Schönheit und Frieden. Und Freiheit, ja. Wirkliche Freiheit, das zu sein, was man ist – nicht das, was man zu sein glaubt. Geben Sie Ihre falschen Vorstellungen auf, Ihre Zwänge und Fesseln und Wünsche, und ich werde Ihnen die Freiheit geben, die mit der Wahrheit einhergeht!«
    Cinnabar machte eine Pause und blickte von einem zum anderen. Die Furcht, die in der Zentrale geherrscht hatte, war von Unsicherheit abgelöst worden. »Das haben Sie wohl nicht erwartet, wie?« Sein Gesicht verzog sich zu einem bösen Lächeln – in diesem Augenblick blitzte der Feind wieder hervor! –, dann sprach er in offenem, ungezwungenem Ton weiter: »Sie erwarteten Furcht und Schmerz, Terror und Gewalt, aber nicht das!«
    Er lachte auf und kehrte zu seinem Platz hinter dem Kommandosessel des Kapitäns zurück. Sein Grinsen erschien nun beinahe fröhlich. »Sie wissen gar nicht, was Freiheit bedeutet. Sie meinen, es bedeutet, von einer bevormundenden Autorität frei zu sein – aber das ist keine Freiheit. Das ist Chaos und Anarchie. Wir werden Ihnen wirkliche Freiheit geben. Die Art von Freiheit, die mit dem Wissen kommt, wer Sie sind und wo Ihr Platz im Universum ist. Ich gebe Ihnen Freiheit von Ihren Wünschen, Freiheit von Furcht, die Freiheit zu arbeiten, zu dienen – ich gebe Ihnen die Freiheit von den Lügen in Ihren Köpfen!«
    In der Kommandozentrale herrschte Schweigen. Niemand sprach ein Wort. Jonesys Blick schweifte zu Tor, und Tor betrachtete den Boden. Hodel inspizierte seine Fingernägel. Korie rührte sich nicht.
    Brik schnaubte seine Verachtung heraus.
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