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Die Rache des Kaisers

Titel: Die Rache des Kaisers
Autoren: Gisbert Haefs
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auf.

    »So wollen wir in Frieden scheiden«, sagte er. »Ich nehme an, ich sollte, wiewohl Kardinal und Priester, Euch jetzt nicht segnen, oder?«
    Ich erhob mich ebenfalls. »Es wäre zuviel des Guten.«
    Wir verließen die Kajüte. Draußen klatschte Mantegna in die Hände und sagte: »Aufbruch. Eh, Symonds?«
    »Eminenz?«
    Aus dem Schatten hinter Symonds tauchte Karl auf, der sich bis jetzt verborgen hatte.
    »Symonds, ich danke dir für lange Dienste; ab sofort stehst du im Dienst dieses Herrn hier.« Er deutete auf mich und begab sich zum Steg, um an Land zu gehen.
    »Was …« Mehr sagte Symonds nicht, denn Karls Pranke legte sich vor seinen Mund, und zwei Männer der Miralda nahmen ihm die Waffen ab.
    Ich berührte Gonzagas Arm. »Auf ein Wort noch«, sagte ich leise.
    Er schaute ein wenig verblüfft. Ich wartete, bis die beiden anderen Soldaten, die keine Hand für Symonds rührten, das Schiff verlassen hatten, dann sagte ich:
    »Vielleicht ändere ich meine Meinung, dann komme ich morgen früh zu Euch. Wenn nicht, dann gebt Eminenz dies hier.« Ich hielt ihm ein weiteres gesiegeltes Schreiben hin.
    »Was ist das?«
    »Es geht nur Eminenz und mich etwas an - und erst morgen vormittag. Und noch etwas. Sollten sich in den nächsten Tagen seltsame Dinge ereignen, denkt an das Große Spiel und verhaltet Euch Eurem Auftrag gemäß, als wäre nichts geschehen. Nun geht.«

    Caonabo kam zu mir, als Karl mit zwei Männern und Symonds in das kleine Ruderboot kletterte.
    »Warte noch«, sagte ich. »Karl!«
    Er blickte über die Schulter zurück und fletschte die Zähne. »Ja?«
    »Du bist sicher, daß du es so willst?«
    »Bin ich, Jakko. Danke. Für dies und anderes. Wir sehen uns - hier oder viel später.« Er hob die Hand; dann verschwand er hinter der Bordwand.
    »Hat er getrunken?« sagte Caonabo.
    »Er hat. Alles.«
    »Gut.« Caonabo nickte. »Dann war die ganze Arbeit nicht umsonst.« Er gluckste. »Möge er in der Hölle braten. Aber was hättest du getan, wenn er die Becher hätte tauschen wollen?«
    »Er hat getauscht«, sagte ich. »Mit mir. Aber ich hatte den für ihn bestimmten vor mich hingestellt.«
    Caonabo riß die Augen auf. »Und wenn er nicht getauscht hätte?«
    »Hätte ich es vorgeschlagen.«
    »Und wenn er ›nein‹ gesagt hätte?«
    Ich klopfte auf den Messergriff an meiner Seite. »Hätte ich Gonzaga niedergeschlagen und Mantegna gezwungen. Oder abgestochen.«
    »Ay. Aber dann wäre ja meine ganze Arbeit … All der Glasstaub und die kaum noch sichtbaren Pferdehaare!«
    »Dann hätte ich mich bei dir entschuldigen müssen.«
     
    Morgens brachen die Männer mit dem Ruderboot zur Insel auf; sie kamen mit Karl zurück. Er war zerkratzt und blutete aus mehreren leichten Wunden, aber er nickte mir zu und wirkte zufrieden.

    »Er leistet jetzt Jorgo Gesellschaft. Und meinem Ohr«, sagte er.
    Beim Gedanken an Jorgo verdüsterte sich mein Gemüt.
    Am nächsten Tag brachte ein Junge einen Brief. Er war an mich gerichtet. Ich nahm ihn und las, aber ich konnte weder Freude noch Triumph empfinden, nur eine große Müdigkeit.
    Gonzaga schrieb, er werde die päpstlichen Aufträge stellvertretend ausführen und schweigen. Mantegna habe sich sehr unwohl gefühlt und begonnen, Blut zu spucken und auszuscheiden. Er habe ihm den Brief gegeben und den Auftrag erhalten, mich zu verfluchen; was hiermit geschehe. Gegen Mitternacht sei Seine Eminenz unter furchtbaren Qualen gestorben.

ZWEIUNDDREISSIG
    A ls ich nach vielerlei Abschieden gen Koblenz ritt, fühlte ich mich einsam. Ich war oft allein gewesen, aber dieses Gefühl hatte ich nie gekannt. Es glich ein wenig, wenngleich nicht vollständig und sehr abgeschwächt, jenen Empfindungen, die ich nach dem Abschied von Laura und dem Tod von Élodie gehabt hatte.
    Karl wußte nicht, was er später tun würde, doch wollte er zunächst auf der Miralda bleiben und sehen, ob der Große Alberto nicht einen guten Keulenschwinger oder Ringer aus ihm machen oder in neuen Aufführungen als Schrat auftreten lassen konnte.
    »Schrat«, hatte ich gesagt, »Kaiser - Karl mein Freund - bist du wirklich sicher?«
    »Nein, aber es kommt mir besser so vor. Der Kaiser hat sich gerächt, Symonds wird jetzt von den Aalen gefressen; der Kaiser wird nicht mehr gebraucht, Zeit für den Schrat.«
    »Und Karl der Freund?«
    »Bleibt hier. Und bleibt Freund, wo immer wir uns sehen.«
    Caonabo - der andere Freund - hatte Gefallen an den Fingern und sonstigen Zuwendungen Jasminas
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