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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber
Autoren: Roger Zelazny
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was ich Ihnen sage – oder verantworten Sie sich vor dem Gesetz!«
    Er versuchte einen Knopf auf dem Tisch zu drücken, doch ich wischte seine Hand zur Seite.
    »Also wirklich!« sagte ich. »Den hätten Sie drücken sollen, als ich hereinkam. Jetzt ist es zu spät.«
    »Mr. Corey, Sie stellen sich höchst widerborstig an ...«
    Corey?
    »Ich habe mich hier nicht eingeliefert«, sagte ich, »aber ich habe das verdammte Recht, von hier zu verschwinden. Und jetzt ist der richtige Moment dafür gekommen. Also los!«
    »Ihr Zustand erlaubt es nicht, diese Anstalt zu verlassen«, sagte er. »Ich kann es nicht zulassen. Ich werde jetzt jemanden rufen, der Sie in Ihr Zimmer zurückbegleitet und ins Bett bringt.«
    »Versuchen Sie das lieber nicht«, sagte ich, »sonst bekommen Sie nämlich zu spüren, in welchem Zustand ich bin! Zunächst habe ich mehrere Fragen. Wer hat mich hier eingeliefert, wer zahlt für mich?«
    »Also gut«, seufzte er, und sein winziger, sandfarbener Schnurrbart senkte sich bedrückt, so weit es ging.
    Er öffnete eine Schublade, steckte die Hand hinein, doch ich war auf der Hut.
    Ich schlug ihm den Arm zur Seite, ehe er die Waffe entsichert hatte – eine .32 Automatic, sehr hübsch; Colt. Als ich die Waffe zur Hand nahm, spannte ich den Hahn, zielte auf seine Nasenspitze und sagte: »Jetzt beantworten Sie mir gefälligst meine Fragen. Offensichtlich halten Sie mich für gefährlich. Da könnten Sie durchaus recht haben.«
    Er lächelte schwach und zündete sich ebenfalls eine Zigarette an, was ein Fehler war, wenn er damit Gelassenheit demonstrieren wollte.
    Seine Hände zitterten nämlich.
    »Also gut, Mr. Corey – wenn Sie dann zufrieden sind«, sagte er. »Sie wurden von Ihrer Schwester hier angemeldet.«
    In meinem Kopf zeichnete sich lediglich ein einziges großes Fragezeichen ab.
    »Welche Schwester?« fragte ich.
    »Evelyn.«
    Nichts rührte sich. »Das ist lächerlich. Ich habe Evelyn seit Jahren nicht mehr gesehen«, sagte ich. »Sie wußte nicht einmal, daß ich in der Gegend war.«
    Er zuckte die Achseln. »Trotzdem ...«
    »Wo ist sie jetzt? Ich will sie anrufen«, forderte ich.
    »Ich habe ihre Anschrift nicht greifbar.«
    »Holen Sie sie.«
    Er stand auf, ging zu einem Aktenschrank, öffnete ihn, blätterte Papiere durch, zog eine Karte heraus.
    Ich sah mir die Eintragung an. Mrs.
Evelyn Flaumel ...
Die New Yorker Adresse sagte mir ebenfalls nichts, doch ich merkte sie mir. Aus der Karte ging noch hervor, daß mein Vorname Carl lautete. Gut. Weitere Informationen.
    Ich steckte die Waffe neben die Strebe in den Gürtel; zuvor hatte ich sie natürlich gesichert.
    »Also gut«, sagte ich. »Wo ist meine Kleidung, und was werden Sie mir zahlen?«
    »Ihre Kleidung wurde bei dem Unfall vernichtet«, sagte er, »und ich muß Ihnen außerdem sagen, daß beide Beine gebrochen waren – das linke sogar doppelt. Offen gesagt, es ist mir schleierhaft, wie Sie überhaupt stehen können. Sie sind erst vor zwei Wochen ...«
    »Meine Wunden heilen eben schnell«, sagte ich. »Aber jetzt zum Geld ...«
    »Was für Geld?«
    »Die außergerichtliche Erledigung der Mißbrauchsanklage und das andere.«
    »Sie haben ja den Verstand verloren!«
    »Wer hat hier den Verstand verloren? Ich bin mit tausend in bar zufrieden, zahlbar sofort.«
    »Darüber brauchen wir gar nicht erst zu reden.«
    »Nun, ich rate Ihnen, sich die Sache lieber noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen – überlegen Sie nur, welchen Ruf sich Ihre Klinik erwirbt, wenn ich vor dem Prozeß tüchtig die Trommel rühren kann. Zumindest werde ich mich an die Amerikanische Ärztevereinigung wenden, an die Zeitungen, die ...«
    »Das ist Erpressung«, sagte er. »Darauf lasse ich mich nicht ein.«
    »Zahlen Sie jetzt – oder später, auf Gerichtsbeschluß«, sagte ich. »Mir ist das egal. Aber auf kurzem Wege ist es billiger.«
    Wenn er jetzt mitmachte, waren meine Vermutungen nicht ganz aus der Luft gegriffen – dann war hier tatsächlich etwas nicht in Ordnung.
    Düster starrte er mich an – ich weiß nicht, wie lange.
    »Tausend habe ich nicht hier«, sagte er schließlich.
    »Schlagen Sie einen Kompromiß vor.«
    »Raub ist das«, sagte er nach einer weiteren Pause.
    »Nicht in bar, Charlie. Also raus damit.«
    »Kann sein, daß ich fünfhundert im Safe habe.«
    »Holen Sie´s.«
    Nachdem er den Inhalt eines kleinen Wandsafes durchgesehen hatte, verkündete er, er habe vierhundertundvierzig Dollar. Da ich keine Fingerabdrücke auf
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