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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung
Autoren: Krystyna Kuhn
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hinunter ins Tal und holen Hilfe.«
    Frank: Er hatte in seinem Drogenrausch offenbar überhaupt nicht verstanden, was vor sich ging, sondern weiter auf seiner Gitarre herumgeklimpert.
    Mark: Er war der Einzige, der versuchte, Grace das Leiden zu erleichtern, in dem er ihren Körper mit Kissen abstützte.
    Und Mi Su? Sie legte nach und nach ihren Schmuck ab. Die silbernen Ohrringe, die sie in Fields in dem Laden mit Indianerschmuck gekauft hatte, und die Kette aus Holzperlen. Und dann öffnete sie die geflochtenen Zöpfe und ließ das Haar offen herunterhängen. Ein Zeichen von Trauer in Korea.
    Paul dagegen hielt eine Flasche Rotwein in der Hand und nahm einen Schluck nach dem anderen. Seine Augen waren rot unterlaufen, während er ins Feuer starrte.
    Kathleen: Sie saß ganz eng neben Paul und weinte leise vor sich hin.
    Und schließlich Martha: ihre letzten Worte in ihren Aufzeichnungen: Ich kann ihr Stöhnen nicht länger ertragen. Und denke die ganze Zeit nur: Stirb, stirb doch endlich.
    Katie rief: »Warum unternehmt ihr denn nichts?«
    Hatte sie es wirklich laut gerufen?
    Vielleicht.
    Vielleicht auch nicht.
    Aber sie konnte Marks Antwort hören: »Wir können ihr nicht mehr helfen.«
    Und Milton, der auf Paul losging: »Es ist alles deine Schuld.«
    Hatte sie sich das ausgedacht?
    Stand es in diesem Ordner?
    Sie wusste es nicht, aber irgendwann erhob sie sich, schaltete das Licht aus und öffnete das Fenster. Hoffte, der Nebel würde auch ihr Zimmer einhüllen und sie einfach verschwinden lassen.
    Sie schlief nicht und war auch nicht bei Bewusstsein. Sie war oben auf dem Ghost. Sie hörte den Wind und spürte die eisige Luft. Ihr Blick flog zu den umliegenden Bergen und verlor sich in der Weite der Gletscherlandschaft, wenn sie auch wusste, dass das Tal dort unten lag und sie keine andere Wahl hatte, als dorthin zurückzukehren.
    Es war wie damals, als sie am Ufer neben Sebastien gesessen hatte. Sie hatte gehofft, alles ungeschehen zu machen, indem sie sich einfach nicht bewegte, sich still verhielt.
    Genau wie Paul, Mark und die anderen.
    Dabei war es Angst gewesen, wenn nicht sogar Feigheit.
    Und feige, das war das Letzte, was Katie sein wollte.
    Weshalb sie nun das Licht anknipste und die Geister auslöschte. Sie lösten sich in nichts auf, und zum Teufel, das sollte auch so bleiben.
    Fröstelnd stand sie vor dem offenen Zimmerfenster, aber es tat gut, diese eisige Kälte zu spüren, die sie Stück für Stück zurück in die Wirklichkeit brachte. Sie wusste, es gab jetzt nur einen Weg. Sie musste sich auf die Suche nach Julia machen und ihr die Geschichte erzählen.
    Sie öffnete die Tür und trat in das Dunkel des Apartments. Die Türen zu den anderen Zimmern waren verschlossen. Debbie war seit Monaten in der Klinik und jetzt auch David und Benjamin. Und Julia hatte das Vertrauen in sie verloren.
    Katie biss die Zähne zusammen. Okay, Katie – keine Melancholie. Du wirst die Sache jetzt beenden und dann reist du ab zu Sebastien. Er wartet auf dich.
    Grace College, du kannst mich mal. Und das Tal sowieso.
    Es war das Ticken der Küchenuhr, das Katie ans Ohr drang, ein Geräusch, das sie sonst gar nicht wahrnahm, weil die Geräusche des Alltags es übertönten und es heutzutage Handys gab, die auf die Minute genau den Rhythmus der Tage bestimmten.
    Aber das Ticken war da – lauter, als es Katie jemals zuvor gehört hatte. War es die Leere des Apartments? War es die Dunkelheit? Oder dieses enervierende Geräusch?
    Auf jeden Fall drehte sich Katie auf dem Absatz herum und floh zurück in ihr Zimmer. Und dort sah sie es auf dem Display ihres Radioweckers.
    Es war genau 23:32 Uhr.
    Das letzte Mal, als sie auf die Uhr gesehen hatte, war es 20:32 gewesen. Es war drei Stunden her. Julia und Rose waren fast ebenso lange verschwunden.
    Das Geräusch, das sie nun hörte, war so leise, wie wenn jemand vorsichtig die Seite eines Buchs umblätterte, um das nächste Kapitel zu beginnen.

Grace Dossier
    Film No. 28, Abschnitt 14:13/15:00
AUSS. GHOST – GLETSCHERSPALTE – VORMITTAG
    Strahlender Sonnenschein.
    PAUL (fragend)
    Was meinst du?
    Kamera schwenkt zu einer Hand, die nach etwas greift.
    PAUL (nervös)
    Der beste Ort, um eine Leiche verschwinden zu lassen.
    Eine Axt hebt sich.
    PAUL (laut)
    Oder, was meinst du, Milton?
    STIMME (aus dem Off)
    Es tut mir nicht leid
    (SCHLUCHZEN)

    Super-8-Cartridge – Kodachrome 40

Kapitel 28
    Katies Blick ging zu ihrem Bett. Die Decke war unberührt, das Kopfkissen glatt
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