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Die Rache der Horror-Reiter

Die Rache der Horror-Reiter

Titel: Die Rache der Horror-Reiter
Autoren: Jason Dark
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Sonntagslächeln, stellte mich vor und bat, den Direktor sprechen zu dürfen.
    »Oh, ich weiß nicht, ob Mr. Essex Sie jetzt empfangen kann«, erwiderte sie bedauernd.
    »Wir können vom Yard auch eine offizielle Einladung schicken«, sagte ich weiterhin lächelnd, doch mit einem schärferen Unterton in der Stimme.
    »Natürlich.« Die Frau wurde rot, sie knabberte dann an ihrer Unterlippe und griff zum Hörer des Haustelefons, obwohl eine direkte Sprechanlage neben ihr stand. Aber dabei hätte ich wohl zuviel mithören können.
    Sie bekam ihren Boß an die Strippe, entschuldigte sich wortreich für die Störung und berichtete dann, wer wartete.
    Sie hörte einen Moment zu, machte zwei Verbeugungen, sagte dreimal »Sehr wohl, Sir«, und ich sah, wie sich ihre Kollegin das Lachen kaum verbeißen konnte.
    Dann legte sie auf und schaute mich aus glänzenden Plüschaugen an.
    »In zwei Minuten wird Mr. Essex Sie empfangen.«
    »Na fein«, sagte ich. Und dann: »Sie sind aber schwer verliebt in Ihren Boß, wie?«
    Die Vornehme zuckte zusammen und bekam einen roten Kopf. »Wie wie kommen Sie darauf?«
    »Das merkt man. So wie Sie mit ihm reden.«
    Die andere Dame kicherte.
    »Beherrschen Sie sich!« fuhr die Ältere ihre Kollegin an.
    Das Lachen verstummte.
    Ich aber wartete und amüsierte mich innerlich. Platz bot man mir keinen an, so ging ich zum Fenster und schaute hinaus. Hinter der Bank befand sich der Parkplatz, wo auch mein Bentley stand. Glitt mein Blick über die Bäume hinweg, so sah ich die Türme von Westminster Abbey und des Parlaments. Dahinter glitzerte graugrün das Wasser der Themse, auf der starker Schiffsverkehr herrschte.
    Eine Minute war vergangen.
    Ich drehte mich wieder um und sah die Doppeltür an, die in das Allerheiligste des Bankdirektors führte.
    Irgendwie war ich sauer, denn ich wartete nicht gern. Aber man muß im Leben immer Konzessionen machen, und mit meinem Sonderausweis wollte ich nicht winken.
    Hätte ich das mal getan. Hinterher ist man ja immer schlauer.
    Die zweite Sekretärin stand auf und ging zur Kaffeemaschine. Früher trank man in England immer Tee, aber die Zeiten hatten sich geändert.
    In den Büros wurde die schwarze Brühe hinuntergespült. Mir ging es dabei nicht anders, nur hatte ich das Glück, eine Sekretärin als Mitarbeiterin zu haben, die den besten Kaffee der Welt kochte. Ehrlich, Freunde.
    »Die Zeit ist um«, sagte ich.
    »Natürlich, Oberinspektor.« Die verliebte Sekretärin erhob sich und schritt auf die Doppeltür zu. Sie klopfte vorher und öffnete dann, wobei sie mir netterweise den Vortritt ließ.
    »Danke«, sagte ich und übertrat die Schwelle.
    Schon nach dem ersten Schritt blieb ich stehen. Kühle Luft traf mein Gesicht, und die wehte nicht von hinten, sondern kam von vorn.
    Das hatte seinen Grund.
    Eines der beiden Fenster stand sperrangelweit offen. Und von Gordon Essex fehlte jede Spur…
    ***
    »Mr. Essex!« rief die Sekretärin hinter mir und war völlig aus dem Häuschen.
    »Schließen Sie die Tür!« wies ich sie an. »Aber von draußen.« Sie gehorchte.
    Ich aber hätte mir selbst in den Hintern treten können. Diese verdammten zwei Minuten hatten Essex gereicht, um zu verschwinden.
    Die Nennung meines Namens mußte ihn regelrecht elektrisiert haben, so daß er von einem Augenblick zum anderen die Flucht ergriffen und alles liegen und stehen gelassen hatte.
    Auf dem Schreibtisch lag noch seine Arbeit. Die Post von morgen, zwei aufgeschlagene Mappen. Das alles interessierte mich nicht. Ich wollte den Mann und lief zum Fenster.
    Ein Blick nach links.
    Nichts, dann der Blick nach rechts.
    Auch nichts.
    Ich sah nur den schmalen Sims, der sich unter dem Fenster hinzog.
    Dazu muß man wissen, daß dieses Haus schon sein Alter hatte.
    Mindestens fünfzig Jahre. Damals baute man noch repräsentativ, das heißt mit viel Stuck, kleinen Vorbauten, Erkern, Simsen und so weiter.
    Ich beugte mich noch einmal weit aus dem Fenster, und dann sah ich ihn.
    Eigentlich war es nur ein Hosenbein, das vom Wind erfaßt wurde und hinter einer kleinen Säule, die die Hauswand verschönern sollte und dem Mann jetzt als Deckung diente, hervorflatterte.
    Der Knabe hatte sich verrechnet.
    Ich würde ihn mir holen und zögerte keine Sekunde, sondern stieg ebenfalls aus dem Fenster.
    Da der Sims das Gewicht des Bankdirektors gehalten hatte, würde er unter meinem auch nicht zusammenbrechen, da war ich sicher. Unter anderem lief ich nicht zum erstenmal auf solch einem schmalen
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