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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora
Autoren: May R. Tanner
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Nicolasa sich um sie kümmern konnte. Zuerst um
Ash. Der hatte es nötiger.
Gott, er war so blöd gewesen, die Deckung zu verlassen und auf den Van
zuzugehen. Das hatte doch alles nach Hinterhalt gerochen. Warum konnte er die
Mistkerle nicht mit der Frau abhauen lassen? Ihr war doch sowieso nicht mehr zu
helfen gewesen.
    ...dem Tode näher als dem Leben...
    Der Gedanke, der von irgendwoher zu
kommen schien, aber nicht zu ihm gehörte, holte ihn in die Gegenwart zurück. Er
musste Ash hier wegbringen. Archer stand auf. Die Knie wackelig und weich wie
Pudding. Es war besser, den Schmerz nicht zu unterdrücken und darüber hinweg zu
atmen. Ihm wurde fast wieder schwarz vor Augen und er schnaubte schlimmer als
eine Lokomotive, da ihm das Atmen so wehtat, dass er Sternchen sah. Ein klauenartiger
Griff an seine Brust, unter dem er den blutdurchtränkten, klebrigen Stoff
seines Shirts fühlte, genügte, um ihn zum Loslassen zu bringen, nicht mehr an
sich selbst zu denken und Ash so vorsichtig es eben ging, aufzuklauben, über
eine der zerschossenen Schultern zu werfen und gen Wagen zu stolpern, der
meilenweit weg zu sein schien.
    Wenigstens waren keine Ghouls unterwegs.
Noch ein paar dieser Biester mehr und sie wären verloren. Er saß so tief in der
Scheiße, dass es ein Wunder war, noch allein herauszufinden. Doch an die
Konsequenzen, die ihn erwarten würden, durfte er gerade nicht denken. Alles,
was zählte, war die Rettung seines Bruders.
    „Wehe, du stirbst! Dann versohl ich dir
nachträglich den pelzigen Arsch!“, keuchte er und stützte sich schwer an den
Pfosten, der den Maschendrahtzaun begrenzte. Dieser gab unter dem Gewicht des
Warriors und seiner Last nach. Damon taumelte nach vorn und hätte beinahe das
Gleichgewicht verloren. Gerade noch so konnte er sich fangen. Eine neue Welle
des Schmerzes peinigte ihn. Er konnte nicht verhindern, diesmal laut
herauszuschreien. Gnade demjenigen, der diese Tortur nicht erleben musste,
sondern gleich eines friedlichen Todes starb. Ihm als Unsterblichen war dieses
Glück jedenfalls nicht vergönnt. Er musste sich weiter vorwärts kämpfen. Er war
ein Warrior. Diese kleinen Kugeln in seinem Körper würden ihn schon nicht
unterkriegen.
    Endlich und nach Stunden, wie es ihm
schien, erreichte er den Wagen, mit dem er und Ash hergefahren waren. Der
schwarze Hummer H3 parkte unangetastet noch genau da, wo sie ihn zurückgelassen
hatten. Damon wühlte in den Taschen nach dem Schlüssel, bis ihm einfiel, das
Ash gefahren war und sich das Ding sich irgendwo in seinen Taschen oder dem,
was nach dem Feuer davon übrig war, befand.
Damon setzte seinen Kumpel vorsichtig vor dem Wagen auf dem Boden ab. Nicht
dagegen, denn auch dieses Fahrzeug war durch Rays technische Raffinessen vor
Diebstahl gesichert. Weitere Flüche entschlüpften seiner trockenen Kehle, als
er in dem Moment, als er Ash durchsuchte, über das wahre Ausmaß seiner
Verletzungen klar wurde.
    „Nicht sterben, Kumpel! Nicht sterben!“
    Das war alles seine Schuld. Er hatte dies
zu verantworten. Damon konnte in diesem Fall keinem anderen die Schuld geben.
Er hatte es versaut. Die Show vermasselt, den Feind zu nah an sich ran gelassen
und damit das Leben seines Freundes aufs Spiel gesetzt. Wäre Zeit gewesen, sich
zu übergeben, hätte Damon nach dem Anblick der Verbrennungen auf Ash’ Körper
den Weg in die verdorrten Büsche nahe des Wassers gesucht. Stattdessen fand er
den Schlüssel für den Wagen, entsicherte ihn und schaffte Ash, so schnell es
ihm möglich war, auf die Rückbank des Fahrzeugs, das binnen Minuten so aussah,
als hätte das Massaker nicht draußen im Gelände, sondern hier im Inneren des
Wagens stattgefunden.
    Damon wurde wieder schwindelig und es
kostete weitere, wichtige Sekunden, bis er soweit war, sich hinters Steuer
setzen und losfahren zu können. Auf dem Weg zurück in die Fortress missachtete
er sämtliche Verkehrsregeln und Sicherheitsvorschriften. Er pfiff drauf, da
Ash’ Leben am sprichwörtlich seidenen Faden hing.
Sobald sich das Tor zur Tiefgarage unterhalb der Fortress hinter ihm
geschlossen hatte, versagten seine Kräfte endgültig. Alles, was er noch tun
konnte, war sowohl verbal als auch mental einen Hilferuf auszustoßen, der die
Angerufene hoffentlich erreichte, bevor bei ihm die Lichter erneut ausgingen.
    „WENDYYYY!“
    Damon brach bewusstlos über dem Steuerrad
zusammen.
     
    ° ° °
    Wendy hatte nicht schlafen können. Die
innere Unruhe, die Nico befallen hatte, schien
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