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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber
Autoren: Roger Zelazny
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erschien ein neuer Umriß aus dem schimmernden Vorhang. Es war ein ganz in Schwarz gehüllter Karren, gezogen von einem Gespann schwarzer Pferde. An den vier Ecken ragten Stäbe auf, die in blauem Feuer erstrahlten, und dazwischen ruhte ein Gebilde, bei dem es sich nur um einen Sarg handeln konnte, bedeckt von unserer Einhorn-Flagge. Der Fahrer war ein buckliger Mann in orangefarbener und purpurner Kleidung, und trotz der Entfernung wußte ich sofort, daß Dworkin das Gespann führte.
    So ist es also,
dachte ich.
Ich kenne den Grund nicht, aber irgendwie erscheint es mir passend, daß du jetzt in das Alte Land reist. Es gibt vieles, das ich dir hätte sagen können, während du noch am Leben warst. Einiges habe ich gesagt, doch von den richtigen Worten sind nur wenige ausgesprochen worden. Jetzt ist es vorbei, denn du bist tot. So tot wie all jene, die vor dir zu jenem Ort eingegangen sind, an den wir übrigen dir vielleicht bald folgen. Es tut mir leid. Erst nach so vielen Jahren, als du ein anderes Gesicht und eine andere Gestalt zeigtest, lernte ich dich wirklich kennen und respektieren und konnte dich sogar gernhaben – obwohl du auch in jener Person ein störrischer alter Kerl gewesen bist. War das Ganelon-Ich vielleicht von vornherein das echte Du, oder nur eine der vielen Gestalten, die du aus Bequemlichkeit angenommen hast, du alter Gestaltveränderer? Ich werde es nie erfahren, doch möchte ich mir gern einbilden, dich schließlich so gesehen zu haben, wie du wirklich warst, einem Menschen begegnet zu sein, der mir gefiel, jemandem, dem ich vertrauen konnte, und daß dieser Jemand du warst. Ich wünschte, ich hätte dich sogar noch besser kennenlernen können, bin aber dankbar für das wenige ...
    »Vater ...?« fragte Julian leise.
    »Wenn es mit ihm zu Ende ging, wollte er über die Burgen des Chaos hinaus in die letzte Dunkelheit überführt werden«, sagte Bleys. »Das hat mir Dworkin einmal erzählt. Über das Chaos und Amber hinaus, an einen Ort, wo niemand herrscht.«
    »Und so geschieht es«, sagte Fiona. »Doch befindet sich Ordnung irgendwo hinter jener Mauer, durch die sie kommen? Oder erstreckt sich das Unwetter ins Unendliche? Wenn er Erfolg gehabt hat, kann diese Erscheinung nur vorübergehend sein und bringt uns keine Gefahr. Aber wenn nicht ...«
    »Es kommt nicht mehr darauf an«, warf ich ein, »ob er Erfolg gehabt hat oder nicht, denn
ich
habe es geschafft.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich glaube, er hat sein Ziel nicht erreicht«, sagte ich. »Er wurde vernichtet, ehe er das alte Muster reparieren konnte. Als ich den Sturm kommen sah, ging mir auf, daß ich nicht mehr rechtzeitig mit dem Juwel hier eintreffen konnte, das er mir nach seinem Versuch hatte schicken lassen. Brand hatte mir den Stein unterwegs abnehmen wollen – um ein neues Muster zu schaffen, wie er sagte. Später brachte mich das auf den Gedanken. Als ich erkannte, daß nichts anderes mehr helfen konnte, gebrauchte ich das Juwel, um ein neues Muster zu schaffen. Es war die schwierigste Aufgabe, die ich je übernommen habe, doch es gelang mir. Wenn diese Woge vorbei ist, müßte die Welt eigentlich zusammenhalten, ob wir diesen Ansturm nun überleben oder nicht. Brand stahl mir das Juwel in dem Augenblick, als ich das Muster beendet hatte. Als ich mich von seinem Angriff erholt hatte, konnte ich mich mit Hilfe des neuen Musters hierher projizieren. Es gibt also nach wie vor ein Muster, egal, was passiert.«
    »Aber was ist, wenn Vater doch erfolgreich gewesen ist?« fragte sie.
    »Keine Ahnung.«
    »So wie ich die Dinge nach Äußerungen Dworkins verstehe«, sagte Bleys, »kann es im gleichen Universum nicht zwei verschiedene Muster geben. Dabei zählen die Phänomene in Rebma und Tir-na Nog´th nicht mit, da sie nur Spiegelungen unseres Ur-Musters waren ...«
    »Was würde geschehen?« fragte ich.
    »Ich glaube, es gäbe eine Abspaltung, es würde sich eine neue Existenz bilden – irgendwo.«
    »Und was wäre die Auswirkung auf unsere Welt?«
    »Entweder eine totale Katastrophe oder keinerlei Folgen«, antwortete Fiona. »Für beide Möglichkeiten könnte ich Argumente vorbringen.«
    »Dann sind wir genau dort, wo wir angefangen haben«, bemerkte ich. »Entweder geht unsere Welt in Kürze unter, oder sie bleibt erhalten.«
    »So sieht es aus«, sagte Bleys.
    »Es kommt sowieso nicht mehr darauf an, wenn wir den kommenden Ansturm nicht überstehen«, sagte ich. »Und der kommt bestimmt.«
    Ich wandte mich wieder der
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