Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
Kleidung?« fragte ich.
    »...!« wiederholte er.
    »Dann muß ich Ihre Sachen nehmen. Ziehen Sie sich aus.«
    Da es beim drittenmal schon etwas langweilig wurde, warf ich ihm nur das Bettzeug über den Kopf und schlug ihn mit der Metallstrebe bewußtlos.
    Nach etwa zwei Minuten war ich von Kopf bis Fuß in Weiß gekleidet. Ich schob den Burschen in den Schrank und blickte durch das Fenstergitter. Ich sah den Neumond über einer Pappelreihe. Das Gras funkelte silbrig. Die Nacht kämpfte ein Rückzugsgefecht gegen die Sonne. Ich fand keinen Hinweis darauf, wo die Klinik lag. Ich schien mich im zweiten Obergeschoß des Gebäudes aufzuhalten. Weiter unten zur Linken leuchtete ein helles Viereck im Erdgeschoß, wo noch jemand wach zu sein schien.
    Ich verließ das Zimmer und sah mir den Flur an. Links endete der Gang an einer Wand mit einem Gitterfenster; in dieser Richtung waren vier weitere Türen zu sehen, zwei auf jeder Seite. Wahrscheinlich Krankenzimmer.
    Ich ging nach links, blickte aus dem Fenster und sah noch mehr Grasflächen und Bäume, noch mehr Nacht – nichts Neues. Schließlich machte ich kehrt und wanderte in die andere Richtung.
    Zahlreiche Türen, kein Licht darunter zu sehen; das einzige Geräusch kam von meinen großen geborgten Schuhen.
    Die Armbanduhr des Bulligen verriet mir, daß es Viertel vor sechs war. Die Metallstange, die ich unter dem weißen Krankenpflegerjackett in den Gürtel gesteckt hatte, scheuerte mir beim Gehen gegen den Hüftknochen. Etwa alle fünf Meter leuchtete eine schwache Deckenlampe.
    Ich erreichte eine Treppe, die zur Rechten in die Tiefe führte. Ich ging hinab. Die Stufen waren mit Teppichboden ausgelegt.
    Die erste Etage sah identisch aus – reihenweise Zimmer. Ich marschierte weiter.
    Als ich das Erdgeschoß erreichte, wandte ich mich nach rechts und suchte nach der Tür mit dem Lichtstreifen.
    Ich fand sie fast am Ende des Korridors und machte mir nicht die Mühe anzuklopfen.
    Der Bursche saß in einem schreiend bunten Morgenmantel hinter einem großen polierten Tisch und sah eine Art Kontobuch durch. Dies war kein Stationszimmer. Er sah mich an; seine Lippen dehnten sich zu einem Schrei, der nicht kam – was wohl an meinem entschlossenen Gesichtsausdruck lag. Hastig stand er auf.
    Ich schloß die Tür hinter mir und trat vor.
    «Guten Morgen«, sagte ich. »Machen Sie sich auf gehörige Schwierigkeiten gefaßt.«
    Wenn es um Schwierigkeiten geht, sind die Leute immer neugierig; nach den drei Sekunden, die ich benötigte, um das Zimmer zu durchqueren, wollte er wissen: »Was meinen Sie?«
    »Ich meine«, fuhr ich fort, »daß Sie einen Prozeß an den Hals bekommen, weil Sie mich hier meiner Freiheit beraubt haben, einen zweiten Prozeß wegen unsachgemäßer Führung der Klinik, insbesondere wegen des unverantwortlichen Einsatzes von Betäubungsmitteln. Ich habe bereits Entziehungserscheinungen und wäre durchaus fähig, gewalttätig zu werden ...«
    Er stand auf. »Verschwinden Sie!« sagte er.
    Ich entdeckte eine Packung Zigaretten auf seinem Tisch und griff zu. »Setzen Sie sich und halten Sie die Schnauze. Wir haben einiges zu besprechen.«
    Er setzte sich, aber meinem guten Rat, die Schnauze zu halten, kam er nicht nach.
    »Sie übertreten hier mehrere Vorschriften«, maulte er.
    »Dann sollten wir das Gericht entscheiden lassen, wer dafür zu belangen ist«, erwiderte ich. »Ich möchte meine Kleidung und meine persönlichen Wertsachen zurückhaben. Ich verlasse die Klinik.«
    »Ihr Zustand erlaubt nicht ...«
    »Niemand hat Sie um Ihre unmaßgebliche Meinung gebeten. Tun Sie, was ich Ihnen sage – oder verantworten Sie sich vor dem Gesetz!«
    Er versuchte einen Knopf auf dem Tisch zu drücken, doch ich wischte seine Hand zur Seite.
    »Also wirklich!« sagte ich. »Den hätten Sie drücken sollen, als ich hereinkam. Jetzt ist es zu spät.«
    »Mr. Corey, Sie stellen sich höchst widerborstig an ...«
    Corey?
    »Ich habe mich hier nicht eingeliefert«, sagte ich, »aber ich habe das verdammte Recht, von hier zu verschwinden. Und jetzt ist der richtige Moment dafür gekommen. Also los!«
    »Ihr Zustand erlaubt es nicht, diese Anstalt zu verlassen«, sagte er. »Ich kann es nicht zulassen. Ich werde jetzt jemanden rufen, der Sie in Ihr Zimmer zurückbegleitet und ins Bett bringt.«
    »Versuchen Sie das lieber nicht«, sagte ich, »sonst bekommen Sie nämlich zu spüren, in welchem Zustand ich bin! Zunächst habe ich mehrere Fragen. Wer hat mich hier eingeliefert,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher