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Die Rache der Liebe

Die Rache der Liebe

Titel: Die Rache der Liebe
Autoren: Johanna Lindsey
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raus!« rief der Mann, der Erika festhielt, und brüllte dann laut über die Schulter hinweg: »Bringt mir einen Strick und irgendeinen Knebel!«
    Erika muss te gegen ihr Zittern ankämpfen. Sie würden sie in diese Grube stecken. Im Lager befanden sich mindestens zwanzig Männer. Sie hatte keine Chance zu entkommen. Und wenn man sie nicht rechtzeitig wieder aus dem Loch herausließe, würde sie dort elend umkommen.
    »Grabt ihr immer irgendwelche Gruben, wenn ihr euer Lager aufschlägt?«
    Diese spöttische Bemerkung diente ihr einzig dazu, ihre Panik zu verdrängen, aber der Mann, der sie festhielt, nahm die Frage ernst. »Immer. Unserer Erfahrung nach sind diese Gruben außerordentlich nützlich und werden nie entdeckt.«
    »Aber wie habt ihr sie so schnell graben können? Euer Lord ist doch erst heute morgen eingetroffen.«
    »Wir haben schon letzte Woche damit angefangen, als wir hier eine Rast einlegten, während Lord Durwyn den König auf Wyndhurst besuchte. Aber wir hatten damals nicht genügend Zeit, um sie fertig zu graben.«
    »Dafür habt ihr es jetzt geschafft. Ihr fangt demnach überall, wo ihr seid, irgendwelche Menschen ein?«
    Er schüttelte den Kopf. »Mitunter ist es notwendig, dass sich einer oder mehrere von uns verstecken. Mit Hilfe dieser Gruben kann ein Mann am helllichten Tag quasi vom Erdboden verschwinden, ohne dass seine Verfolger irgendeinen Hinweis auf seinen Verbleib hätten.«
    »Ah, dann wart ihr unter der Führung eures mutigen Lords tatsächlich nicht nur Mörder, sondern auch Diebe!« , sagte sie mit schneidendem Hohn. »J etzt verstehe ich die Notwendigkeit dieser Gruben allerdings! «
    Ihr verächtlicher Ton machte den Mann so wütend, dass er sich umdrehte und die anderen Männer anbrüllte: »Knebelt sie! «
    Das wurde prompt und gekonnt erledigt. Sie konnte noch einen erstickten Schrei ausstoßen, ehe ihr ein Stück Stoff in den Mund gestopft und festgebunden wurde. Dann drückte man sie zu Boden, bog ihr die Knie an die Brust und umwickelte sie anschließend mit einem Strick, damit sie in dieser gekrümmten Haltung bliebe. Da der Strick mehrfach um sie gewickelt wurde, so dass ihre Arme eng zu beiden Seiten des Körpers anlagen, wäre es im Grunde gar nicht erforderlich gewesen, auch noch ihre Hände zu fesseln, aber trotzdem wurden ihr die Handgelenke auf den Rücken gebunden, zweifellos nur deshalb, damit sie sich noch unwohler fühlte. Und angesichts dieser routinierten Geschicklichkeit wollten sie abstreiten, so etwas auch schon mit anderen Opfern getan zu haben? Eine feige, ungehobelte Bande!
    Aber in dem Moment, als sie in die Grube geworfen und die Abdeckung darüber geschoben wurde, dachte Erika nicht mehr an Durwyns Männer. Tiefe Schwärze umgab sie. Der Geruch der frisch geschnittenen Grasnarben war so stechend, dass sie kaum atmen konnte. Und es war kalt. Nie hätte sie gedacht, dass ein so eng begrenzter Raum derart kalt sein könnte. Oder war es ihre Angst, die ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ?
    Wie lange würde sie ausharren müssen? Wenn tatsächlich ein Zweikampf angesetzt war, würde er sehr bald stattfinden. Aber sie verlangten, dass Selig seine Herausforderung zurückzog. Sie, Erika, diente lediglich als Pfand, aber konnte sie sich denn darauf verlassen, ausgelöst zu werden? Es war nicht sicher, ob Selig einwilligen würde. Da er außerstande gewesen war, sich an ihr zu rächen, verlangte es ihn nun sicher um so mehr, seine Rachegelüste an Lord Durwyn zu stillen. Erika hatte das deutlich gespürt, als er ihr über Durwyn erzählt hatte. Und wie würde sich in so einem Fall ein Mann verhalten, der seine Frau nicht liebt? Sich zunächst auf die Wiederherstellung seiner Ehre besinnen und dann hoffen, die Gemahlin würde rechtzeitig, ehe man sie ermordet hätte, gefunden werden?
    Niedergeschlagen machte sich Erika klar, dass Selig sehr wahrscheinlich genau so, wie sie befürchtete, reagieren würde. Ihr Tod war demnach unausweichlich. Und Durwyn und seine Männer bräuchten sich dafür nicht einmal die Finger schmutzig zu machen. Warum sollten sie sich denn die Mühe machen, sie aus der Grube zu holen, um ihr die Kehle durchzuschneiden? Sie einfach in der Grube zu lassen, ohne die Hoffnung, jemals gefunden zu werden, war ebenso wirksam und sehr viel grausamer. Dieses kalte, schwarze Erdloch würde ihr Grab werden, und mit diesem Wissen würde sie sterben.

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    »Was soll das heißen, du kannst sie nicht finden?« fragte Selig, während er sich
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