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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber
Autoren: Roger Zelazny
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schläfrig stellen, sagte eine Stimme, die mein schlimmstes, allerdings auch klügeres Ich vertrat.
    Und danach handelte ich denn auch.
    Etwa zehn Minuten später steckte eine Schwester den Kopf durch den Türspalt, während ich – natürlich – dicke Bäume zersägte. Sie verschwand wieder.
    Inzwischen hatte ich mir einige Bruchstücke der Ereignisse zusammengesucht.
    Ich erinnerte mich vage, in einen Unfall verwickelt gewesen zu sein. Was danach geschehen war, konnte ich noch nicht recht erfassen, und die Ereignisse davor waren mir völlig entfallen. Aber ich war zuerst in einem Krankenhaus gewesen und dann in dieses Haus gebracht worden. Warum? Ich wußte es nicht.
    Meine Beine fühlten sich allerdings ganz brauchbar an. Jedenfalls konnte ich wohl notfalls darauf stehen, wenn ich auch nicht wußte, wie alt die Brüche waren – ich war sicher, daß sie gebrochen gewesen waren.
    Ich richtete mich also auf. Da meine Muskeln erschlafft waren, kostete mich die Bewegung große Anstrengung. Draußen war es dunkel, und eine Handvoll Sterne schimmerte klar vor dem Fenster. Ich erwiderte ihr Blinzeln und schob die Beine über die Bettkante.
    Zuerst war mir schwindlig, doch nach einer Weile beruhigte ich mich und stand auf, wobei ich mich am Kopfende des Bettes festhielt. Dann machte ich meine ersten Schritte.
    Gut. Ich stand wieder.
    Theoretisch war ich also fit, diesen Laden zu verlassen.
    Ich tastete mich zum Bett zurück, legte mich nieder und überlegte. Ich schwitzte und zitterte. Die Trauben hingen hoch ...
    Etwas war faul im Staate Dänemark ...
    Es war ein Autounfall gewesen, fiel mir plötzlich ein. Ein ziemlich schwerer Unfall ...
    Im nächsten Augenblick öffnete sich die Tür, Licht fiel herein. Durch die gesenkten Wimpern sah ich eine Schwester mit einer Injektionsspritze in der Hand.
    Sie näherte sich dem Bett, ein gut gebautes Mädchen mit dunklem Haar und kräftigen Armen.
    Als sie heran war, richtete ich mich auf.
    »Guten Abend«, sagte ich.
    »Oh – guten Abend«, erwiderte sie.
    »Wann komme ich hier raus?« wollte ich wissen.
    »Da muß ich den Arzt fragen.«
    »Tun Sie das«, sagte ich.
    »Bitte rollen Sie den Ärmel hoch.«
    »Nein danke.«
    »Ich muß Ihnen eine Injektion geben.«
    »Nein. Brauche ich nicht.«
    »Das muß wohl leider der Arzt entscheiden.«
    »Dann schicken Sie ihn her, damit er´s entscheiden kann. Aber bis dahin lasse ich es nicht zu.«
    »Ich habe leider meine Anweisungen.«
    »Die hatte Eichmann auch – und Sie wissen ja, was mit dem passiert ist.« Ich schüttelte langsam den Kopf.
    »Also gut«, sagte sie. »Ich muß natürlich Meldung machen ... «
    »Bitte tun Sie das«, sagte ich, »und melden Sie auch gleich, daß ich beschlossen habe, die Klinik morgen früh zu verlassen.«
    »Unmöglich! Sie können ja nicht mal gehen – und Sie haben innere Verletzungen ...«
    »Das werden wir sehen«, sagte ich. »Gute Nacht.«
    Sie verschwand wortlos.
    Ich lag in meinem Bett und überlegte. Offenbar befand ich mich in einer Art Privatklinik – es mußte also jemanden geben, der für die Pflege aufkam. Wen kannte ich? Doch ich vermochte mich an keine Verwandten zu erinnern. Auch nicht an Freunde. Was blieb dann noch? Feinde?
    Ich überlegte eine Zeitlang.
    Nichts.
    Niemand, der mir so wohlgesonnen war.
    Plötzlich fiel mir ein, daß ich mit dem Wagen über Klippen in einen See gerast war. Aber an mehr erinnerte ich mich nicht.
    Ich war ...
    Ich versuchte mich zu erinnern und begann von neuem zu schwitzen.
    Ich wußte nicht mehr,
wer
ich war.
    Um mich zu beschäftigen, richtete ich mich auf und wickelte alle Bandagen ab. Darunter schien alles in Ordnung zu sein; offenbar machte ich nichts falsch. Den Gips an meinem rechten Bein zerbrach ich mit einer Metallstange, die ich vom Kopfteil des Bettes löste. Ich hatte das vage Gefühl, daß ich mich beeilen mußte, daß es dringend etwas zu erledigen gab.
    Ich bewegte mein rechtes Bein. Keine Probleme.
    Ich zerschlug den Gipsverband am anderen Bein, stand auf und ging zum Schrank.
    Keine Kleidung.
    Dann hörte ich die Schritte. Ich kehrte zum Bett zurück und deckte die zerbrochenen Gipsstücke und abgelegten Bandagen zu.
    Wieder schwang die Tür auf.
    Im nächsten Augenblick war ich in Licht gebadet, und ein stämmiger Bursche in einer weißen Jacke stand vor mir, die Hand am Schalter.
    »Was höre ich da, Sie machen der Schwester das Leben sauer?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Was haben Sie denn gehört?«
    Das beschäftigte ihn
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