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Die Reise-Bibel

Titel: Die Reise-Bibel
Autoren: Harald Braun
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Mitleidenschaft gezogen wird.
    »Jetzt bleib doch mal ruhig«, sagt Tobi mit einem Gesichtsausdruck, als lutsche er seit Minuten auf einer bitteren Mandel
     herum.
    »Wir können uns sicher auch ganz sachlich auf ein Reiseziel einigen, nicht wahr, Elli. Mein
Schatz
.« Sein »Schatz« klingt nach der Bezeichnung für einen Salatkopf aus dem All, jedenfalls nach etwas, das man mit einer Mischung
     aus Abscheu und Vorsicht genießen sollte. Auch diese Botschaft kommt bei Elli an.
    »Du kannst mich mal, du Arsch!«
    In vier Monaten haben sich Elli und Tobi nur ein-, zweimal gestritten, kurze Momente der Disharmonie, Beschimpfungen und Flugspucke
     exklusive. Die Reisebüro-Krise ist der Tiefpunkt ihrer jungen Allianz. Beide schauen starr nach vorn, zwei Satelliten auf
     völlig unabhängigen Flugbahnen. Frau Dammrath   – Mascha? Miranda? – zückt ihre letzte Waffe.
    »Ach, das ist doch alles halb so wild«, sagt sie etwas ziellos und schiebt ihren unglücklichen Kunden dabei gleichzeitig einen
     großen Stapel Kataloge hinüber. »Jetzt schauen Sie sich mal ein paar Minuten die verschiedenen Städtereisen von
Metropolis
an, das sind auch preislich sehr interessante Arrangements in Designhotels, der Anbieter hat zwölf europäische Großstädte
     in seinem Portfolio. Vielleicht hilft Ihnen ja eine visuelle Anregung, bei mir selbst funktioniert das auch immer, wenn ich
     mich mal wieder gar nicht entscheiden kann.«
    Elli kaut energisch auf ihrer Unterlippe herum, auch Tobi sieht aus, als ob er fürs Kiefermalmen bezahlt würde. Unentschlossen
     greifen beide nach den Prospekten, wortlos nimmt |28| Elli die Hälfte des Stapels und schiebt sie ihrem Freund vor die Nase, den Rest übernimmt sie. Gemeinsame Lektüre ist momentan
     keine Option. In diesem Moment öffnet sich die Tür des Reisebüros, Auftritt: Familie Glowaczki. Helga Glowaczki im gelben
     Hosenanzug schiebt ihren Mann Heiner wie ein sperriges Möbel in den Laden, hinter den beiden trotten zwei halbwüchsige Kinder
     der Familie mit gelangweilter Miene und iPod-Stöpseln in den Ohren. Frau Dammrath atmet auf. Endlich eine Chance, das unglückliche
     Paar einen Moment sich selbst zu überlassen.
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragt sie mit professioneller Freundlichkeit, und zwar ausschließlich Helga Glowaczki. Sie ist
     lange genug im Job, um sofort zu erkennen, wer in dieser Sippe die Entscheidungen trifft. Heiner Glowaczki jedenfalls ist
     es nicht.
    »Wir hätten gerne einmal die Dom Rep vom 10.   Juni bis zum 5.   Juli, keinesfalls mit Ryan Air, Hotelkategorie drei Sterne aufwärts, ein Apartment mit zwei Zusatzbetten, alles zusammen maximal
     900   Euro.« Zack zack. Das sagt Helga Glowaczki zwar nicht, aber auch so erfüllt der Geist der Kaserne das Reisebüro. Frau Dammrath
     nickt zustimmend. Sie scheint nicht verärgert. Mit klaren Ansagen kann sie arbeiten. Sie reicht einen entsprechenden Folianten
     an diese merkwürdige Dame, die ihren Mann und die akustisch von der Umwelt abgeschotteten Kinder mit einem kurzen Wink an
     einen Glastisch dirigiert hat. Elli und Tobi haben diese Szene mit offenem Mund beobachtet. Sie schauen sich kurz an, grinsen
     und denken im selben Augenblick ganz genau denselben Gedanken, und das Beste daran: Sie wissen es auch. Wenn wir nicht aufpassen,
     denken sie, dann wird DAS auch irgendwann
unser
Leben sein, und dann sagt Tobi: »So schlecht ist Juist sicher gar nicht!« und Elli antwortet: »Auf Ibiza war ich noch nie!«
     Frau Dammrath lächelt: »An Ihrer Stelle würde ich Paris eine Chance geben!«

[ Menü ]
    |29| Service - Der kleine Reise-Beziehungshelfer
Für die schönsten Tage des Jahres (ohne böse Überraschungen!)
    10   Dinge, die ER beim ersten gemeinsamen Urlaub beachten sollte
Es besteht kein Grund zu nöligem Gemecker, wenn Sie nur jeden zweiten Tag Sex haben können – Ihre Partnerin will möglicherweise
     entspannen und nicht für Olympia trainieren!
Lassen Sie auf keinen Fall Ihre Partnerin die Straßenkarten lesen.
Knausern Sie nicht beim Essen und den Hotels – das sind im fremden Land die einzigen stabilen Pfeiler, an die Sie sich zur
     Not klammern können.
Vermeiden Sie Urlaubsbekanntschaften mit allzu attraktiven Mitreisenden – das führt gerne zu Missverständnissen und peinlichen
     Szenen am Pool.
Betrinken Sie sich nicht vor 21   Uhr an der Poolbar, auch wenn in diesem Club sogar die Mojitos im »All-inclusive«-Paket enthalten sind.
Fahren Sie keine zwei Stunden in die
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