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Die Rache der Liebe

Die Rache der Liebe

Titel: Die Rache der Liebe
Autoren: Johanna Lindsey
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dem Reichtum dieses Landes für sich einheimsen, ehe es die Dänen vollends eroberten.
    Da Selig jetzt beschlossen hatte, sich in Wessex niederzulassen, ziemte es sich natürlich, die Sprache zu erlernen, und er hatte damit auch bereits begonnen. Aber er war kein Kind mehr, das außer Lernen nichts anderes zu tun hatte, und so hatte er bislang nicht viel aufgeschnappt und legte auch keinen sonderlichen Ehrgeiz an den Tag. Deshalb stand er Situationen wie dieser, wenn niemand ihm zuliebe langsam sprach, recht hilflos gegenüber. Außerdem hatte er die wenigen angelsächsischen Brocken, die er kannte, ausschließlich von Frauen gelernt, und diese Worte waren in Unterhaltungen wie der, die gerade geführt wurde, nicht unbedingt gebräuchlich.
    Als Royce sich ihm im Versammlungsbereich der Halle, gleich neben dem Alefa ss , wieder zugesellte, kehrte auch Kristen gerade zurück, die ihre Kinder zu Bett gebracht hatte. Selig und Kristen hatten das Abendessen gemeinsam mit den Gästen eingenommen, sich aber beide aus der Unterhaltung, die hauptsächlich aus dem Gejammer der vier Fremden bestanden hatte, herausgehalten. Die Halle summte trotz der späten Stunde vor Geschäftigkeit, und der nächtliche Himmel hatte sich, wie im Sommer üblich, noch immer nicht vollends verdunkelt.
    Nachdem Kristen die Humpen mit Ale gefüllt hatte, fragte sie: »Habe ich die Männer recht verstanden? Will König Alfred tatsächlich diverse Bündnisse durch Heiratsabkommen schließen? «
    Royce war keineswegs so überrascht wie seine Gattin und zuckte die Achseln. » Ja, darum geht es im wesentlichen. Drei seiner Lords haben sich freiwillig dazu bereit erklärt, ihre Töchter zu opfern, alles Ladies von ansprechendem Äußeren und mit reicher Mitgift.«
    Stillschweigend ging Kristen über den Ausdruck »opfern« hinweg. Sie wußte, dass er den Dänen nicht vergeben hatte, ihnen für das Gemetzel, das sie vor vielen Jahren auf Wyndhurst veranstaltet hatten, auch nie vergeben würde. »Beinhalten diese Mitgiftgaben auch Land?«
    »Aye.«
    »Gütiger Gott, Royce!« rief sie ungläubig aus. »Dein König und vor ihm seine Brüder haben all die Jahre gekämpft, um die Dänen aus Wessex herauszuhalten, und jetzt will er ihnen einfach Grundstücke schenken?«
    »Seine Überlegungen sind leicht nachvollziehbar«, erklärte Royce. »Besser drei Grundstücke als das gesamte Wessex, falls die dänische Splittergruppe, die von ihrer Gier nichts eingebüßt hat, wieder unruhig werden sollte. Wir wissen mittlerweile, dass mindestens die Hälfte von Guthrams Heer ebenso kriegsmüde ist wie unsere Leute. Sie wollen nichts weiter als sich auf dem Land niederlassen, das sie bereits für sich erobert haben. Den letzten Krieg hat die andere Hälfte begonnen, jene jungen Männer, die erst später in den Krieg eingetreten sind und deshalb noch keine großen Gewinne für sich verzeichnen konnten. «
    J ener letzte Krieg wäre für die Dänen beinahe erfolgreich ausgegangen. Sie hatten Alfred als gefallen gewähnt und waren von ihrem Sieg schon fest überzeugt gewesen. Und in Anbetracht dessen, wie die Dänen Chippenham umlagert und das umliegende Land geplündert hatten, waren sie mit dieser Meinung keinesfalls allein dagestanden.
    Royce war dem Kampf erstmals 876 beigetreten, als Alfreds Armee die Dänen aus Wareha m verjagen muss te, und dann abermals 877 in Exeter. Doch nachdem sich in jenem Jahr das angelsächsische Heer, wie es üblich war, für die Dauer des Winters aufgelöst hatte, tauchten die Dänen überraschend auf Chippenham, Alfreds Hof, auf, wo er seine Ferien verbrachte. Er und seine Familie konnten gerade noch fliehen, seine Höflinge wurden zerstreut, die Dänen plünderten triumphierend das umliegende Land, und es ging die Kunde, dass Alfred geschlagen sei. Doch er war es nicht. Mit einer kleinen Gruppe von Männern verbarg er sich tief in den Somerset-Sümpfen und errichtete dort eine Festung, von der aus er die Dänen provozierte und seine Strategien plante.
    Im Frühjahr vergangenen Jahres erfuhr Royce dann, wo er Alfr ed treffen konnte, nämlich in Ec gbrysthesstane, und dort traten er, Selig und seine Männer zu einer letzten, blutigen Schlacht in den Kampf ein. Bei Ethandune stießen sie auf das dänische Heer, schlugen es in die Flucht, verfolgten die Truppen aber zu deren Festung, die sie umlagerten, bis bald darauf ein Friedensabkommen geschlossen wurde. Es war ein Frieden, dem niemand so recht traute; zu oft schon hatten die Dänen ihre
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