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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber
Autoren: Roger Zelazny
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Letzten verausgabt, um die Dinge zusammenzuhalten. Und jetzt sieht es so aus, als habe das alles nichts genützt, und meine Kraft reicht nicht mehr, um darüber traurig zu sein. Ich bin völlig gefühllos geworden.
    Verzeih mir.«
    Sie küßte mich.
    »Noch sind wir nicht besiegt. Du wirst zu dir selbst zurückfinden.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Es ist wie im letzten Kapitel von
Alice im Wunderland«,
sagte ich. »Wenn ich rufe: ›Ihr seid doch nur ein Kartenspiel!‹, dann wirbeln wir alle in die Luft, ein Packen gemalter Motive. Ich begleite euch nicht. Laßt mich hier zurück. Ich bin sowieso nur der Joker.«
    »In diesem Augenblick bin ich stärker als du«, widersprach sie. »Du kommst mit!«
    »Das ist nicht fair«, sagte ich leise.
    »Iß zu Ende«, sagte sie. »Wir haben noch ein wenig Zeit.«
    Als ich ihrer Aufforderung nachkam, fuhr sie fort: »Dein Sohn Merlin möchte dich gern sprechen. Ich würde ihn gern heraufrufen.«
    »Als Gefangenen?«
    »Eigentlich nicht. Er hat am Kampf nicht teilgenommen. Er traf lediglich vor kurzem ein und wollte dich sehen.«
    Ich nickte, und sie entfernte sich. Ich legte die Nahrung fort und sprach noch einmal dem Wein zu. Plötzlich war ich nervös. Was sagt man einem erwachsenen Sohn, wenn man erst kürzlich erfahren hat, daß es ihn überhaupt gibt? Ich fragte mich, welche Gefühle er mir entgegenbringen würde. Und ob er von Daras Entscheidung wußte. Wie sollte ich mich ihm gegenüber verhalten?
    Ich sah ihn aus einer Gruppe meiner Verwandten treten, die sich ein gutes Stück links von mir zusammengefunden hatte. Ich hatte mich schon gefragt, warum man dermaßen auf Abstand von mir ging, doch je mehr Besucher zu mir kamen, desto mehr ahnte ich die Lösung. Ich fragte mich, ob der Rückzug meinetwegen verzögert wurde. Die feuchten Böen des Unwetters wurden stärker. Merlin blickte mich im Näherkommen an, ohne einen besonderen Ausdruck auf dem Gesicht, das dem meinen so sehr ähnelte. Ich fragte mich, wie Dara zumute war, nachdem sich ihre Prophezeiung von der Vernichtung endlich zu bewahrheiten schien. Und ich fragte mich, wie sie wirklich zu dem Jungen stand. Ich stellte mir ... viele Fragen.
    Er beugte sich vor und ergriff meine Hand. »Vater ...«
    »Merlin.« Ich blickte ihn in die Augen. Ohne seine Hand loszulassen, stand ich auf.
    »Bleib liegen.«
    »Schon gut.« Ich drückte ihn an mich und ließ ihn wieder los. »Ich bin froh«, fuhr ich fort. »Trink mit mir.« Ich hielt ihm den Wein hin, zum Teil auch um zu verbergen, daß ich plötzlich keine Worte fand.
    »Vielen Dank.«
    Er nahm die Flasche, trank daraus und reichte sie zurück.
    »Auf deine Gesundheit«, sagte ich und trank ebenfalls. »Tut mir leid, daß ich dir keinen Stuhl anbieten kann.«
    Ich setzte mich wieder auf den Boden. Er folgte meinem Beispiel.
    »Von den anderen scheint niemand genau zu wissen, was du eigentlich getan hast«, sagte er, »außer Fiona, die mir sagte, es sei sehr schwierig gewesen.«
    »Ach was«, gab ich zurück. »Ich freue mich, daß ich es bis hierher geschafft habe, und wenn es wegen dieses Gespräches wäre. Erzähl mir von dir, mein Sohn. Was für ein Mensch bist du? Wie ist das Leben mit dir umgesprungen?«
    Er wandte den Blick ab. »Ich habe noch nicht lang genug gelebt, um viel erreicht zu haben«, erwiderte er.
    Es interessierte mich, ob er die Fähigkeiten eines Gestaltveränderers besaß, verzichtete aber zunächst darauf, ihn zu fragen. Es hatte keinen Sinn, nach Unterschieden zwischen uns zu forschen, nachdem ich ihn eben erst kennengelernt hatte.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wie es gewesen sein muß«, sagte ich, »in den Höfen aufzuwachsen.«
    Zum erstenmal lächelte er.
    »Und ich kann mir nicht vorstellen, wie es woanders hätte sein können«, entgegnete er. »Es war insofern anders, als ich viel mir selbst überlassen blieb. Man brachte mir die Dinge bei, die ein Edelmann wissen muß – Magie, Waffen, Gifte, Reiten und Tanzen. Man sagte mir, ich würde eines Tages in Amber herrschen. Aber das gilt nicht mehr, oder?«
    »Für die absehbare Zukunft sieht es nicht danach aus«, sagte ich.
    »Gut«, erwiderte er. »Dies war auch die einzige Sache, die ich nicht tun wollte.«
    »Was möchtest du denn tun?«
    »Ich möchte das Muster in Amber beschreiten, wie Mutter es getan hat, und Macht über die Schatten gewinnen, damit ich sie aufsuchen und dort unbekannte Dinge sehen und Abwechslung erleben kann. Meinst du, daß das möglich ist?«
    Ich trank
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