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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora
Autoren: May R. Tanner
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verrieb das Blut mit einem
quietschenden Geräusch zuerst auf seinem Zahnfleisch, dann auf seiner Zunge,
was zur Folge hatte, dass das Herz des Kriegers schon ein wenig heftiger schlug. Na endlich!
Tiponi zog ihren Finger zurück, bevor der Mann zubeißen konnte. Dann stand sie
auf, stieß Damon mit dem Fuß an und steckte das Schwert zurück in dessen
Scheide, die ebenfalls unter ihrem Mantel verborgen lag. Es war Zeit zum
Aufbruch, bevor noch mehr Ghouls aus ihren Löchern krochen und es hier auch
ohne Granaten wirklich kuschelig wurde.
    „Wach auf, Arcus! Wir sind nicht zum
Schlafen hier! Bring deinen Kameraden nach Hause und sieh zu, dass du etwas
gegen das Metall in deinem Körper unternimmst. Eure Krankenschwester wartet
bereits.“
Rowtag kam aus der Dunkelheit zurück an ihre Seite. Tiponi tätschelte das
glänzende, graubraune Fell ihrer Wolfshündin, die dankbar hechelnd den Kopf an
dem groben schwarzen Stoff ihrer Kampfmontur rieb.
    Damon Arcus regte sich. Das Blut der
Tri’Ora hatte also die verbliebenen zwei Hirnzellen in seinem dämlichen
Dickschädel erreicht. Allerdings würde er sich an nichts, was mit ihr zu tun
hatte, erinnern können. Sie war für ihn nichts weiter als eine Traumgestalt. Nicht
wirklich und vor allem nicht der Heiland, der ausgezogen war, um ihm seine
Sünden zu vergeben. Er würde ganz allein damit fertig werden müssen. Tiponi
wäre zu gern dabei gewesen, wenn er sich seinem Anführer Theron stellte und die
Fehler, die er gemacht hatte, zugeben musste. Noch war es aber nicht so weit.
Irgendwann in den nächsten Tagen würde sie im Eagle Building auftauchen und um
einen Termin bei Mr. Harper bitten. Dann konnte sie ihren Erlös für die kleine
Hilfestellung heute aushandeln.
    Arcus schlug die Augen auf. Sie glühten
rot, als wären Batterien in ihm aufgeladen worden. Dabei hatte Tiponis Blut
lediglich eine oberflächliche Regeneration bewirkt. Er sah sie an, knurrte wie
der Hund an ihrer Seite und Tiponi schenkte ihm ihr schönstes, spöttischstes
Lächeln.
    „Guten Abend, Sonnenschein!“
Er würde Schmerzen haben aber kräftig genug sein, um nach Hause zu kommen und
seinen Partner mit sich zu nehmen. Der Wagen der Warrior parkte nicht unweit
hinter dem Zaun hinter einer Lagerhalle.
    „Man sieht sich, Schätzchen!“ Tiponi zog
die Kapuze binnen Sekundenbruchteilen wieder auf und verhüllte somit vor ihm
ihr Gesicht, das er anglotzte wie ein Mondkalb.
Dann waren sie und der Hund wie eine Fata Morgana in der Nacht verschwunden. So
plötzlich wie sie aus dem Nichts aufgetaucht waren. Sie würden in den Schatten
der alten Lagerhallen lauern und darauf achtgeben, dass die beiden Verletzten
tatsächlich in der Fortress ankamen.
     
     
    In der Fortress
    Nico hatte die beiden Warrior schweren
Herzens verabschiedet. Inzwischen war sie so oft in der Fortress, dass die
Abwesenheit der anderen ihr schmerzhaft bewusst war. Sie wusste um deren Macht
und Stärke im Kampf und doch machte sie sich die größten Sorgen. Vielleicht
deshalb, weil sie selbst nicht so weit war, helfend eingreifen zu können. Nein,
sie musste warten.
Wenigstens machte sie Fortschritte in ihrem Training mit Damon, weil sie
beinahe jeden Tag bei King war und von ihm in der Kunst der Selbstverteidigung
unterrichtet wurde. Ohne seine Unterstützung hätte sie niemals diese Distanz zu
Damon wahren können. King hatte ihr beigebracht, den Lehrmeister fern aller
Gefühle wahrzunehmen. Wenn sie zuhause allein in ihrem Bett ein paar Tränen
über ihn vergoss, dann erfuhr das niemand. Sie musste vernünftig sein und
einsehen, dass er ihre Gefühle nicht erwiderte. Es war nicht einmal mehr
Freundschaft möglich, das konnte sie in seinen Augen ablesen. Sie war ihm
allerhöchstens lästig.
    Wendy hatte sie eingeladen, die Zeit des
Wartens bei ihr in dem Apartment ihres Vaters zu verbringen. Nico hatte das
Angebot schlecht ausschlagen können, da die Quadruga zusammenwachsen sollte.
Und dazu mussten sie Zeit miteinander verbringen. Sie konnte aber nicht anders,
als sich in Wendys Gegenwart gehemmt zu fühlen. Sie hatte ihr noch nicht
erzählt, dass sie alles über die schreckliche Zeit der Gefangenschaft wusste.
Alles.
Nico hatte bisher gedacht, dass ihre Mutter in der Nacht des Angriffs die
größten Qualen erduldet hatte, die sie sich jemals vorstellen konnte, doch nach
der Vision über Awendelas Gefangenschaft war sie eines Besseren belehrt worden.
Außerdem hatte sie auch noch die Tätowierung auf Wendys Nacken entdeckt,
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