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Die Ranch

Die Ranch

Titel: Die Ranch
Autoren: Steel Danielle
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absolvierte sie zwei Konzerttourneen, die Regenbogenpresse war immer noch verrückt nach ihr, und sie musste ein paar Gerichtsprozesse ausfechten. In einer solchen Atmosphäre hätte sie eine Schwangerschaft wohl kaum verkraftet, und so begnügte sie sich mit Tonys Kindern, die sie liebevoll betreute. Tony meinte sogar, sie sei eine bessere Mutter als seine erste Frau. Wie Mary Stuart feststellte, erledigte Tanya alle ihre Angelegenheiten selbst, kümmerte sich um Manager, Anwälte, Tourneen und Morddrohungen. Während sie mit ihren Sorgen und Problemen allein blieb, ging Tony seinen eigenen Geschäften nach oder spielte mit seinen Freunden in Palm Springs Golf. Mary Stuart hatte gehofft, er würde größeren Anteil an Tanyas Leben nehmen, denn nur zu gut wusste sie, wie hart ihre Freundin arbeitete, wie einsam sie sich manchmal fühlte, wie brutal sie von ihren Fans belagert wurde, und was für schmerzliche Intrigen sie ertragen musste. Seltsamerweise klagte Tanya nur selten, was Mary Stuart bewundernswert fand. Aber sie ärgerte sich, wenn sie Tony bei Oscar- oder Grammy-Verleihungen in die Kamera winken sah. In angenehmen Situationen war er immer da, in harten Zeiten verschwand er.
    Daran dachte Mary Stuart jetzt, als Tanya die erboste Ehefrau ihres Fitnesstrainers erwähnte.
    »Natürlich war Tony auch nicht begeistert«, fuhr Tanya seufzend fort, und der müde Klang ihrer Stimme beunruhigte Mary Stuart. So lange hatten sie beide ähnliche Kämpfe ausgefochten, und jetzt fühlten sie sich erschöpft. »Jedes Mal, wenn er in der Zeitung liest, ich hätte eine Affäre, dreht er durch und behauptet, ich würde ihn bei seinen Freunden unmöglich machen. Und das verstehe ich.« Aber was sollte sie gegen die grausamen Boulevardjournalisten unternehmen? Sie liebten es, den Superstar mit der üppigen blonden Mähne, den großen blauen Augen und der spektakulären Figur zu quälen. In diesen Kreisen glaubte niemand, dass sie eine ganz normale Frau war und lieber Dr. Pepper als Champagner trank. Mit solchen Neuigkeiten würden sie ihre Auflagen nicht steigern.
    Tanya hatte ihr langes blondes Haar stets gepflegt, und nach einigen kosmetischen Eingriffen sah sie geradezu sündhaft jung aus. Sie erklärte, sie sei jetzt sechsunddreißig Jahre alt. Die zusätzlichen acht Jahre, die sie mit Mary Stuart teilte, hatte sie erfolgreich abgeschüttelt. Doch diese Lüge sah man ihr nicht an. »Wenn man mir eine Affäre andichtet, gefällt's mir auch nicht«, fügte sie hinzu. »Aber diese Klatschgeschichten klingen so lächerlich, dass ich sie meistens ignoriere. Leider regt sich Tony furchtbar darüber auf.« Und die Kinder. Für ihre Familie waren solche Skandale äußerst unangenehm, doch Tanya konnte nichts daran ändern. »Wahrscheinlich suchen diese verdammten Reporter in ihrem Computer irgendeinen Kerl, der halbwegs zu mir passen würde, und schon habe ich ihn am Hals.«
    Resignierend legte Tanya ihre Füße auf den Couchtisch. Ihre Augen verengten sich, während sie Mary Stuart vor sich zu sehen glaubte. Monatelang hatten sie nicht miteinander gesprochen, obwohl sie sich immer noch so nahe standen wie damals. Zoe hatten sie mehr oder weniger aus den Augen verloren. Alle ein oder zwei Jahre telefonierten sie mit ihr, und sie tauschten auch Weihnachtskarten aus, aber Zoe, eine Internistin in Los Angeles, führte ein ganz anderes Leben. Sie hatte nie geheiratet, keine Kinder bekommen, ging völlig in ihrer Arbeit auf und verbrachte jede freie Minute mit Nebenjobs in kostenlosen Kliniken. Diesen Lebensstil hatte sie immer angestrebt. Vor fünf Jahren war Tanya ihr zum letzten Mal begegnet, bei einem ihrer Konzerte in San Francisco.
    »Und du, Mary Stuart?«, fragte Tanya unvermittelt. »Wie geht's dir?« Jetzt sprach sie in jenem besonderen Ton, den sie immer anschlug, wenn sie die Seele ihrer alten Freundin ergründen wollte.
    Das hatte Mary Stuart kommen sehen. »Gut«, antwortete sie ausweichend. »Ich habe immer noch viel zu tun – mit Wohltätigkeitsveranstaltungen und meinen Harlem-Kindern. Heute verbrachte ich den ganzen Tag im Metropolitan. Dort ist für September eine große Spendenaktion geplant.« Ihre Stimme klang kühl und kontrolliert, aber Tanya kannte sie besser, und Mary Stuart wusste das. Sie konnte viele Leute zum Narren halten, sogar Bill, aber niemals Tanya.
    »Das meine ich nicht.« Nun entstand ein langes Schweigen, und keine der Frauen fand die richtigen Worte. Schließlich fragte Tanya: »Wie geht's dir
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