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Die Regeln der Arbeit

Die Regeln der Arbeit

Titel: Die Regeln der Arbeit
Autoren: Richard Templar
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könnten, wenn sie ihre Arbeit rechtzeitig fertig bekämen. Sagen Sie es besser nicht, aber denken Sie sich ruhig Ihren Teil.

     

Was kann man alles Schönes mit nach Hause nehmen? Füllfederhalter? Büroklammern? Tacker? Ab wann ist es Bereicherung, ab wann Diebstahl? Sie sollten das wissen, denn dieses Wissen kann Ihnen gute Dienste erweisen, wenn Sie jemanden entlarven wollen - einen von denen, die alles mit nach Hause nehmen, was nicht niet- und nagelfest ist. Beobachten Sie, was Ihre Mitarbeiter so alles mitnehmen und notieren Sie es sich im Geiste. Es könnte einmal wichtig werden. Sie selbst nehmen selbstverständlich nichts mit.
    Mir ist ein Fall zu Ohren gekommen, wo einer ganzen Abteilung geschlossen gekündigt wurde, weil ein neuer Generaldirektor plötzlich herausfand, dass alle Mitarbeiter Software-Diebstahl im großen Stil begangen hatten. Alle hatten die neuesten Windows-, Word- und Outlook-Express-Versionen zu Hause, die sie illegal in der Arbeit kopiert hatten; aber sie hatten wenig davon, sie mussten alle ihren Hut nehmen.
    War es Diebstahl oder nicht? Das ist egal. Sie bekamen jedenfalls die Kündigung. Wenn auch nur einer von ihnen so schlau gewesen wäre, es nicht zu tun, hätte er es überlebt. Wenn auch nur einer von ihnen die Ansichten des neuen Generaldirektors über Diebstahl von Firmeneigentum gekannt hätte, hätten sie es vielleicht alle gut überstanden.

    Also: Bevor Sie anfangen, sich im Betrieb die Taschen vollzustopfen, sollten Sie sich gut überlegen, ob es das wert ist. Sind die Füllfederhalter wirklich so toll? Wird es Ihnen tatsächlich gelingen, soviele Büroklammern weiter zu verkaufen, dass Sie mit dem Erlös Ihre Familie ernähren oder die Durststrecke bis zum nächsten Job überstehen können?
    Wir haben weiter oben schon über die ungeschriebenen Bürogesetze gesprochen. Vielleicht ist es in Ihrem Unternehmen Usus, kleinere Gegenstände ,abzustauben`. Wenn Sie sich daran aber nicht beteiligen wollen, lassen Sie sich etwas einfallen, um nicht als Streber oder Tugendbold oder sonst etwas abgestempelt und ausgegrenzt zu werden. Bleiben Sie ein Teil der Herde, auch wenn Sie selbst nichts mitgehen lassen. Lassen Sie Ihren Chef wissen, dass Sie es nicht tun, tun Sie aber den Kollegen gegenüber, als würden Sie es nicht anders halten als sie selbst.
    Und passen Sie auf, was die private Nutzung von Telefon und Internet auf Firmenkosten angeht. Sie gilt nicht als ungerechtfertigte Bereicherung, aber es ist trotzdem Diebstahl, kostenlos zu telefonieren, wenn es nicht erlaubt ist. Es ist gut möglich, dass Telefon und Internetanschluss überwacht werden, also lassen Sie es lieber.
    Vielleicht ist es sogar übliche Praxis und als solche ein fester Bestandteil Ihrer Unternehmenskultur. Wenn Sie es als Einziger nicht tun, kann Sie das den anderen gegenüber verdächtig machen. Was ist zu tun? Sie müssen ehrlich und sauber bleiben, dürfen aber Ihre Kollegen nicht verpetzen. Die anderen fragen? Einen Freund anrufen? Wenn Sie das tun, begehen Sie das geringere von zwei Übeln, aber Sie sind jetzt ein Regelbefolger und können sich solche Praktiken nichtverzeihen. Da ist es immer noch besser, Sie sagen Ihren Kollegen im Voraus, sie könnten tun, was sie wollen, aber Sie selbst würden sich an derlei Regelverstößen nicht beteiligen. Warnen Sie sie rechtzeitig, und wenn sie es trotzdem tun, trifft Sie keine Schuld, wenn die Sache eines Tages auffliegt.

     

Eines Tages habe ich einen schlimmen Fehler begangen - nun ja, wahrscheinlich war es mehr als einer, aber an diesen einen erinnere ich mich genau. Ich arbeitete für eine Firma, wir hatten dort einen Hausmeister. Jeden Abend notierten wir im Reparaturbuch, was zu reparieren war, zum Beispiel Glühbirnen austauschen oder verstopfte Toiletten sauber machen, und Harry tat es dann. Oder gebrochene Stühle leimen, all so was. Wir hatten zwei Büros, und ich war ziemlich sauer darüber, dass Harry viel mehr Zeit unten in der anderen Abteilung zubrachte als bei uns oben. Wenn wir ihn brauchten, konnten wir ihn oft nicht finden.
    Meine Anmerkungen im Reparaturbuch wurden kurz und immer unfreundlicher, aber es schien nicht viel zu fruchten. Ich hätte Harry beiseite genommen und ihn persönlich ermahnt, aber ich konnte ihn einfach nicht finden. Er kam immer erst dann zu uns, wenn wir alle schon gegangen waren und verrichtete seine Arbeit abends. In der anderen Abteilung erledigte er alle Aufträge zuverlässig, bei uns nichts. Die Situation
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