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Die Radleys

Titel: Die Radleys
Autoren: Matt Haig
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»Ich weiß nicht, was Eve an dem findet.«
    Clara merkt, dass sie ihren Bruder damit aufregt, und wünscht sich, sie hätte nichts gesagt.
    »Du hattest doch gesagt, dass sie ihn nicht leiden kann«, antwortet er kleinlaut.
    »Na ja, das hatte ich gedacht. Ich dachte, kein Mensch mit einem voll funktionsfähigen Gehirn könnte ihn mögen, aber vielleicht habe ich mich geirrt.«
    Rowan bemüht sich krampfhaft, Gleichgültigkeit vorzutäuschen. »Ach, ist mir eigentlich egal. Soll sie doch mögen, wen sie will. Wir leben schließlich in einer Demokratie.«
    Es läutet.
    »Versuch sie einfach zu vergessen«, rät Clara, als sie zu ihren jeweiligen Unterrichtsstunden gehen. »Wenn du willst, dass ich nicht mehr mit ihr befreundet bin, dann mache ich das.«
    Rowan seufzt. »Sei nicht blöd. Ich bin keine sieben mehr. Ich fand sie einfach nur ganz nett. Es war nichts.«
    Da schleicht sich Eve von hinten an.
    »Was war nichts?«
    »Nichts«, sagt Clara, die weiß, dass ihr Bruder zu nervös sein wird, um zu antworten.
    »Nichts war nichts. Ein ziemlich nihilistischer Gedanke.«
    »Wir stammen aus einer Familie von Nihilisten«, sagt Clara.

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    Wenn man sein Leben lang abstinent bleibt, kann man zwangsläufig nicht wirklich wissen, was man verpasst. Aber der Durst ist immer da, tief im Inneren, liegt allem zugrunde.
    Handbuch für Abstinenzler
(Zweite Ausgabe), S. 120

[Menü]
    EIN THAI-BLATTSALAT MIT MARINIERTEM
HÜHNCHEN AN CHILI- UND LIMONENDRESSING
    »Hübsche Kette«, hört Peter sich zu Lorna sagen, nachdem er ihr zu lange auf den Hals gestarrt hat.
    Glücklicherweise lächelt Lorna geschmeichelt und berührt die schlichten weißen Perlen. »Ach, die hat mir Mark vor Jahren gekauft. Auf einem Markt in Santa Lucia. Auf unserer Hochzeitsreise.«
    Mark, der erst jetzt bemerkt, dass sie irgendeine Kette trägt, scheint das neu zu sein. »Ich war das? Kann mich nicht erinnern.«
    Lorna scheint gekränkt. »Ja«, sagt sie traurig. »Du warst das.«
    Peter versucht, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Er sieht zu, wie seine Frau die Frischhaltefolie von Lornas Vorspeise entfernt, dann beobachtet er Mark, der so prüfend an seinem Sauvignon Blanc nippt, als wäre er in einem Weinberg an der Loire aufgewachsen.
    »Ist Toby auch zu der Party gegangen?«, fragt Helen. »Clara wollte unbedingt, obwohl sie sich nicht ganz wohlgefühlt hat.«
    Peter erinnert sich, dass Clara vor einer Stunde zu ihm kam, während er seine E-Mails checkte. Sie fragte ihn, ob es in Ordnung sei, wenn sie ausginge, und er hatte geistesabwesend Ja gesagt, ohne wirklich mitzubekommen, was siefragte, und dann hatte ihn Helen vorwurfsvoll angesehen, als er nach unten kam, aber nichts gesagt, während sie die Kasserolle mit Schweinefleisch zubereitete. Vielleicht würde sie sich später noch darauf stürzen. Und vielleicht hatte sie recht. Vielleicht hätte er nicht Ja sagen dürfen, aber er ist nicht Helen. Er kann nicht ständig auf Draht sein.
    »Keine Ahnung«, sagt Mark. Und dann zu Lorna: »Ist er hingegangen?«
    Lorna nickt, über ihren Stiefsohn scheint sie nicht gern zu sprechen. »Ja, ich glaube schon, allerdings sagt er uns nie, wo er hingeht.« Sie richtet ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Salat, den Helen gerade aufträgt. »Da ist er ja. Ein Thai-Blattsalat mit mariniertem Hühnchen an Chili- und Limonendressing.«
    Peter hört das, aber die Alarmglocken schweigen still. Und Helen hat bereits einen Bissen im Mund, also glaubt er, es müsste gehen.
    Mit seiner Gabel spießt er etwas Huhn und angemachte Brunnenkresse auf und schiebt beides in den Mund und fängt binnen Sekunden an zu würgen.
    »O Gott«, sagt er.
    Helen weiß Bescheid, hatte aber keine Gelegenheit, ihn zu warnen. Irgendwie hat sie es geschafft zu schlucken, und jetzt spült sie sich den Mund mit Wein, um den Geschmack loszuwerden.
    Lorna ist sehr besorgt. »Stimmt was nicht? Ist er zu scharf?«
    Er hatte nichts gerochen. Der Geruch muss zwischen dem Chili und allem anderen verloren gegangen sein, aber der strenge, faulige Geschmack auf seiner Zunge ist so intensiv, dass er bereits würgt, bevor er in seinem Hals ankommt. Er steht auf, mit der Hand auf dem Mund, und wendet sich von ihnen ab.
    »Mensch, Lorna«, sagt Mark mit einem harten, aggressiven Unterton in der Stimme. »Was hast du mit dem Mann angestellt?«
    »Knoblauch!« Peter keucht das Wort hervor, zwischen Würgereizen, als würde er den Namen eines unbezwungenen Feindes verfluchen. »Knoblauch! Wie viel
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